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Einleitung
Die Reproduktionsleistung einer Milchviehherde wirkt sich auf den Zeitpunkt der Trächtigkeit während der Laktation, die Effizienz der Milchproduktion, die Demografie der Herde und die Remontierung der Herde aus (Giordano et al., 2012). Daher hat sie einen großen Einfluss auf die Rentabilität und Nachhaltigkeit von Milchviehbetrieben (Overton und Cabrera, 2017). Es gibt eine Debatte über die optimale Länge der freiwilligen Wartezeit (FWZ) und damit über den Zeitpunkt der Trächtigkeit (van Knegsel et al., 2022). Eine Verlängerung der FWZ kann die Reproduktionsleistung verbessern, da mehr Zeit zur Verfügung steht, um die Gesundheit der Gebärmutter wiederherzustellen (Sheldon et al., 2009; Stangaferro et al., 2018), die ovarielle Zyklizität wieder aufzunehmen (Stangaferro et al., 2018) und den Body Condition Score (BCS) zum Zeitpunkt der ersten Befruchtung zu verbessern (Stangaferro et al., 2018). Es gibt nur wenige randomisierte, kontrollierte Experimente, die die Manipulation der FWZ und ihre Auswirkungen auf die Reproduktionsleistung untersucht haben. Van Amburgh et al. (1997) und Arbel et al. (2001) beobachteten keinen Unterschied in der Reproduktionsleistung, wenn die FWZ um 90 d oder 60 d verzögert wurde. Im Gegensatz dazu sahen Niozas et al. (2019) eine Verbesserung des Erstbesamungserfolgs bei Kühen mit einer längeren FWZ (FWZ 40 d: 37 % vs. FWZ 120 d: 49 % vs. FWZ 180 d 50 %). Eine Verlängerung der FWZ (60 d vs. 88 d) unter Verwendung eines Double-Ovsynch-Protokolls verbesserte den Besamungserfolg nur bei primiparen Kühen, nicht aber bei multiparen Kühen (Stangaferro et al., 2018). Ein Hauptrisiko für eine verspätete Trächtigkeit ist die Überkonditionierung am Ende der Laktation (Niozas et al., 2019; Burgers et al. 2021). Es hat sich gezeigt, dass überkonditionierte Kühe nach dem Abkalben anfälliger für BCS-Verluste sind (Middleton et al., 2019). Daher könnte eine Verzögerung des Trächtigkeitszeitpunkts negative Folgen haben, die über die aktuelle Laktation hinausgehen.
Ziel dieser Studie war es daher, den Zusammenhang zwischen der vorangegangenen Zwischentragezeit und dem BCS zum Zeitpunkt des Trockenstellens, der Gesundheit in der Frühlaktation und der Reproduktionsleistung zu untersuchen.
Material und Methoden
Zur Auswertung standen Produktionsdaten von einem großen Milchviehbetrieb aus der Slowakei aus dem Zeitraum von 2015 bis 2022 zur Verfügung. Es wurden nur Mehrkalbskühe (n = 15.037) berücksichtigt. Die Tiere wurden an Hand des ZTZ in der vorherigen Laktation in 6 Gruppen unterteilt: ZTZ <80d (n = 5.018); ZTZ 80-100d (n = 3.984); ZTZ 101-120d (n = 1.789); ZTZ 121-140d (n = 1.646); ZTZ 141-160d (n = 859); ZTZ >160d (n = 1.788). Bei allen Tieren wurde drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin der BCS nach einem modifizierten Schema nach Edmonson et al. (1989) erhoben. Zielparameter waren der BCS am Ende der Laktation, das Auftreten von Ketose (BHB ≥ 1,2 mmol/L), Trächtigkeit innerhalb von 250 d und die Merzungsrate in den ersten 60 Laktationstagen. Der Zusammenhang zwischen der ZTZ in der vorherigen Laktation und binären Zielvariablen (z.B. Ketose) wurde mittels logistischer Regression analysiert. Der Zusammenhang zwischen der ZTZ in der vorherigen Laktation und zeitabhängigen Ereignisdaten (z.B. Zeit bis zur Merzung und Zeit bis zur Trächtigkeit) wurde mittel Cox Proportional Hazard Modellen analysiert. Das Abkalbejahr wurde als zufälliger Effekt berücksichtigt. Die ZTZ in der vorherigen Laktation (6 Gruppen) wurde als fester Effekt berücksichtigt. In allen Modellen wurde zusätzlich die Laktationsnummer (2; ≥3) und der Abkalbemonat (1 bis 12) berücksichtigt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Es gibt einen Zusammenhang zwischen der ZTZ in der vorherigen Laktation und der Körperkondition. Tiere, die in der vorherigen Laktation spät tragend geworden sind, haben ein höheres Risiko zu verfetten und für eine Ketose. Dies trägt zu einem höheren Risiko für eine Merzung in der Frühlaktation und einer schlechteren Fruchtbarkeit bei.
Zusammenfassung
Der High Fertility Cycle beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Trächtigkeit in einer Laktation und Aspekten der Tiergesundheit und Fruchtbarkeit in der nächsten Laktation. Tiere, die spät tragend werden haben ein höheres Risiko für eine Verfettung am Ende der Laktation. Dies ist verbunden mit einem erhöhten Risiko für eine Ketose, Merzung und einer schlechteren Fruchtbarkeit in der kommenden Laktation. Vor diesem Hintergrund sollte das Konzept der verlängerten Laktation hinterfragt werden.