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Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Feinstruktur der spinalen Ligamente und Faszien in Bezug auf die Biomechanik der thorakolumbalen Wirbelsäule des Pferdes und ist im Wesentlichen in vier Teile gegliedert. Besonderes Augenmerk wird auf das Supraspinale (SSL) Ligament und die Interspinalen (ISLs) Ligamente gelegt. Im ersten Teil wurde die Struktur und Innervation des Supraspinalen und der Interspinalen Ligamenten anatomisch und histologisch sowohl bei gesunden Pferden als auch bei Pferden mit „Kissing Spines“-Syndrom untersucht. Auffällig war hier eine enge Verbindung der Interspinalen Ligamente mit den umliegenden Muskeln und Faszien sowie ein charakteristischer, sich kreuzender Faserverlauf. Zusätzlich konnte eine dichte sensorische Innervation der Ligamente und der assoziierten Faszienlagen nachgewiesen werden. Im Vergleich zu Pferden ohne pathologische Befunde zeigten Pferde mit Engständen der Dornfortsätze eine stark variable, aber insgesamt signifikante dichtere sensorische Innervation und Veränderungen der Interspinalen Ligamente im Sinne einer chondroiden Metaplasie. Teil zwei der Arbeit beschäftigt sich mit den konservativen sowie den chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten für das klinisch relevante „Kissing Spines“-Syndrom beim Pferd. In Konsequenz dessen, kann festgehalten werden, dass die chirurgische Behandlung lediglich bei therapieresistenten Fällen indiziert sein sollte. Die erfolgreiche konservative Therapie besteht aus der Kombination von lokaler Behandlung, einem individuellen Trainingsprogramm und unterstützender manueller Therapie. Für den dritten Teil der Arbeit wurde zunächst eine internationale Befragung durchgeführt, um zu etablieren welche Behandlungsmethoden, und vor allem welche Injektionstechniken von spezialisierten Pferdeorthopädinnen und Pferdeorthopäden zur Therapie von Pferden mit Engständen der Dornfortsätze bevorzugt angewandt werden. Darauf basierend wurden die drei am häufigsten angegebenen Injektionstechniken inkl. Nadelgrößen, Injektionsvolumina und assistierender Bildgebung in einer computertomographisch-anatomischen Studie evaluiert. So konnte gezeigt werden, dass die Infiltration des Interspinalraumes in der Mittellinie unter Verwendung einer 20G - 1½” Nadel, einem Injektionsvolumen von 5 ml und der ultraschallassistierten Nadelführung am zuverlässigsten gelingt. Im vierten Teil der Arbeit schließen sich biomechanische ex vivo Studien zur Untersuchung des Einflusses von spinalen Pathologien bzw. chirurgischen Eingriffen auf die Beweglichkeit der thorakolumbalen Wirbelsäule des Pferdes an. Hier konnte demonstriert werden, dass sowohl Engstände der Dornfortsätze als auch Spondylosen den Bewegungsspielraum betroffener Wirbelsegmente deutlich limitieren. Die chirurgische Desmotomie der Interspinalen Ligamente sowie die partielle (cranial wedge) Ostektomie von Dornfortsätzen, durchgeführt an fünf Operationsstellen, hat zudem einen signifikanten Einfluss auf die Rotationsbewegung, insbesondere im Bereich der caudalen thorakalen Wirbelsäule. Weiterführend wäre die in vivo Analyse des biomechanischen Einflusses spinaler Chirurgien beim Pferd und deren Folgen für die stabilisierende Funktion der epaxialen Muskulatur von großem Interesse.