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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Überprüfung der Zuverlässigkeit der zytologischen Untersuchung von Tracheobronchialsekret und Bronchoalveolärer Lavage als Mittel zur Diagnosestellung von equinem Asthma (2024)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Pöhlig, Paula Julia (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2024 — VIII, 199 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-243-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/43841
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Equines Asthma ist eine häufig vorkommende chronische Erkrankung der Atemwege und kann Pferde jeden Alters betreffen. Neben einer speziellen klinischen Untersuchung des Atemtrakts spielt die zytologische Untersuchung von Tracheobronchialsekret (TBS) und Bronchoalveolärer Lavage (BAL) eine wichtige Rolle bei der Diagnosestellung von equinem Asthma. Ziel dieser Arbeit war der Vergleich zytologischer Ergebnisse und Verdachtsdiagnosen zwischen und innerhalb verschiedener Labore, um die Zuverlässigkeit der zytologischen Untersuchung von TBS und BAL als diagnostisches Mittel zur Diagnosestellung von equinem Asthma zu überprüfen. Die Hypothesen dieser Arbeit waren die Annahmen, dass bei einem intra- und interindividuellen Vergleich zytologischer Ergebnisse von TBS und BAL innerhalb und zwischen mehreren Laboren nur eine geringe oder gar keine Varianz der Ergebnisse und Verdachtsdiagnosen besteht und die Zytologie als zuverlässiges Kriterium zur Atemwegsdiagnostik herangezogen werden kann. Als Studienpopulation standen 15 Pferde zur Verfügung, die zur Abklärung respiratorischer Symptome vorgestellt wurden. Zunächst wurden an allen Pferden Atemwegsuntersuchungen durchgeführt und schließlich die Befunde der klinischen, endoskopischen und zytologischen Untersuchung zur endgültigen Diagnosestellung in der Klinik herangezogen. Auf diese Weise erfolgte die Einteilung der Studienpferde in fünf gesunde, fünf Pferde mit mildem bis moderatem und fünf Pferde mit schwerem equinem Asthma. Im Anschluss erfolgte der Versand von luftgetrockneten Ausstrichen von TBS und BAL der Studienpferde an vier Fremdlabore. Zusätzlich wurden die Ausstriche durch zwei klinikinterne Untersucher beurteilt. Durch einen doppelt verblinden Versand der Proben untersuchte jedes Labor und jeder Untersucher zwei Mal die Proben des gleichen Pferdes. Bei den Ergebnissen der Fremdlabore fiel auf, dass die Angaben zur Differentialzellzählung der zytologischen Auswertung im TBS und in der BAL z.T. erhebliche Unterschiede aufwiesen. Zum einen wurden semiquantitative Angaben, zum anderen Prozentzahlen bei der Differenzialzellzählung angegeben. Um die interindividuelle Varianz der Ergebnisse verschiedener Labore zu ermöglichen, wurde ein vereinheitlichtes Scoring System zur zytologischen Befundung von TBS und BAL erarbeitet. Beim Vergleich der intraindividuellen Übereinstimmung der Ergebnisse innerhalb der Fremdlabore und der Untersucher der Klinik für Pferde konnte bestätigt werden, dass eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse der neutrophilen Granulozyten bei fast allen Laboren in der BAL und im TBS erreicht wurde (ICC > 0,75, gewichtetes Kappa >0,6). Darüber hinaus erreichten die Labore, die Prozentangaben zur Differentialzellzählung machten bei Makrophagen, Lymphozyten, eosinophilen Granulozyten und Mastzellen ebenfalls einige gute Ergebnisse der Übereinstimmung. Die semiquantitativen Angaben resultieren in einer geringeren Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu den Zellarten der Differentialzellzählung innerhalb anderer Labore. Somit hatte die Art und Weise der zytologischen Auswertung Einfluss auf die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse. Für die BAL variierten die Ergebnisse insgesamt weniger, sodass diese Probenart für validere zytologische Ergebnisse empfohlen wird. Beim interindividuellen Vergleich der Ergebnisse zwischen allen Laboren konnte ebenfalls eine gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse bei den neutrophilen Granulozyten in der BAL und im TBS erreicht werden (Krippendorff’s alpha >0,7). Diese Zellart hat den größten Einfluss auf die zytologische Diagnosestellung. Die Ergebnisse zu allen weiteren Zellarten der Differentialzellzählung variierten deutlicher zwischen den Laboren. Bei den lungengesunden Pferden wurde durch die Fremdlabore häufig mildes-moderates equines Asthma diagnostiziert. Bei den erkrankten Pferden wurde meistens equines Asthma diagnostiziert, allerdings variierte der Schweregrad der Erkrankung zwischen und innerhalb der Labore. Ein Labor stellte darüber hinaus bei einigen Pferden die Diagnose einer bakteriellen Bronchitis. Die Hypothese, dass die TBS- und BAL-Zytologie als zuverlässiges Kriterium zur Atemwegsdiagnostik herangezogen werden kann und einen wichtigen Teil der Diagnosestellung ausmacht, muss aufgrund von einigen intra- und interindividuellen Unterschieden der zytologischen Ergebnisse und bei den Verdachtsdiagnosen zwischen und innerhalb der Labore eingeschränkt werden. Die Unterschiede können z.T. auf die variable Auswertung der Proben zurückgeführt werden. Demnach kann geschlussfolgert werden, dass die zytologische Untersuchung nur zu einem kleinen Teil zur endgültigen Diagnosestellung herangezogen werden sollte und die klinischen Symptome den größten Einfluss auf die Diagnose und damit die weitere Therapie haben sollten. Ohne genaue Angaben der klinischen Symptome und des Vorberichts sind valide zytologische Diagnosen nur eingeschränkt möglich. Das Zusammenspiel aller Befunde sollte als Goldstandard für die Diagnosestellung gelten. Als Empfehlung sollte für valide zytologische Ergebnisse besonders bei Verlaufsuntersuchungen immer das gleiche Labor für die zytologische Auswertung herangezogen werden. Darüber hinaus besteht die Notwendigkeit einer einheitlichen zytologischen Beurteilung von TBS und BAL, um Ergebnisse zwischen verschiedenen Laboren vergleichen zu können. Als Vorschlag für eine vereinheitlichte Befundung soll das in dieser Studie erstellte Scoring System dienen, das in weiteren Studien seine Validität zeigen könnte.