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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Tierwohlindikatoren bei Milchkühen:
    ein systematisches Review der vorhandenen Literatur hinsichtlich Validität und Praktikabilität (2025)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Linstädt, Jenny Marie (WE 16)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2025 — VI, 87 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-295-4
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/48747
    Kontakt
    Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie

    Königsweg 67
    14163 Berlin
    +49 30 838 56034
    epi@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Tierwohl gewinnt zunehmend an Bedeutung, da Verbraucher ethisch erzeugte Tierprodukte aufgrund wachsender Sensibilisierung bevorzugen. Dieser Wandel unterstreicht die Notwendigkeit zuverlässiger Methoden zur Bewertung des Wohlbefindens. Diese systematische Übersicht untersucht die Validität aktueller, tierbasierter Indikatoren für das Wohlbefinden von Milchkühen, um Landwirte und Fachleute in der Landwirtschaft bei der Bewertung und Verbesserung des Tierwohls zu unterstützen, insbesondere angesichts fehlender klarer gesetzlicher Definitionen. Die Literaturrecherche umfasste fünf Datenbanken: CAB Direct, PubMed, Scopus, Google Scholar und Livivo. Dabei wurden englische und deutsche Publikationen aus den Jahren 2011 bis 2021 berücksichtigt. Spezifische Suchbegriffe kamen zum Einsatz, und Abstracts wurden auf ihre Relevanz hin überprüft. Publikationen wurden anhand von Ausschlusskriterien kategorisiert, wobei eine abschließende Überprüfung durch drei unabhängige Wissenschaftler erfolgte. Die Forschung hebt Korrelationen zwischen Tierschutzmaßnahmen, Hofmerkmalen und innovativen Indikatoren wie der Haarcortisolkonzentration hervor. Haltungssysteme und Unterbringungsmethoden beeinflussen das Wohlbefinden erheblich, wobei Weidesysteme im Allgemeinen zu weniger Lahmheit und verbessertem Verhalten führen. Eine gute Stallgestaltung und ein effektives Management sind entscheidend, da sie Indikatoren wie Lahmheit und Sauberkeit beeinflussen. Herzfrequenzvariabilität und Herzfrequenzmessungen bieten Einblicke in Stresslevel während des Melkens und anderer Stressfaktoren und sind daher wertvolle Werkzeuge für die Tierschutzbewertung. Die Forschung zu Biomarkern unterstreicht die Notwendigkeit, Produktivität und Gesundheit in Zuchtstrategien auszubalancieren, da hohe Milchproduktion allein kein Indikator für gutes Wohlbefinden ist. Verhaltensstudien und die Mensch-Tier-Beziehung sind entscheidend für das Verständnis des Tierwohls. Precision Livestock Farming bietet Möglichkeiten zur Echtzeitbewertung, benötigt jedoch noch Validierungen. Die Stressphysiologie ist komplex, und obwohl Cortisolmessmethoden vielversprechend sind, ist weitere Forschung erforderlich. Bewertungsinstrumente wie der Animal Needs Index und die routinemäßige Analyse von Herdendaten sind wertvoll, um Probleme zu erkennen. Die wichtigsten Ergebnisse heben die Wirksamkeit und Vielseitigkeit des Welfare Quality®-Protokolls hervor, betonen jedoch die Herausforderung des hohen Zeitaufwands. Das Protokoll der Danish Cattle Federation zeigt Potenzial für praktischere und effizientere Tierschutzbewertungen. Kommerzielle Tierschutzaudits sollten auf leicht beobachtbare Indikatoren und Herdenaufzeichnungen fokussieren, da die Messung von Biomarkern oder Herzfrequenzvariabilität logistisch aufwendig ist. Ein Fokus auf zugängliche Indikatoren wie Body Condition Score, Lahmheit, Klauengesundheit, Sauberkeit und somatische Zellzahl ermöglicht effektive Bewertungen und schnelles Handeln zur Verbesserung des Wohlbefindens.