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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Heimtierzucht und der „vernünftige Grund“:
    wir sind weit aus der Balance! (2006)

    Art
    Vortrag
    Autor
    Gruber, A. D. (WE 12)
    Kongress
    Tagung Tierethik im Konflikt / Evangelische Akademie Hofgeismar
    Hofgeismar, 07.09.2006 – 09.06.2024
    Quelle
    Kontakt
    Institut für Tierpathologie

    Robert-von-Ostertag-Str. 15
    14163 Berlin
    +49 30 838 62450
    pathologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Menschen nutzen Tiere, und das ist nach Einstellung des Großteils unserer Gesellschaft ethisch prinzipiell akzeptiert. Dabei verlangen wir den Tieren jedoch oft Opfer in Form von Schmerzen, Leiden und körperlichen und anderen Schäden ab, die für eine ethische und rechtliche Rechtfertigung einem „vernünftigen Grund“ gegenüberstehen müssen (§ 1 Tierschutzgesetz). Diese Balance zwischen Art, Ausmaß und Dauer des Leids versus den dadurch erbrachten Vorteil für den Menschen steht für Versuchstiere, landwirtschaftliche Nutztiere, Zoo- und Zirkustiere seit vielen Jahren und vielfach spannungsgeladen in der gesellschaftlichen Diskussion. Daraus resultierten diverse Anpassungen des Tierschutzgesetzes sowie etwa die neuerliche Etablierung von Bioprodukten und Tierwohl-Labeln im Nutztierbereich.
    Im krassen Gegensatz dazu stehen in weiten Teilen der Gesellschaft unser weitgehendes Nichtwissen, Ignorieren und Nichtwahrhabenwollen von eklatanten zuchtbedingten Gesundheitsproblemen bei unseren vordergründig geliebten Haustieren. Der Mops und die Französische Bulldogge sind nur eine kleine Spitze eines riesengroßen Eisberges. Der seit 2013 geltende, so genannte Qualzuchtparagraf 11b des Tierschutzgesetzes wird bis heute praktisch nicht umgesetzt.
    In diesem Vortrag werden Hintergründe, Ursachen und vielfach anhaltende Entwicklungen der zahllosen zuchtbedingten Schmerzen, Leiden und Schäden bei Hunden, Katzen und anderen Haustieren vorgestellt. Dabei werden die beiden Formenkreise der dysfunktionalen Anatomien als Nebenwirkungen vieler beliebter, jedoch krankmachender Zuchtziele sowie der dramatischen Folgen der vielfach noch heute praktizierten Inzucht vorgestellt.
    Die gute Nachricht: Es gibt viele mögliche Auswege, wenn wir bereit sind, uns von althergebrachten Irrwegen zu trennen, etwa manchen ungesunden Rassemerkmalen sowie dem gefährlichen Fetisch der Reinrassigkeit. Die hier vorgestellten Auswege und Lösungsvorschläge sollen die Gesellschaft motivieren, durch einen Wertewandel und ein verändertes Kaufverhalten von sich aus die längst überfällige Wende einzuleiten, solange deutsche Gesetze nicht ausreichend formuliert sind und von den Behörden nicht annähernd adäquat umgesetzt werden.