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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Auswirkungen des Flugunfähigmachens auf das Wohlbefinden von Rosapelikanen auf der Grundlage von Kortikosteron (2024)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Haase, Gudrun (WE 11)
    Quelle
    Berlin: Mensch & Buch Verlag, 2024 — XXVIII, 74 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-256-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/44958
    Kontakt
    Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde

    Königsweg 67
    14163 Berlin
    +49 30 838 61146
    tierschutz@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Flugunfähige Vögel sind in zoologischen Einrichtungen keine Seltenheit. In früheren Jahren war das Flugunfähigmachen von Vögeln die gängige Praxis, um sie daran zu hindern, ihrem Gehege zu entweichen. Mit der Änderung des Deutschen Tierschutzgesetzes im Jahre 1998 wurde jedoch das irreversible Flugunfähigmachen durch Paragraph 6 des Deutschen Tierschutzgesetzes verboten. Nichtsdestotrotz gibt es auch die Ansicht, dass auch das reversible Flugunfähigmachen mittels Federschneiden unter diesen Paragrafen fallen würde. So kommt es immer wieder zu kontroversen Diskussionen, ob der Vogel aufgrund seiner Flugunfähigkeit leidet, oder dies durch andere Verhaltensweisen kompensiert werden könnte. Jeglichen Argumenten fehlt aber die wissenschaftliche Grundlage, da der Zusammenhang zwischen dem Flugunfähigmachen eines Vogels und seinem Wohlbefinden bisher nicht wissenschaftlich untersucht wurde. Mit der Entwicklung der Kortikosteron Messung aus der Feder eröffnete sich nun die Möglichkeit, erste Zusammenhänge tierbasiert untersuchen zu können. Da das Wohlbefinden von zoologisch gehaltenen Tieren immer mehr im Fokus der öffentlichen Debatte steht, mit der Forderung einer tiergerechten Tierhaltung, wurde diese Studie entwickelt, um erste Daten zum Rosapelikan (Pelecanus onocrotalus) in Bezug auf sein Wohlbefinden und dem Flugunfähigmachen zu generieren. Hierzu wurden in 21 deutschen, zoologischen Einrichtungen Daten gesammelt, welche auf der Kombination von Verhaltensbeobachtungen und der Messung von Feder Kortikosteron beruhten. Insgesamt wurden 215 Rosapelikane mithilfe eines erstellten Ethogramms beobachtet. Pro zoologische Einrichtung wurden die Tiere drei Tage lang für je zwei Mal zwei Stunden am Tag mittels Scan-Sampling-Methode beobachtet. Die Pelikane der Gruppen wurden je einem Flugstatus zugeteilt: flugfähig, reversibel flugunfähig oder irreversibel flugunfähig. Im selben Jahr der Verhaltensbeobachtung wurden dann von den Pelikanen Federproben genommen und das Feder Kortikosteron gemessen. Hierbei wurden 182 Pelikane beprobt. Die Daten wurden in einem linearen gemischten Regressionsmodell analysiert. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Feder Kortikosteron zwischen den einzelnen Flugstatusgruppen, jedoch waren Tendenzen ersichtlich. Die reversibel flugunfähig gemachten Rosapelikane zeigten die höchsten Feder Kortikosteron Werte. Auch die Gruppengröße der gehaltenen Rosapelikane hatte einen Einfluss, der jedoch nicht signifikant war. Hier hatten die größten Gruppen mit über 10 Tieren die niedrigsten Feder Kortikosteron Werte. Andere Variablen wie das Geschlecht oder das Alter der Tiere hatten ebenfalls keinen signifikanten Einfluss auf die Feder Kortikosteron Werte. In Bezug auf die Verhaltensbeobachtungen und die Feder Kortikosteron Werte zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang mit höheren Werten an Feder Kortikosteron und dem Verhaltensmuster flattern. Es konnten somit Daten zu den Rosapelikanen in zoologischen Einrichtungen erhoben werden, die einen ersten Überblick über diese Art verschaffen. Das Flugunfähigmachen scheint somit keinen signifikanten Einfluss auf das Wohlbefinden der Rosapelikane zu haben, obwohl Tendenzen ersichtlich waren. Das Verhaltensmuster flattern könnte ein Indikator für Stress sein, da hier höhere Feder Kortikosteron Werte festgestellt wurden. Jedoch sind dies die ersten Ergebnisse der ersten Untersuchungen an Rosapelikanen in zoologischen Einrichtungen und diese sollten durch weitere Studien validiert werden.