Königsweg 65
Haus 27
14163 Berlin
+49 30 838 62618
fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de
In einem milcherzeugenden Betrieb in Brandenburg wurde bei 417 multiparen Kühen die Konzentration von IGF-1 innerhalb der ersten 40 Tage post partum (pp) ermittelt und auf ihren Zusammenhang zur Fruchtbarkeitsleistung sowie Milchleistung hin untersucht. Die erste Blutentnahme erfolgte innerhalb der ersten 12 Stunden pp (Tag 1) und wurden am Tag 4, 10, 20 (±2) und 40 (±4) pp wiederholt. Zusätzlich wurden die Stoffwechselparameter Betahydroxybuttersäure (BHB), nicht veresterte freie Fettsäuren (NEFA), Bilirubin (BILI) und die Enzymaktivitäten der Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) sowie Aspartat-Amino-Transferase (ASAT) ermittelt. Es erfolgte eine tägliche Dokumentation der tierindividuellen Milchleistungsdaten und eine Erfassung der Rückenfettdicke (RFD) mittels Ultraschall am Tag 1, 4, 20, 40, 70, 100 und 130 der Laktation.
Die Korrelation zwischen der Konzentration von IGF-1 und den Stoffwechselparametern sowie der RFD wurden durch Pearson Koeffizienten beschrieben. Das Signifikanzniveau wurde auf p<0,05 festgelegt.
Die Konzentration von IGF-1 bewegte sich zwischen 57 ± 18,9 ng/ml am Tag 1 pp und 74 ± 19,9 ng/ml am Tag 40 pp. Die Ergebnisse zeigten eine hochsignifikante Korrelation zwischen der Konzentration von IGF-1 und BHB (–0,188, p<0,01), NEFA(–0,259, p<0,01), Bilirubin (–0,256, p<0,01), RFD (0,59, p=0,018).
Für die Interpretation des Zusammenhangs zwischen der Konzentration von IGF-1 und der Fruchtbarkeitsleistung sowie der Milchleistung wurde die Fläche unter der Kurve (AUC) der fünf Messzeitpunkte im Puerperium ermittelt. Die Kühe wurden somit anhand des Medians in Klassen mit hohen bzw. niedrigen Konzentrationen von IGF-1 im Untersuchungszeitraum eingeteilt. Kühe mit einer hohen Konzentration von IGF-1 hatten signifikant bessere Erstbesamungserfolge (41,3 % vs. 29,5 %) und geringere Güstzeiten (104,8±45,3 vs. 118,4±50,5). Kühe mit überdurchschnittlich hohen Konzentrationen von IGF-1 am Tag 1 und 4 erkrankten seltener an einer Endometritis.
Die 10-Tages-Milchleistung ist zwischen dem 4. und 260. Tag pp signifikant höher bei Kühen mit einer niedrigeren Konzentration von IGF-1.
Schlussfolgerungen:
Die Konzentration von IGF-1 steht in engem Zusammenhang zur Fruchtbarkeitsleistung sowie Milchleistung bei hochleistenden Milchkühen.
1. Bei den Fruchtbarkeitskennzahlen erzielten die Kühe bessere Ergebnisse, die höhere kumulative Konzentrationen von IGF-1 im Versuchszeitraum hatten.
2. Die Milchleistung hingegen war durchschnittlich bei den Kühen höher, die im Versuchszeitraum eine niedrigere Konzentration von IGF-1 im Serum aufwiesen.
3. Die RFD nahm innerhalb des Untersuchungszeitraums stärker bei den Kühen ab, die niedrigere kumulative Konzentrationen von IGF-1 hatten was, auf einen ausgeprägten katabolen Stoffwechsel pp im Zusammenhang mit hohen Milchleistungen schließen lies.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Konzentration von IGF-1 im Puerperium in Abhängigkeit zur Milchleistung sowie Fruchtbarkeitsleistung steht. Hohe Konzentrationen von IGF-1 im Serum haben einen positiven Effekt und die Fruchtbarkeitskennzahlen. Es empfiehlt sich jedoch eine regelmäßige Bestimmung, um ggf. die Aussagekraft der bestehenden Abhängigkeiten über die Bestimmung der kumulativen Konzentration (AUC) zu erhöhen.