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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Erregernachweise und Empfindlichkeitsprüfung bei Proben von Kaninchen und Meerschweinchen (2023)

    Art
    Vortrag
    Autor
    Klein, B. (WE 18)
    Kongress
    Tagung des DVG-Arbeitskreises Antibiotikaresistenz 2023
    Estrel Congress Center Berlin, 24.11.2023
    Quelle
    Tagung des DVG-Arbeitskreises Antibiotikaresistenz : 24 November 2023 — DVG, Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (Hrsg.)
    1. Auflage
    Gießen: Verlag der DVG Service GmbH, 2023 — S. 13
    ISBN: 978-3-86345-690-0
    Verweise
    URL (Volltext): https://d-nb.info/1317804414
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Bedeutung der Gesunderhaltung der Kälber für den späteren Erfolg als Milchkuh rückt immer mehr in den Fokus der Tierhalter. Die Nabelgesundheit hingegen findet in diesem Zusammenhang noch zu wenig Beachtung. Das Ziel dieser Studie war, die am Komplex der entzündlichen Nabelerkrankungen des Kalbes beteiligten Infektionserreger zu identifizieren und deren Empfindlichkeit gegenüber relevanten Antiinfektiva zu bestimmen. Von September 2022 bis April 2024 wurden auf fünf Milchkuhhaltungen in Brandenburg jeweils über einen Zeitraum von 12 Wochen alle Kälber beginnend vom ersten Lebenstag bis zum Ende der vierten Lebenswoche einmal wöchentlich klinisch untersucht. Dabei wurde der Nabelregion besondere Beachtung geschenkt. Auf den fünf Betrieben wurden insgesamt 1.245 Kälber mehrmals einer klinischen Untersuchung unterzogen. Sofern Anzeichen einer Nabelentzündung (Schwellung, Schmerzhaftigkeit, Wärme, Austritt von Exsudat, derbe Konsistenz) vorlagen, wurden Tupferproben für eine mikrobiologische Untersuchung entnommen. Zusätzlich wurden die am Tage des Bestandsbesuchs geborenen Kälber, vor jeglicher Manipulation des Nabels, beprobt. Die Tupfer mit Amies- Transportmedium wurden innerhalb von 24 Stunden ins mikrobiologische Labor transportiert. Dort erfolgte die Identifizierung nach Anzucht auf entsprechenden Kulturmedien anhand kulturmorphologischer Beurteilung mittels Matrixunterstützter Laser-Desorption/Ionisation Massenspektrometrie (MALDI-TOF MS). Im Anschluss an alle Betriebsbesuche wurden für ausgewählte Infektionserreger (Staphylococcus (S.) aureus, Escherichia (E.) coli, Streptococcus spp., Klebsiella spp.), die zuvor bei -80 °C asserviert worden waren, Empfindlichkeitsprüfungen mittels Bouillonmikrodilution (Micronaut-S Großtierlayout, MERLIN Diagnostika GmbH) bzw. VITEK ® 2 compact (bioMérieux) durchgeführt. Von allen untersuchten Kälbern wurden bei 144 (11,6 %) entzündliche Nabelerkrankungen diagnostiziert, wobei sich die Prävalenz zwischen den Betrieben unterschied (9,4 % bis 14,2 %). Bei 106 Kälbern mit Nabelentzündung wurden Tupferproben zwecks bakteriologischer Untersuchung entnommen. Dabei wurden 125 verschiedene Erregerspezies nachgewiesen. Bei den 47 neugeborenen Kälbern konnten 101 verschiedene Spezies isoliert werden. Während bei den gesunden Kälbern neben E. coli, vor allem Mammaliicoccus sciuri, Aerococcus viridans und verschiedene Acinetobacter spp. nachgewiesen wurden, traten bei den Kälbern mit Nabelentzündung hauptsächlich E. coli, Trueperella pyogenes, Proteus mirabilis, Streptococcus uberis und Staphylococcus aureus auf. Anaerobier konnten fast ausschließlich in den Proben erkrankter Kälber nachgewiesen werden, wobei hauptsächlich Bacteroides spp. auftraten. Mittels Empfindlichkeitsprüfung konnten die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) bestimmt werden. E. coli, S. aureus, S. uberis und S. dysgalactiae wiesen für Tetrazyklin eine MHK90 von ≥ 16 μg/ml auf. Zwei Drittel der S. aureus-Isolate waren Methicillin-resistent (69,6 %). Die MHK90 von Trimethoprim/Sulfamethoxazol war bei fast allen untersuchten Spezies ≤ 0,125/2,375 μg/ml. Die E. coli-Isolate hingegen hatten eine MHK90 von ≥ 4/76 μg/ml. Für Ampicillin lag die MHK90 von E. coli bei ≥ 32 μg/ml. Die Ergebnisse zeigen das breite Spektrum an Bakterienspezies, die bei Nabelentzündungen von Kälbern vorzufinden sind und die damit verbundene Schwierigkeit zwischen Infektionserregern und kontaminierenden Bakterien bzw. Mikrobiota zu unterscheiden. Die durchweg hohe MHK90 von Tetrazyklin zeigt außerdem, dass das häufig eingesetzte Chlortetrazyklinspray zur prophylaktischen Nabeldesinfektion nicht zielführend erscheint und zur Förderung von Resistenzen bei Bakterienspezies beitragen könnte. Auch der empfohlene und auf den Betrieben meist praktizierte Einsatz von Penicillin und Aminopenicillinen (Ampicillin, Amoxicillin) ist aufgrund des vorherrschenden Vorkommens von E. coli bei Nabelentzündungen von Kälbern und der in dieser Studie festgestellten MHK90 kritisch zu hinterfragen.