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Die Wundheilungsstörung nach Laparotomie in der Linea alba stellt beim Pferd eine häufige und gravierende Kompli-
kation dar. In zahlreichen humanmedizinischen Studien führte die Anwendung der Unterdrucktherapie auf Wunden (negative pressure wound
therapy, NPWT) und Inzisionen (closed incision negativ pressure therapy, ciNPT) zu positiven Ergebnissen hinsichtlich der Wundheilung und
Reduktion von Wundheilungsstörungen. Bei Tieren wurde die Vakuum-Therapie bisher vor allem auf akzidentiellen Wunden angewandt. Zur
präventiven Anwendung auf Inzisionswunden ist beim Pferd sehr wenig bekannt. Das primäre Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie war
es, den Einfluss einer präventiven ciNPT nach Laparotomie auf die Reduktion von Wundheilungsstörungen zu untersuchen. Bei der gesamten
Studienpopulation wurden weitere Einflüsse auf die Entstehung von Wundinfektionen und Inzisionshernien untersucht. Nach abgeschlossener
Rekonvaleszenz wurde die sportliche Nutzung aller operierten Pferde ausgewertet. Von 201 Pferden wurden die Inzisionen von 57 Pferden
mittels steriler Vakuum-Wundabdeckung (Prevena™) und bei 144 weiteren Pferden mittels Standardwundabdeckung (trockene, nicht adhäsive
Wundauflage) nach einer nicht randomisierten Einteilung versorgt. Neben Rasse, Geschlecht, Alter, Gewicht, Vital- und Laborparametern wur-
den die intraoperative Diagnose, die Anzahl an durchgeführten Laparotomien sowie die Operations- und Anästhesiezeit im Zusammenhang
mit der Ausbildung von Wundheilungsstörungen analysiert. Im Rahmen der telefonischen Befragung der Besitzer:innen wurden zudem die
Wundbeurteilung nach dem Klinikaufenthalt, die Ausbildung einer abdominalen Hernie, auftretende Koliken nach Rekonvaleszenz, der Ein-
satz vor und nach Laparotomie sowie die sportliche Leistung erfasst und statistisch ausgewertet. Der Langzeitverlauf wurde telefonisch erfragt.
Die präventive Anwendung der Vakuumtherapie auf Laparotomiewunden führte innerhalb der untersuchten Population zu keiner signifikanten
Reduktion von Wundheilungsstörungen. Signifikante Zusammenhänge zeigten sich zwischen der Herzfrequenz bei Ankunft des Pferdes in der
Klinik, der inneren Körpertemperatur am 5. und 10. Tag post-OP, der Leukozytenanzahl im Blut am 5. Tag post-OP, der Diagnose, Operations-
zeit, Anästhesiezeit und der Ausbildung einer Wundheilungsstörung. Pferde mit Dünndarmerkrankungen, bei denen zusätzlich eine Enterotomie
im Bereich des Dickdarms durchgeführt wurde und Pferde, bei denen eine wiederholte Laparotomie erforderlich war, entwickelten signifikant
häufiger eine Inzisionshernie. Eine vorbeugende Vakuumtherapie kann nicht zur Verringerung von Wundheilungsstörungen nach Laparotomie
bei Pferden empfohlen werden.