Königsweg 65
Haus 27
14163 Berlin
+49 30 838 62618
fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de
Protokolle zur Ovulationssynchronisation dienen dazu, Mängel in der visuellen Brunstbeobachtung zu kompensieren und eine terminorientierte künstliche Besamung zu ermöglichen. Im Ovsynchprotokoll mit einmaliger PGF2α-Gabe an Tag 7 zeigen 13 – 21 % der Kühe eine unvollständige Luteolyse. Eine unvollständige Luteolyse bzw. Konzentrationen von Progesteron > 0,4 ng / ml zum Zeitpunkt der zweiten GnRH-Gabe führen zu schlechteren Besamungserfolgen. Eine besondere Risikogruppe für hohe Konzentrationen zur zweiten GnRH-Gabe stellen Kühe dar, die das Ovsynchprotokoll ohne Gelbkörper bzw. mit niedrigen Konzentrationen von Progesteron beginnen. Um den Anteil an Kühen mit einer vollständigen Luteolyse und dadurch den Besamungserfolg zu erhöhen, wurden modifizierte Ovsynchprotokolle beschrieben, die entweder die PGF2α-Dosis erhöhten, oder eine zusätzliche PGF2α-Gabe integrierten. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss einer doppelten PGF2α-Dosis (1.000 µg Cloprostenol) direkt mit dem Einfluss einer zweimaligen PGF2α-Gabe (500 µg Cloprostenol an Tag 7 und Tag 8) während eines 7 d-Ovsynchprotokolls auf die Konzentration von Progesteron zur zweiten GnRH-Gabe und den Besamungserfolg zu untersuchen. Die Hypothesen lauteten, erstens, dass durch beide Modifikationen niedrigere Konzentrationen von Progesteron zur zweiten GnRH-Gabe und höhere Besamungserfolge erreicht werden als durch ein herkömmliches Ovsynchprotokoll und zweitens, dass Tiere, die das Ovsynchprotokoll ohne Gelbkörper beginnen, besonders von der zweimaligen PGF2α-Gabe profitieren. Dazu wurden zwei kontrollierte, randomisierte Feldversuche mit einem vergleichbaren Studiendesign auf insgesamt acht Milchviehbetrieben in Brandenburg durchgeführt. Im wöchentlich rotierenden Rhythmus wurden laktierende Milchkühe in eines von drei Behandlungsprotokollen aufgenommen. 1) Ovsynch (Kontrolle: Tag 0 GnRH – Tag 7 500 µg PGF2α – Tag 9 GnRH). 2) Ovsynch mit einer doppelten Dosis PGF2α (GDPG: Tag 0 GnRH – Tag 7 1.000 µg PGF2α – Tag 9 GnRH). 3) Ovsynch mit einer zweimaligen PGF2α Gabe (GPPG: Tag 0 GnRH – Tag 7 500 µg PGF2α – Tag 8 500 µg PGF2α – Tag 9 GnRH). Alle Kühe wurden 16 h nach der zweiten GnRH-Gabe künstlich besamt. In Experiment 1 wurden 1.979 Kühe von sechs Milchviehbetrieben aufgenommen. Bei jedem Tier wurde an Tag 0 eine transrektale sonographische Untersuchung durchgeführt und die An- oder Abwesenheit eines Gelbkörpers dokumentiert. In Experiment 2 wurden 1.581 Kühe von zwei Milchviehbetrieben aufgenommen. Von einer Subpopulation von Kühen aus Experiment 2 (n = 491) wurden Blutproben zum Zeitpunkt der zweiten GnRH-Gabe entnommen, um die Konzentration von Progesteron zu bestimmen. In Experiment 1 hatte das Behandlungsprotokoll einen signifikanten Einfluss auf den Besamungserfolg (P = 0,03). Der Anteil tragender Tiere war bei den zweimalig mit PGF2α behandelten Tieren (38,0 %) größer als bei den mit der doppelten Dosis behandelten Tieren (31,9 %; P = 0,04) oder den Tieren der Kontrollgruppe (31,2 %; P = 0,02). Der Besamungserfolg bei Tieren der Kontrollgruppe und bei Tieren der GDPG Gruppe unterschied sich nicht signifikant (P = 0,80). Der Besamungserfolg wurde von der Anwesenheit eines Gelbkörpers (P = 0,55) nicht beeinflusst. Auch war keine Interaktion zwischen dem Effekt der Behandlung und der Anwesenheit eines Gelbkörpers zur ersten GnRH-Gabe feststellbar. In Experiment 2 war der Anteil tragender Tiere bei GPPG Tieren (40,6 %; P < 0,01) und bei GDPG Tieren (38,1 %; P = 0,02) größer als bei Tieren der Kontrollgruppe (31,0 %). Zwischen GDPG und GPPG Kühen unterschied sich der Besamungserfolg nicht (P = 0,45). Im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöhte sowohl die zweimalige Gabe als auch die doppelte Dosis den Anteil an Kühen mit besonders niedrigen Konzentrationen von Progesteron (0,00 – 0,09 ng / ml) zur zweiten GnRH-Gabe. Die GPPG Behandlung reduzierte zudem den Anteil an Kühen mit besonders hohen Konzentrationen von Progesteron (≥ 0,6 ng / ml) zur zweiten GnRH-Gabe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Da die beiden Experimente ein ähnliches Versuchsdesign hatten, wurden die Ergebnisse im Hinblick auf den Besamungserfolg kombiniert. Kühe, die wiederholt mit PGF2α behandelt wurden, hatten einen höheren Besamungserfolg (40,5 %; P < 0,01) als Kühe, die nur eine einfache Dosis PGF2α an Tag 7 erhielten (32,4 %) und hatten tendenziell auch einen höheren Besamungserfolg als Tiere, die eine doppelte Dosis an Tag 7 erhielten (36,3 %; P = 0,05). Tendenziell war der Besamungserfolg bei GDPG Kühen größer als bei Kühen der Kontrollgruppe (P = 0,06). Die Ergebnisse der beiden Experimente zeigten, dass bei einer zweiten PGF2α-Gabe an Tag 8 in einem 7 d-Ovsynchprotokoll der Besamungserfolg im Vergleich zu einem herkömmlichen 7 d-Ovsynchprotokoll gesteigert werden konnte. Die Verwendung der doppelten PGF2α-Dosis an Tag 7 erwies sich als weniger effektiv. Die Anwesenheit eines Gelbkörpers zur ersten GnRH-Gabe hatte keinen Einfluss auf den Behandlungseffekt. Eine Ultraschalluntersuchung an Tag 0 bietet damit keine Entscheidungshilfe im Stall hinsichtlich der Wahl eines der drei Behandlungsprotokolle.