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Im Rahmen dieser Promotion wurde eine prospektive, randomisierte Studie zu postoperativen Komplikationen bei Pferden nach chirurgischen Eingriffen bei kolikoperierten Patienten erstellt. Ziel dieser Studie bestand darin, Unterschiede hinsichtlich postoperativer Komplikationen zwischen zwei verschiedenen Regimen von Antibiotika (Single-Shot vs. konventionelle Antibiotikagabe) zu evaluieren und eine Single-Shot Gabe als antibiotische Prophylaxe bei diesen Eingriffen zukünftig in Erwägung zu ziehen. Für die prospektive Studie konnten 67 Pferde ausgewertet werden, die in der Klinik für Pferde, FU Berlin einer Kolikoperation unterzogen wurden. Die Pferde wurden randomisiert einer der beiden Gruppen zugeordnet. Alle Pferde wurden intensiv über zehn Tage überwacht. In den Wundbeurteilungen an Tag drei, fünf und zehn wurden mittels eines Scores die Kriterien Exsudation, Schwellung und Nahtdehiszenz evaluiert. Weiterhin wurden die Blutwerte Leukozyten, Hämatokrit, Totalprotein, Serumamyloid A, Fibrinogen und Laktat prä- und postoperativ in den ersten fünf Tagen und am zehnten Tag ermittelt. 1. Hauptfrage: Ist eine Single-Shot Antibiotikagabe gleichwertig zu dem konventionellen perioperativen Antibiotikamanagement hinsichtlich möglicher, postoperativer Komplikationen? Mittels eines linearen Modells mit negativer Binomialverteilung wurden die Wundscores beurteilt. Es gab keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich des Gesamtscores aller Tage zwischen den zu vergleichenden Gruppen (p = 0,985, lineare Regression). Sowohl bei der Entstehung von Wundinfektionen in den ersten zehn Tagen postoperativ (p = 0,2, exakter Fischer-Test) als auch bei der Entstehung von Wundinfektionen innerhalb dreißig Tagen postoperativ (p = 0,07, exakter Fischer-Test) gab es keinen signifikanten Unterschied. Auch hinsichtlich der Entstehung von postoperativer Colitis (p = 0,2, exakter Fischer-Test) als auch der Entstehung postoperativer hämolytischer Anämie (p = 0,317, exakter Fischer-Test) gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Bei einer Studienpower von 60% und einem gesetzten Limit von 15%, entstand eine Differenz von 7,7 % zwischen den zu vergleichenden Gruppen in der Beurteilung des Auftretens von postoperativ auftretenden Komplikationen. Es existiert somit keine Unterlegenheit der Single-Shot Gruppe gegenüber der konventionellen Gruppe hinsichtlich des Auftretens von unerwünschten Komplikationen postoperativ. 1. Detailfragen: Welchen Einfluss hat das perioperative Antibiotikamanagement (SingleShot versus konventionell) auf die Entzündungsparameter im Blut des Pferdes? Welchen Einfluss hat das perioperative Management weiterhin auf die Entwicklung resistenter Erreger in der Nase und dem Kot der Pferde? Mithilfe eines linearen gemischten Regressionsmodells wurden die Blutwerte ausgewertet. Es existierte kein signifikanter Unterschied zwischen den SAA-Werten (p = 0,799, lineares Regressionsmodell), den Leukozyten (p = 0,998, lineares Regressionsmodell), den Fibrinogenwerten (p = 0,545, lineares Regressionsmodell) und den Totalproteinwerten (p = 0,722, lineares Regressionsmodell) zwischen den beiden zu vergleichenden Gruppen. Eine Auswertung der erhobenen Nasentupfer- und Kotproben wurde mit dem Chi-QuadratTest und dem exakten Fisher-Test erhoben. Auch hier fand sich kein signifikanter Unterschied von MRSA (p = 0,288, Chi-Quadrat-Test), MDR-Enterobacterales (p = 0,286, Chi-Quadrat– Test) und Acinetobacter baumannii (p = 0,493, exakter Fisher-Test) in den gewonnenen Nasentupferproben am dritten Tag postoperativ zwischen den zu vergleichenden Gruppen. Hinsichtlich der Kotproben an diesem Tag war kein signifikanter Unterschied bei dem Auftreten von MDR-Enterobacterales (p = 0,099, Chi-Quadrat-Test) und Acinetobacter baumannii (p = 0,503, Chi-Quadrat-Test) zu verzeichnen. Auch am zehnten Tag postoperativ gab es keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich des Auftretens von MRSA (p = 0,920, Chi-QuadratTest), MDR-Enterobacterales (p = 0,481, exakter Fisher-Test) und Acinetobacter baumannii (p = 0,494, exakter Fisher-Test) in der Nase der Studienteilnehmer. Die Kotprobenergebnisse wiesen ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen mit MDR-Enterobacterales (p = 0,938, Chi-QuadratTest) und Acinetobacter baumannii (p = 0,240, exakter Fisher-Test) auf. Auffällig war jedoch, dass das Auftreten von multiresistenten E.coli in der Kotprobe und Acinetobacter baumannii in Nasentupfer- und Kotprobe ausschließlich in der konventionellen Gruppe nachzuweisen war. Es konnte jedoch keine Signifikanz nachgewiesen werden. Zusammenfassend ist der Einsatz eines perioperativen Managements in Form eines SingleShots bei sauberen und sauber-kontaminierten Operationen im Bereich der Kolikchirurgie zu empfehlen. Auch diese Studie verdeutlicht, dass ein vermehrter Einsatz von Antibiotika das Auftreten von resistenten Bakterien begünstigt. Um postoperative Komplikationen im Rahmen einer antimikrobiellen Single-Shot Gabe noch sicherer zu beurteilen, empfehlen sich weitere Studien mit höheren Fallzahlen.