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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Die Bedeutung von Kotwasser im Zusammenhang mit Magenulzera bei Pferden (2025)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Jargosch, Melanie (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2025 — IV, 200 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-289-3
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/48329
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Das Symptom Kotwasser wird immer häufiger von Pferdebesitzern thematisiert und es werden zunehmend Tierärzte auf dieses Problem angesprochen. Die betroffenen Pferde setzen normal geformten Kot ab, der jedoch davor, währenddessen, danach oder unabhängig vom Kotabsatz von einem Absatz an Flüssigkeit begleitet ist. Bisher gibt es keine Methode der ersten Wahl, um die Pferde symptomfrei zu bekommen. Es stellt sich die Frage, wodurch Kotwasser entsteht und ob dahinter eine ernst zu nehmende Erkrankung liegen kann. Daher lag der Fokus dieser Studie auf dem Zusammenhang zwischen Magenulzera und Kotwasser. Weiterhin stellte sich die Frage, ob möglicherweise eine Korrelation mehrerer Ursachen wie Darmentzündungen, Sandakkumulationen im Darm oder Magen-Darm-Parasitosen den Grad des Kotwassers beeinflusst. Hierfür wurde zunächst eine Fragebogenstudie durchgeführt, um Risikofaktoren zu erfassen und Probanden für die klinische Untersuchung zu akquirieren. Ziel des Fragebogens war es außerdem, Informationen über den allgemeinen Lebensumstand der Pferde mit Kotwasserproblematik zu erfassen, um daraus mögliche Prädispositionsfaktoren zu ermitteln. Insgesamt wurden aus 228 vollständig beantworteten Umfragen 32 Pferde mit Kotwasser-Symptomatik für die Untersuchung in der Klinik ausgewählt. Am Tag der Untersuchung erfolgte eine allgemeine Untersuchung, die Bestimmung von Gewicht und des Body-Condition-Scores (BCS), eine Blutuntersuchung inklusive der Bestimmung von Serum-Amyloid-A, die Gastroskopie des Magens und die Sonografie der Dickdarmwand. Des Weiteren wurden Röntgenbilder des Abdomens zur Beurteilung von Sandakkumulationen angefertigt. Zudem wurde im Vorfeld eine Kotprobe zur parasitologischen Untersuchung, mittels Flotation, SAFC- und McMaster-Verfahren, genommen. Abschließend erfolgte eine individuelle Therapie, dessen Behandlungserfolg ungefähr drei bis vier Wochen später untersucht wurde. Weiterhin diente die Rückmeldung der Besitzer der untersuchten Pferde dazu, den Erfolg der Therapie zu beurteilen. Durchschnittlich litten die Pferde seit 4,9 Jahren an Kotwasser. Die Ausprägung erstreckt sich dabei von leichtem Tröpfeln (50,6%) bis zu schwallartigem Austritt (36,9 %). Der Absatz erfolgt vor allem mit fast jedem Kotabsatz (42,2 %) oder jedem Kotabsatz (38,6 %), aber auch unabhängig vom Kotabsatz als freies Kotwasser (12,0 %). Die meisten Besitzer führten bereits eine Therapie vor allem mittels Futteranpassungen und Ergänzungsfuttermittel durch, zumeist mit nur kurzfristigem Erfolg. Bei den betroffenen Tieren handelte es sich vor allem um Warmblüter (54,2 %) und Wallache (63,9 %). Fast alle Pferde erhielten als Raufutterquelle Heu (95,6 %) in der ad libitum-Fütterung (57,0 %). Kraftfutter wurde in 71,5 % zusätzlich verabreicht. Kotwasser tritt vor allem ganzjährig auf (56,6 %), jedoch konnte eine Tendenz bei Situationen wie dem Weideauftrieb oder einer Futterumstellung beobachtet werden. Außerdem zeigte sich tendenziell eine Erhöhung der Kotwasser-Werte unter Stresssituationen. In der gastroskopischen Untersuchung wurde bei 56,3 % der Pferde ein Befund an der Magenschleimhaut erhoben. Die Häufigkeit des Auftretens der Läsionen war vorwiegend über beide Schleimhaut-Typen gleichmäßig (44,4 %). Einige Pferde zeigten jedoch auch ausschließlich einen EGGD-Befund (33,3 %) oder ESGD-Befund (22,2 %). Eine entzündliche Reaktion am Dickdarm als Ursache für die Kotwasser-Problematik bei den Probanden ist höchstwahrscheinlich ausgeschlossen, da die gemessenen Werte der Wanddicke des Colon ascendens unter 0,5 cm lagen. In der röntgenologischen Untersuchung zeigten 43,8 % einen positiven Sandbefund, vor allem von Score 1. Die Kotprobe war bei 34,4 % positiv auf Strongyliden. Eine Verbesserung der Kotwasser-Problematik nach der Entwurmung zeigte sich jedoch nur in 28,2 % der Fälle. Die Blutuntersuchung ergab vereinzelt erniedrigte Werte bei den Lymphozyten, Hämoglobin und der mittleren korpuskulären Hämoglobin-Konzentration (MCHC). Der Serum-Amyloid-A-Wert lag bei fast allen in der Norm. Die Therapie richtete sich nach den in der Klinik erhobenen Befunden des Tieres und beinhaltete die Behandlung mit einem Omeprazol- und ggf. Sucralfat-Präparat, dem Ergänzungsfuttermittel EquiDigest® der Firma alfavet oder einer Flohsamenschalenbehandlung. Zu Beginn der Studie zeigten 30 Pferde Kotwasser, nach Abschluss der Therapie immerhin noch 21 Pferde. Jedoch konnte eine deutliche Verbesserung in der Ausprägung (p<0,001) und des Auftretens von Kotwasser (p=0,004) bestätigt werden. Außerdem ging die Therapie mit Veränderungen wie Gewichtszunahme, verbessertes Wohlbefinden, vermindertes Gähnen, bessere Rittigkeit und eine bessere Fellqualität einher. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen EGUS und dem Symptom Kotwasser bestehen kann. In der Studie zeigte sich eine höhere Prävalenz von EGGD im Vergleich zu anderen Studien über EGUS. Zudem konnte eine Tendenz in Richtung Erhöhung des Kotwassers unter Stresssituationen bei von Magenulzera betroffenen Pferden erkannt werden. Die Entzündung der Dickdarmschleimhaut sowie eine Sandakkumulation und der Befall mit Magen-Darm-Parasiten scheinen als Auslöser für Kotwasser unwahrscheinlich. Die Magengesundheit beim Pferd und die Entstehung von Kotwasser werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Demzufolge scheint ein Zusammenspiel aus gezielter Gabe von Medikamenten, Haltungs- und Fütterungsmanagement als Therapie hilfreich. In jedem Fall sollte eine Gastroskopie zur Abklärung von vorhandenen Magenulzera, bei gleichzeitigem Auftreten von Gewichtsverlust, vermehrtem Gähnen, Gurtzwang, Leistungsabfall, vermindertem Appetit, stumpfen Fell oder rezidivierenden Koliken erfolgen. Es wäre in diesem Zusammenhang sinnvoll zu untersuchen, inwieweit sich die Prävention von EGUS und die Vermeidung von Stresssituationen auf das Symptom Kotwasser auswirken.