jump to content

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publication Database

    Histologische, immunhistologische und molekulargenetische Charakterisierung von kaninen digitalen Melanomen und Mastzelltumoren (2023)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Conrad, David (WE 12)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2023 — VI, 99 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-231-2
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/41897
    Kontakt
    Institut für Tierpathologie

    Robert-von-Ostertag-Str. 15
    14163 Berlin
    +49 30 838 62450
    pathologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Kanine digitale Melanome sind auf molekulargenetischer Ebene weitestgehend unerforscht. Bei kaninen kutanen Mastzelltumoren ist bekannt, dass Mutationen im c-KIT-Gen prognostische und therapeutische Relevanz besitzen – jedoch existierten keine Daten darüber, ob diese Verhältnisse auch auf kanine digitale Mastzelltumoren zutreffen. Die beiden Studien der vorliegenden Arbeit haben sich deshalb auf die molekulargenetische Charakterisierung von kaninen digitalen Melanomen und Mastzelltumoren konzentriert. Außerdem wurden die beiden digitalen Tumoren histologisch ausgewertet. Im Falle der digitalen Mastzelltumoren wurden zusätzlich immunhistologische Verfahren angewendet und deren statistische Beziehung zu den histologischen Parametern und dem c-KIT-Mutationsstatus analysiert, um die Dignität dieses Zehentumors besser beurteilen zu können. Dafür wurden aus den Routineeinsendungen an die Laboklin GmbH & Co. KG jeweils 86 kanine digitale Melanome (2014 bis 2021; Studie 1) und 68 kanine digitale Mastzelltumoren (2014 bis 2022; Studie 2) gesammelt und die entsprechenden in Paraffin eingebetteten und in Formalin fixierten Tumorblöcke für die Studien verwendet. Bemerkenswerterweise wurden bei den 86 kaninen digitalen Melanomen der Studie 1 in 40,7 % der Fälle RAS-Mutationen identifiziert. Die Mutationen verteilten sich auf die beiden untersuchten Exons von KRAS und NRAS: KRAS Exon 2, Codone 12 und 13 (22/86 = 25,6 %); KRAS Exon 3, Codon 61 (2/55 = 3,6 %); NRAS Exon 2, Codone 12 und 13 (2/83 = 2,4 %) und NRAS Exon 3, Codon 61 (9/86 = 10,5 %). Das Vorhandensein von RASMutationen stand in keinem statistischen Zusammenhang zu den histologischen Malignitätskriterien oder dem Überleben der Hunde. Allerdings unterschieden sich der hohe Anteil an RAS-Mutationen und insbesondere KRAS als häufig von Mutationen betroffene RAS-Isoform deutlich von dem, was für humane Melanome und kanine orale Melanome aus der Literatur bekannt ist. Die Erkenntnis, dass RAS-Mutationen im kaninen digitalen Melanom häufig vorkommen, könnte von klinischer und therapeutischer Relevanz sein. Außerdem fanden sich, im Gegensatz zum humanen Melanom, in den digitalen Melanomen des Hundes weder Mutationen in c-KIT Exon 11 noch die kanine BRAF V595E-Variante, die das Pendant zu der in humanen Melanomen häufig vorkommenden BRAF V600E-Variante darstellt. Die Kopienzahl von KITLG variierte zwischen 4 und 6 – KITLG ist möglicherweise als Keimbahnmutation an der Entstehung von digitalen Melanomen in Hunden mit dunklen oder schwarzen Fellfarben beteiligt, was aber durch einen Mangel an Kontrolldaten vorerst nur eine Hypothese darstellt. KITLG könnte daher ein Forschungsziel zur züchterischen Beeinflussung der Entstehung von kaninen digitalen Melanomen sein. Die histologische Graduierung der 68 kaninen digitalen Mastzelltumoren nach Patnaik et al. (1984) ergab in 22,1 % der Fälle den Grad I, bei 67,6 % den Grad II und bei 10,3 % den Grad III. In der histologischen Graduierung nach Kiupel et al. (2011) fand sich in der Mehrheit der Fälle (86,8 %) der gut differenzierte Grad (low-grade), während die restlichen Mastzelltumoren (13,2 %) dem schlecht differenzierten Grad (high-grade) zugeordnet wurden. Bei der rein histologischen Beurteilung der digitalen Mastzelltumoren hätten diese zunächst in der Mehrheit als prognostisch günstig bewertet werden können. Im Kontrast dazu stand allerdings, dass 58,8 % der digitalen Mastzelltumoren ein aberrantes KIT-Muster exprimierten und 52,3 % eine erhöhte Ki-67-Antigen-Expression zeigten. Auch wenn KIT und Ki-67 keine statistische Beziehung zueinander zeigten, so fand sich dennoch eine statistische Signifikanz zwischen KIT und dem Patnaik-System (p = 0,027) sowie zwischen Ki-67 und dem Kiupel-System (p = 0,03). Die beiden immunhistologischen Parameter waren außerdem signifikant (KIT: p = 0,018; Ki-67: p = 0,006) mit internen Tandemduplikationen (ITD) in c-KIT Exon 11 assoziiert, welche in 12,7 % der Fälle nachweisbar waren. Französische Bulldoggen, die häufiger gut differenzierte kutane Mastzelltumoren ausbilden, waren in der vorliegenden Studie häufiger von den schlecht differenzierten Formen an der Zehe und von c-KIT-Mutationen in Exon 11 betroffen. Kanine digitale Mastzelltumoren haben möglicherweise ein erhöhtes malignes Potential, was insbesondere bei Französischen Bulldoggen von klinischer Relevanz sein könnte. Zusammenfassend ist also festzustellen, dass die differenzierte Betrachtung der Zehe als anatomische Lokalisation für Melanome und Mastzelltumoren des Hundes von Bedeutung ist, da vor allem molekulargenetische Unterschiede aufgezeigt werden konnten. Dies könnte ein Anstoß für zukünftige Studien sein, die diese Tumoren weiter erforschen und dabei den Faktor der Tumorlokalisation mit in ihre Analysen einbeziehen.