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Was?
Kommunikative Kompetenzen sind in allen tierärztlichen Berufsfeldern von signifikanter Bedeutung. So wird von Tierärzt:innen eine effektive Kommunikation mit Tierhalter:innen, Mitarbeitenden, Kolleg:innen und der Öffentlichkeit gefordert (1). Um mit diesen sehr unterschiedlichen Personengruppen zielführend kommunizieren zu können, sind die Fähigkeiten zur Empathie und zur Perspektivübernahme von zentraler Bedeutung. Sie
ermöglichen, die Signale und Reaktionen des Gegenübers zu antizipieren und zu verstehen, und so das eigene Verhalten zur beidseitigen Zufriedenheit auszurichten (2). Das Ziel der Kommunikationslehre sollte dabei vor allem darin bestehen, die Selbstwirksamkeitserwartung hinsichtlich der eigenen kommunikativen Kompetenzen durch eine Professionalisierung der Kommunikation zu stärken, da sich gezeigt hat, dass eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung nicht nur die Motivation zur effektiven Kommunikation, sondern auch die Qualität der Kommunikation steigert (3). Verschiedene Kommunikations-Modelle, wie beispielsweise das 4-Seiten-Modell von Schulz von Thun, das Sender-Empfänger-Modell nach Shannon & Weaver oder die Transaktionsanalyse nach Berne, adressieren diese Kompetenzen und werden daher zur Vermittlung kommunikativer Kompetenzen in der Veterinärmedizin eingesetzt (4). Zudem sind Modelle aus der Humanmedizin zur strukturierten Gesprächsführung bei der ärztlichen Konsultation (Calgary-Cambridge Observation Guide) und zur Überbringung schlechter Nachrichten (P-SPIKES-Modell) an die Bedingungen in der Veterinärmedizin adaptiert worden (4,5,6). Neben der persönlichen Professionalisierung hat sich gezeigt, dass kommunikative Kompetenzen bei Tierärzt:innen auch mit einer stärkeren Arbeitszufriedenheit und höherem beruflichen Erfolg assoziiert sind (7).
Wann?
Als übergreifende Schlüsselkompetenz sollte die Kommunikationslehre in allen Phasen des Veterinärmedizinstudiums in Form von Pflichtveranstaltungen für alle Studierende integriert sein. Im Fokus der ersten Semester sollten aufeinander folgend die Sensibilisierung für den Effekt kommunikativer Kompetenzen, die Vermittlung der theoretischen Grundlagen der Kommunikation sowie das Training von Standardgesprächssituationen stehen (8). Eine Sensibilisierung ist insofern von Bedeutung, als dass davon ausgegangen werden muss, dass die Bedeutung der Kommunikation im tierärztlichen Berufsleben den meisten Studierenden zu Beginn des Studiums nicht unbedingt bewusst ist (2). Mit der stärkeren Ausrichtung des Studiums auf den tierärztlichen Berufsalltag und damit auf komplexere Interaktionen in den höheren Semestern, kann die Kommunikationslehre auch herausfordernde und anspruchsvolle Gesprächssituationen, wie beispielsweise Konfliktgespräche und das Überbringen schlechter Nachrichten, fokussieren (8).
Wie?
Prinzipiell sind alle Lehrformate wie Vorlesungen, Seminare, praktische Übungen sowie E-Learning und Blended Learning für die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen geeignet und werden in unterschiedlicher Konstellation dafür eingesetzt. Dabei dienen, wie auch in anderen Fachdisziplinen, Vorlesungen und E-Learning vor allem für die Lehre in den theoretischen Grundlagen der Kommunikation, während Seminare und praktische Übungen, in denen Gesprächssituationen untereinander oder mit Simulationspersonen (Schauspieler:innen) simuliert werden, stärker auf die Anwendung und das Training der praktischen kommunikativen Kompetenzen fokussieren (4). Allerdings zeigen sich bei den verschiedenen Lehrinhalten und -formaten Unterschiede in der Sensibilisierung der Studierenden für die Relevanz kommunikativer Kompetenzen für den tierärztlichen Berufsalltag und der Selbstwirksamkeitserwartung hinsichtlich ihrer eigenen kommunikativen Kompetenzen. So hat sich bei dem Vergleich eines E-Learning-Kurses zur Vermittlung der theoretischen Grundlagen der Kommunikation und einem praktischen Kurs mit Simulationspersonen gezeigt, dass zwar auch der E-Learning-Kurs zu einer stärkeren Wahrnehmung der Relevanz kommunikativer Fertigkeiten für den beruflichen Erfolg und einer Steigerung der Selbsteinschätzung der Kommunikationskompetenzen geführt hat. Ein signifikanter Effekt war jedoch erst nach dem praktischen Kurs zu beobachten. Da beide Kurse allerdings nacheinander und aufeinander aufbauend erfolgten, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die vorherige Vermittlung der
theoretischen Grundlagen der Kommunikation zum signifikanten Effekt des praktischen Kurses beigetragen hat(2).