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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Die Anfänge der deutschen Vollblutzucht (2025)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Samson, Mariana Carinne Ulrike (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2025 — IV, 260 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-287-9
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/48177
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Im 19. Jahrhundert führten zwei Protagonisten in zwei weit auseinander liegenden Teilen Deutschlands das englische Vollblut in ihre Zucht ein. Zwischen Christian August Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg und Friedrich Heinrich Johann von Fahrenheid lassen sich Parallelen erkennen: Beide stammten aus adeligen Häusern, verfügten über große Vermögen, waren gebildet und bereist. Sowohl der Herzog als auch die Farenheids waren offen für Neues. Ihr Ziel war es, mit dem Fortschritt, den sie in ihre Region brachten, auch das Leben der einfachen Leute verbessern. Sie sahen im Englischen Vollblutpferd die Möglichkeit, die einheimische Pferdezucht weiter zu entwickeln und beide wandten große Geldsummen dafür auf. Während der Herzog für seine Vollblutzucht weithin bekannt war, hatte es v. Farenheid durch die geographische Lage seiner Güter weitaus schwerer. Weil die Farenheids und der Herzog das Potential des Englischen Vollbluts früher als viele andere erkannten, hatten sie zunächst große Schwierigkeiten ihre Pferde zu vermarkten. Dann erlebten sie jedoch einen großen „Boom“ als das Englische Vollblut zunehmend beliebter wurde. Mithilfe von teils voneinander unabhängigen und auf unterschiedlichen Prinzipien aufgebauten Zuchtbüchern und weiteren zeitgenössischen Quellen konnte ein umfangreiches Bild beider Zuchtunternehmungen gezeichnet werden. In dieser Arbeit konnte ermittelt werden, dass die Farenheids als erste in Deutschland ein reinrassiges Vollblut, das von den Zuchtbüchern anerkannt wurde, gezüchtet haben. Schließlich kam es jedoch bei beiden Züchtern zu einschneidenden Tragödien. Der Herzog, dessen Leben vom ständigen Konflikt zwischen Deutschland und Dänemark geprägt war, und der laut schleswig-holsteinischem Erbrecht ein Anrecht auf die dänische Krone gehabt hätte, musste fliehen, seine Pferde wurden versteigert und er konnte nur knapp dem persönlichen Ruin entgehen. Auch die Farenheids erlebten zahlreiche Schicksalsschläge, vom Tod der noch jungen Kinder bis hin zum kriegsbedingten kompletten Verlust des Vermögens. Bei beiden Züchtern war nicht ihr Unvermögen Schuld am Niedergang der Zuchtoperation, sondern politische Umstände. Sowohl der Herzog als auch die Farenheids prägten die Anfänge der Vollblutzucht in Deutschland. Ein wichtiger Punkt der Arbeit war es, ihre Persönlichkeiten näher zu beleuchten, um zu verdeutlichen, warum ausgerechnet sie dafür prädestiniert waren, Vorreiter für die Vollblutzucht in Deutschland zu werden. Sie übten einen großen Einfluss auf ihre Region aus, führten Pferderennen ein, stärkten die Landwirtschaft und Pferdezucht und kamen damit ihrem Ziel näher, auch den Wohlstand der einfachen Bevölkerung zu verbessern. Eine wichtige Rolle für die Promotion des Vollbluts spielten die Rennen und die Rennvereine, deren Ablauf und Aufbau eingehend beschrieben wurden. Der Einsatz des englischen Vollblutpferdes spaltete die Gesellschaft. Während besonders anfangs viele skeptisch waren, brach in den 1830er Jahren eine regelrechte Vollblutmanie aus, viele waren bereit hohe Preise für Vollblüter zu zahlen, das Vollblut galt als perfektes Pferd für alle Zwecke, von der Ackerarbeit zum Militärpferd. Die Rennen überall in Deutschland florierten. Die Begeisterung für das Vollblutpferd flachte jedoch bald ab, viele kritisierten, dass die Pferde zu fein und zu empfindlich waren. Rennbahnen mussten geschlossen werden und viele Vollblutzuchten wie auch die der Farenheids gingen in eine Halbblutzucht über. Heutzutage werden Englische Vollblüter vor allem als Rennpferde gezüchtet. Ihre Rolle als Veredler verschiedenster Rassen haben sie jedoch bis heute beibehalten.