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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Untersuchungen über das Vorkommen von gastrointestinalen Parasiten bei Pferden in Berlin und Brandenburg (2024)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Jürgenschellert, Laura (WE 13)
    Quelle
    Berlin, 2024 — XIV, 111 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/44256
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Infektionen mit gastrointestinalen Parasiten beim Pferd zeigen weltweit eine hohe Prävalenz und insbesondere parasitierende Helminthen mit hoher Pathogenität für den Wirt, wie Strongylus spp. und speziell Strongylus vulgaris, sind von veterinärmedizinischer Bedeutung. Ein gezieltes Betriebsmanagement mit effektiven Strategien zur Kontrolle von Endoparasiten sowie ein verantwortungsbewusstes und wirksames anthelminthisches Behandlungsmanagement, welches aufgrund der Verbreitung von Resistenzen gegen Anthelminthika heute eine Herausforderung darstellt, erfordern genaue Kenntnisse über das regionale Vorkommen von Helminthen und potenzielle Risikofaktoren. Das Ziel dieser Studie war es daher, die Prävalenz von gastrointestinalen Parasiten, mit Fokus auf kleine und große Strongyliden sowie auf Bandwürmer, in den regionalen Pferdebeständen unter Verwendung verschiedener direkter und indirekter Nachweismethoden zu beschreiben und anhand der gewonnenen Daten Risikofaktoren zu identifizieren, die mit equinen Helmintheninfektionen assoziiert werden. Im Rahmen dieser Dissertation wurden Proben von 48 pferdehaltenden Betrieben in Berlin und Brandenburg gesammelt. In dem Zeitraum von Mai 2017 bis Januar 2018 wurden Kot-, Blut- und Speichelproben von 484 Pferden entnommen. Die Kotproben individueller Pferde wurden zum Nachweis einer patenten Infektion mit Nematoden oder Cestoden mittels quantitativem mini-FLOTAC und der semi-quantitativen kombinierten Sedimentation-Flotation untersucht. Bei koproskopisch positivem Nachweis von Eiern der Magen-Darm-Strongyliden (MDS) wurde eine Larvenkultur auf Einzeltierebene und eine DNA-Isolation durchgeführt. Anschließend wurden PCRs zum Nachweis von Pan-Nematoden-DNA und eine S. vulgaris-spezifische real-time PCR durchgeführt. Zudem wurde eine real-time PCR mit hochauflösender Schmelzkurvenanalyse zur Speziesdifferenzierung von Strongylus edentatus, Strongylus equinus und Strongylus asini in diesem Projekt entwickelt. Die S. vulgaris-positiven Proben wurden in einem eigens konzipierten Pyrosequencing Assay auf Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) in den Codons 167, 198 und 200 des β-Tubulin-Gens vom Isotyp 1 untersucht, die mit dem Auftreten von Benzimidazol-Resistenzen in Nematoden assoziiert werden. Zum Nachweis Anoplocephala spp.-spezifischer Antikörper wurden serum- und speichelbasierte ELISAs durchgeführt. Außerdem wurde das Blutserum mittels ELISA auf S. vulgaris-spezifische Antikörper untersucht. Koproskopisch wurde in 66,7 % der Proben Eier vom MDS-Typ nachgewiesen. Weiterhin wurden Eier von Oxyuris equi, Anoplocephala spp. und Parascaris spp. in 1,2 %, 0,6 % und 0,4 % der Kotproben identifiziert. In den Proben von vier Pferden konnte mittels real-time PCR DNA von S. vulgaris detektiert werden. Diese Proben zeigten weder bei der Pyrosequenzierung noch bei der Sanger Sequenzierung SNPs auf, die bei Nematoden mit Benzimidazol-Resistenzen in Verbindung gebracht werden. Die Ergebnisse der real-time PCR mit Schmelzkurvenanalyse zeigen den Nachweis von S. edentatus DNA in zehn Pferdeproben. Ein positiver Nachweis von Antikörpern gegen Anoplocephala spp. erfolgte bei 16,2 % der Serumproben, woraus sich eine Betriebsprävalenz von 52,1 % ergibt, und in 29,5 % der Speichelproben, was einer Betriebsprävalenz von 75,7 % entspricht. Unter Verwendung eines konservativen Cut-off-Werts mit einer Sensitivität von 43 % und Spezifität von 96 % zeigten sich insgesamt 21,2 % der Serumproben positiv für Antikörper gegen S. vulgaris Larven, was einer Prävalenz von 83,3 % auf Betriebsebene entspricht. Logistische Regressionsanalysen wurden erstellt, um Risikofaktoren für den positiven Antikörpernachweis im serumbasierten Anoplocephala spp.-ELISA und dem S. vulgaris-ELISA sowie für die Ausscheidung von MDS-Eiern zu bestimmen. In allen Analysen zeigte sich insbesondere ein limitierter Weidezugang als ein schützender Faktor. Große Weideflächen, regelmäßige Weidewechsel und eine hohe Anzahl MDS-Eier pro Gramm Kot wurden als Risikofaktoren für eine positive Serum-Antikörperreaktion auf Anoplocephala spp. identifiziert, während das gleichzeitige Vorhandensein von Fohlen und eine hohe Anzahl von Pferden im Betrieb sowie die letzte Behandlung mit Praziquantel schützend wirkten. Ein großer zeitlicher Abstand zu der letzten anthelminthischen Behandlung erhöhte das Risiko der Ausscheidung von MDS-Eiern, während die Verwendung von Moxidectin und Ivermectin bei der letzten Behandlung sowie ein höheres Alter der Pferde das Risiko der Eiausscheidung verringerte. Das Alter erwies sich auch als protektiver Faktor für einen S. vulgaris-seropositiven Befund, wohingegen ein selektives Behandlungsschema als Risikofaktor eingestuft wurde. Die Ergebnisse zum Nachweis von gastrointestinalen Helminthen bei Pferden unterscheiden sich in dieser Studie in Abhängigkeit von der verwendeten Nachweismethode, wobei die Ergebnisse der ELISAs deutlich höhere Prävalenzen von Anoplocephala spp. und S. vulgaris nahelegen als bei dem direkten Nachweis mittels koproskopischer Methoden oder PCR. Auch durch die Einstufung der selektiven Entwurmung als Risikofaktor für S. vulgaris-Antikörper zeigt sich, dass eine evidenzbasierte anthelminthische Behandlungsstrategie von der Anwendung zusätzlicher Nachweismethoden profitieren kann. Es empfiehlt sich daher, die parasitologische Untersuchung mittels gängiger Flotationsmethoden durch spezifische Tests auf das Vorhandensein von S. vulgaris oder Anoplocephala spp. in der Herde zu ergänzen. Doch neben dem Monitoring durch diagnostische Maßnahmen und der anthelminthischen Behandlung können insbesondere präventive Managementmaßnahmen, wie ein angepasstes Weidemanagement, zur Reduzierung des Endoparasitendrucks bei Pferden beitragen.