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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Ökonomische Betrachtung von Erkrankungen (2025)

    Art
    Vortrag
    Autor
    Borchardt, S. (WE 19)
    Kongress
    Niedersächsischer Tierärztetag 2025
    Hannover, 17. – 18.01.2025
    Quelle
    Gemeinsam in die Zukunft : Niedersächsischer Tierärztetag : Vortragszusammenfassungen — Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (Hrsg.)
    1. Auflage
    Gießen: Verlag der DVG Service GmbH, 2025 — S. 101
    ISBN: 978-3-86345-746-4
    Kontakt
    Tierklinik für Fortpflanzung

    Königsweg 65
    Haus 27
    14163 Berlin
    +49 30 838 62618
    fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Einleitung
    Gesundheitsprobleme in der Frühlaktation (z.B. Milchfieber, Nachgeburtsverhalten, Metritis, Ketose, Mastitis, Labmagenverlagerung) haben einen großen Einfluss auf die Profitabilität von Milchviehbetrieben, da sie die Milchproduktion, die Remontierung und die Reproduktionsleistung verändern. Die wirtschaftlichen Auswirkungen einer bestimmten Krankheit hängen weitgehend von den aktuellen Marktbedingungen ab (z. B. Milchpreis, Futterkosten, Schlachtpreis, Remontierungskosten). Diese haben sich in den letzten Jahren drastisch verändert. Ziel dieser Studie war es, die Krankheitskosten für häufige Erkrankungen von Frischabkalbern unter Berücksichtigung der aktuellen Marktbedingungen zu schätzen.

    Material und Methoden
    Es wurde ein deterministisches Partial Budget Modell erstellt, um die direkten (z. B. tierärztliche Behandlungskosten) und indirekten Kosten (z.B. Milchverluste, Merzungsrisiko, Reproduktionsleistung) pro Krankheitsfall in den ersten 30 Tagen der Laktation zu schätzen. Die Annahmen für das Modell wurden aus der verfügbaren Literatur oder, wenn keine verfügbar war, aus Herdendaten ausgewählt. Die Kosten für tierärztliche Behandlungen wurden auf der Grundlage einer Umfrage unter 10 Rinderpraxen unter Verwendung der neuen GOT ermittelt. Die Annahmen für die indirekten Effekte basierten auf einem großen Datensatz (n = 44.085) von 2 kommerziellen Milchviehbetrieben mit guten Gesundheitsdaten. Diese Schätzungen wurden getrennt für Jungkühe und Altkühe berechnet. Der Milchverlust wurde auf der Grundlage der Projektion des 305-d Leistung der zweiten MLP mit Hilfe eines GENLINMIXED-Modells berechnet. Die Auswirkungen von Krankheiten auf das Abgangsrisiko und die Reproduktionsleistung wurden mit einem Cox-Proportional-Hazard-Modell berechnet. Die Anzahl der Todesfälle und Merzungen, die auf die einzelnen Krankheiten zurückzuführen sind, wurde mit Hilfe der sog. „attributable fraction“ berechnet. Die Marktbedingungen repräsentieren das aktuelle wirtschaftliche Klima in der Milchwirtschaft, einschließlich des Milchpreises (0,45 €/kg), des Futtermittelpreises (0,25 €/kg TM) und der Remontierungskosten (2.200 €/Färse).

    Ergebnisse
    Bei primiparen Kühen waren die 3 teuersten Krankheiten Labmagenverlagerung (880 €/Fall), Nachgeburtsverhalten (491 €/Fall) und Mastitis (385 €/Fall). Bei Mehrkalbskühen waren die 3 teuersten Krankheiten Labmagenverlagerung (1.126 €/Fall), Nachgeburtsverhalten (600 €/Fall) und Mastitis (509 €/Fall). Über alle Krankheiten hinweg entfielen 21,0 % bzw. 24,7 % der Gesamtkosten pro Fall auf tierärztliche Behandlungen bei primiparen bzw. multiparen Kühen.

    Fazit
    Diese Studie untersuchte die Kosten der üblichen Erkrankungen von Frischabkalbern während der ersten 30 Laktationstage anhand von Schätzungen ihrer Auswirkungen auf den Milchverlust, das Merzungsrisiko und die Reproduktionsleistung. Sie spiegelt die aktuellen Marktbedingungen und Managementpraktiken in Deutschland wider. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Kosten, die mit Krankheiten in der ersten Laktationsphase verbunden sind, indirekte Kosten sind, die sich über den Rest der Laktation erstrecken und für die Milcherzeuger schwieriger zu erkennen sind, da sie keine direkten Kosten verursachen (z.B. zukünftige Milchproduktion, vorzeitige Ausmusterung und Ersatz, und Reproduktionsverluste). Die Modelleingaben können an spezifische Situationen angepasst und auf die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen aktualisiert werden.