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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Auswege aus gesundheitlichen Problemen nach 150 Jahren Rassenreinzucht (2023)

    Art
    Vortrag
    Autor
    Gruber, Achim (WE 12)
    Forschungsprojekt
    Klinische Tiermedizin und Tierschutz
    Kongress
    DVG-Vet-Congress 2023 : 22. bis 25. November 2023
    Berlin, 22. – 25.11.2023
    Quelle
    Tagung der DVG-Fachgruppe Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin DGK-DVG : Teil: 23. bis 24. November 2023 : freie Vorträge & Poster (Donnerstag), Vorträge (Freitag) — DVG, Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (Hrsg.)
    1. Auflage
    Gießen: Verlag der DVG Service GmbH, 2023 — S. 60
    ISBN: 978-3-86345-700-6
    Kontakt
    Institut für Tierpathologie

    Robert-von-Ostertag-Str. 15
    14163 Berlin
    +49 30 838 62450
    pathologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Für die Gesundheit unserer Hunde stellte die Gründung organisierter Zucht „im großen Stil“ vor einhundertfünfzig Jahren einen Wendepunkt dar. Nicht nur klinische und pathologische, sondern zunehmend auch genetische Befunde weisen auf teils höchst bedenkliche Entwicklungen hin. Während einige Folgen mancher ungesunder Zuchtziele (1-3) bereits öffentlich diskutiert werden, scheint sich die starke genetische Verarmung vieler Rassen als viel größeres Problem herauszustellen (3-5). Die beiden Krisenfelder kollidieren bis zur Aussichtslosigkeit, wenn ein „Gesundzüchten“, also eine züchterische Korrektur vieler Defekte, aufgrund der genetischen Verarmungen vielfach nicht mehr möglich ist. Auch scheinen die Interessen und Bedürfnisse einiger Hundehalterinnen und -halter und mancher Rassefans nicht in Einklang zu bringen zu sein mit nachhaltigem Tierwohl.
    Neue Forschungsergebnisse (3-5) legen nicht nur die Hintergründe offen, sondern ermöglichen auch die Gestaltung von Auswegen. Diese werden in der hier vorgestellten Arbeit systematisch auf ihre Potenziale und Praktikabilität hinterfragt. Große Bedeutung wird Gentests und kompletten Erbgutanalysen bei korrigierenden Eingriffen in die Zuchtauswahl zukommen. Daneben werden Kreuzungszuchten für viele Rassen immer attraktiver. Parallel entwickeln sich aktuell Möglichkeiten durch gentechnische Erbgutkorrekturen. Sogar das Klonen, das in Teilen der Welt bei Hunden und Katzen längst Routine ist, kann punktuell eine wichtige Rolle spielen.
    Den tiermedizinisch und gesellschaftlich hoch relevanten Herausforderungen stehen damit mehr als genug technologische Auswege gegenüber. Dabei wird es nicht den einen Lösungsweg für alle Probleme geben. Vielmehr gilt es, nach scharfer Problemanalyse, Definition der erhaltenswürdigen Werte und moralischer Abwägung den jeweils passenden Ausweg zu finden (6). Dabei werden wir manche Aspekte unserer traditionellen Zuchtpraxis reiner Rassen überdenken müssen.

    (1) Asher L et al.: Inherited defects in pedigree dogs. Part 1: Disorders related to breed standards. Vet J. 2009, 182: 402-11.
    (2) Bannasch D et al.: The Effects of FGF4 Retrogenes on Canine Morphology. Genes (Basel). 2022, 13: 325.
    (3) Bannasch D et al.: The effect of inbreeding, body size and morphology on health in dog breeds. Canine Med Genet. 2021, 8:12.
    (4) Farrell LL et al.: The challenges of pedigree dog health: Approaches to combating inherited disease. Canine Genetics and Epidemiology. 2015, 2: 1 – 14.
    (5) Leeb T et al.: Identification of Genetic Risk Factors for Monogenic and Complex Canine Diseases. Annu Rev Anim Biosci. 2023, 11: 9.1-9.23.
    (6) Gruber, A: Geschundene Gefährten: Über Irrwege in der Rassezucht und unsere Verantwortung für Hund und Katze. Droemer, 2023.