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Die Schlachttier- und Fleischuntersuchung (SFU) hat sich im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt und ist heute im Konzept der risikobasierten Fleischsicherheitssysteme (RB-MSAS) verankert. Diese Systeme verbinden alle Stufen der Lebensmittelkette mit der amtlichen Überwachung und umfassen Komponenten wie Lebensmittelketteninformationen (LMKI) und harmonisierte epidemiologische Indikatoren (HEIs). Die LMKI ermöglichen einen bidirektionalen Informationsfluss über relevante Daten zu Schlachttieren zwischen Herkunfts- und Schlachtbetrieben, unterstützen die Risikokategorisierung und helfen bei Anpassungen der SFU. Rückmeldungen aus der SFU bieten Verbesserungspotenziale für Tiergesundheit und -wohl. In der Praxis zeigen sich jedoch Defizite bei der Umsetzung von LMKI, insbesondere bei Schlachtschweinen. Die HEIs, von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit 2011 vorgeschlagen, messen das ausgehende Risiko von Gefahren in der Lebensmittelkette und unterstützen die Risikokategorisierung. Ihre Anwendung ist jedoch wenig verbreitet und beschränkt sich oft auf die Prozesshygiene- oder Endproduktkontrolle. Diese Dissertation untersucht die Umsetzung, den Informationsgehalt und den Nutzen von LMKI und HEIs für Schlachtschweine in Europa, identifiziert Verbesserungspotenziale und vergleicht nationale Verfahren zur LMKI-Erfassung und -Dokumentation sowie Regularien für die Dokumentationspflichten von Tierarzneimitteln. Die Ergebnisse zeigen Defizite bei der Implementierung, einschließlich der Umsetzung verbindlicher europäischer Vorschriften. Die Verwendung kombinierter HEIs auf Herkunfts- und Schlachtbetriebsebene ist notwendig für eine genaue Risikokategorisierung. Dafür sollte das prospektive Herdenmonitoring vorangetrieben werden. Das Bewusstsein für HEIs und ihre Nutzungsmöglichkeiten muss gestärkt und HEIs sollten mit in die LMKI aufgenommen werden. Regelmäßige Überprüfung und Anpassung der HEIs an aktuelle wissenschaftliche Daten sind erforderlich. Eine risikobasierte Einführung bedeutet, dass bestimmte HEIs nur in spezifischen Ländern oder Haltungssystemen Anwendung finden. Die LMKI-Datenübermittlungen sind oft unvollständig und die Daten unspezifisch. Gründe dafür umfassen mangelndes Bewusstsein und Probleme bei der Einhaltung. Vor Einführung der LMKI wurden keine spezifischen Daten für deren Befundvorhersage in der SFU untersucht. Diese Studie zeigt, dass insbesondere Tiergesundheitsdaten, wie Mortalitätsraten und Behandlungsdaten, für die Risikoabschätzung wichtig sind. Weitere Forschung ist nötig, um relevante Parameter und Grenzwerte zu bestimmen. Die heterogene Datenlage in Europa, bedingt durch den Interpretationsspielraum europäischer Verordnungen, erschwert die Bestimmung spezifischer LMKI. Elektronische Übertragungsmethoden und zentrale Datenbanken könnten die Effizienz und Praktikabilität der LMKI verbessern, die Datenqualität und -integrität erhöhen und den Informationsaustausch erleichtern. Eine enge Zusammenarbeit und regelmäßiger Austausch zwischen Schlachtbetrieben, Tierärzt*innen und Landwirt*innen sind essenziell für die erfolgreiche Umsetzung von RB-MSAS.