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Die ASP ist eine schwerwiegende hämorrhagische Erkrankung der Familie der Suidae. Sie betrifft Haus- und Wildschweine. Das ASP-Seuchengeschehen in den meisten EU-Mitgliedsstaaten ist von infizierten Wildschweinbeständen geprägt, in denen sich die ASP eigenständig hält. Für die Bekämpfung der ASP sind eine passive Überwachung und weitere Maßnahmen durchzuführen, welche das Tiergesundheitsrecht vorschreibt. Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen bei Wildschweinen sind die örtlichen Jäger wichtige Akteure. Ihre Bereitschaft, die Jagd zu intensivieren, Wildschweinkadaver zu suchen, Proben zu nehmen und Biosicherheitsmaßnahmen zu implementieren, ist für den Erfolg der ASP-Bekämpfung essenziell. Darüber hinaus sind ihre Kenntnisse über örtliche Gegebenheiten, insbesondere der Wildschweinbestände, eine wichtige Grundlage für die Planung und Durchführung von Maßnahmen. Um diese Bereitschaft der Jäger zu erfassen, sind partizipatorische Methoden geeignet. Die im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten PE-Studien hatten das Ziel, die Akzeptanz von verschiedenen Bekämpfungsmaßnahmen und passiver Überwachung der Jäger in Estland und Lettland zu ermitteln. Hierzu wurden in den beiden Ländern Fokusgruppendiskussionen mit insgesamt 96 Jägern veranstaltet. In diesen Diskussionen wurden die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren der ASP-Bekämpfung, spezifische Bekämpfungsmethoden, sowie motivierende und demotivierende Faktoren der passiven Überwachung bewertet. In den beiden Ländern wurde die Jägerschaft selbst als die vertrauenswürdigste Organisation in der Bekämpfung eingestuft. Der geringe Kontakt zu den nationalen Forschungszentren wurde problematisiert. Alle Jäger bewerteten die Impfung und die Jagd als die vertrauenswürdigsten Maßnahmen zur Bekämpfung der ASP und die Jagd als sehr zufriedenstellend in der Umsetzung. Der moralische Konflikt bei der Erzeugung von Waisen durch die Jagd auf weibliche Wildschweine, die Frischlinge führen, wurde in den Diskussionen in beiden Ländern erwähnt. Außerdem glichen sich die Aussagen bezüglich der Zäune in beiden Ländern. Zäune wurden als negativ bewertet, da sie auch andere Wildtiere behindern. Um die Akzeptanz von Bekämpfungsmaßnahmen zu steigern, könnte die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Jägern verstärkt werden, insbesondere wenn es um den Entscheidungsprozess geht. Dies sollte mit den nationalen Forschungszentren gemeinsam durchgeführt werden, da sich die Jägerschaft in die wissenschaftliche Diskussion mit einbringen möchte. In diesem Zusammenhang können Workshops oder Fortbildungen genutzt werden, um Jägern die Gründe und die möglichen positiven Auswirkungen von Maßnahmen zu erläutern. Auch mögliche Modifikationen bereits eingesetzter Maßnahmen könnten diskutiert und angepasst werden, wie z.B. die Bejagung weiblicher Wildschweine nur im Herbst und Winter. Nach Wahrnehmung der Jäger in beiden Ländern hatte das Auffinden von toten Wildschweinen primär negative Folgen für sie. Vor allem wurden zusätzliche Arbeit, Zeitverlust, finanzielle Kosten genannt. Das Vermeiden dieser Nachteile könnte die Akzeptanz der passiven Überwachung deutlich erhöhen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Erhöhung finanzieller Unterstützung und die Einbindung der Armee in die Kadaversuche und -beseitigung unter Anleitung der Jäger im Vordergrund stehen sollte. Die Pflichten der Jäger sollten nach Meinung der Teilnehmer verringert werden. Die Studien zeigten, dass Methoden der PE helfen können, Bekämpfungsmaßnahmen gegen eine Tierseuche durch die ausführenden Schlüsselpersonen zu analysieren und zu optimieren.