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Die Disziplin „Vielseitigkeit“ steht aufgrund von Stürzen während anspruchsvoller Geländeprüfungen zunehmend in der öffentlichen Kritik. Die Geländeprüfung auf internationalem 2-Sterne- bis 4-Sterne-Niveau entspricht einer submaximalen Belastung. Die Erfassung blutbasierter Ermüdungs- und Erholungsmarker liefert quantifizierbare und objektive Ergebnisse. Eine Individualisierung der Referenzbereiche für ausgewählte Parameter kann die Leistungsdiagnostik verbessern. Ein Parameter ist dann für eine Individualisierung geeignet, wenn er belastungsabhängig ansteigt und mit einem belastungsrelevanten physiologischen Vorgang zusammenhängt. Die Erstellung gruppenbasierter Referenzbereiche für ausgewählte Zeitpunkte vor und nach Belastung ist der erste Schritt der Individualisierung, da die Blutwerte bei Vielseitigkeitspferden nach Geländeritten regelmäßig von den Referenzbereichen für gesunde Pferde in Ruhe abweichen. Während der Geländeritte kommt es zu einer Kontraktion der Milz und zu einer Plasmavolumenverschiebung von intravasal nach extravasal. Eine Adjustierung der Blutwerte mithilfe der Albuminkonzentration verbessert die Beurteilung der Belastungsabhängigkeit der untersuchten Blutparameter. Die größten prozentualen Abweichungen 30 Minuten nach Belastungsende aller belastungsabhängigen Parameter weisen die folgenden zehn Parameter in absteigender Reihenfolge auf: Laktat, GLDH, Cortisol, cTnI, CK, T3, Kreatinin, HCT, Triglyceride, Anorganisches Phosphat. Die Beurteilung der Ermüdung ist im verwendeten Versuchsaufbau nicht allein anhand von Blutwerten möglich. Eine weitere Einschränkung der Studie besteht darin, dass die statistische Analyse nicht über die Ebene von Mittelwerten hinausgeht und eine Identifikation auffälliger Pferde deshalb nicht möglich ist. Um zu beurteilen, ob der gemessene cTnI-Anstieg ein Hinweis auf pathologische kardiale Ermüdung bei Vielseitigkeitspferden ist, sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Eine Analyse der blutbasierten leistungsdiagnostischen Marker sollte im Saisonlängsschnitt erfolgen und zusätzliche nicht-blutbasierte Messwerte sollten in die Beurteilung von Ermüdung und Erholung einbezogen werden.