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Ein 14-jähriger Warmblutwallach entwickelte vier Tage nach einer komplikationslos verlaufenen Krongelenksarthrodese hochgradigen Durchfall. Klinisch (Mattigkeit, Tachykardie, Tachypnoe, Fieber, reduzierte Darmmotorik), labordiagnostisch (Hämokonzentration und Leukopenie) und sonographisch (verdickte Wand des Colon ascendens) zeigte das Pferd typische Befunde einer Colitis. Die prä- und postoperative Medikation beinhaltete Amoxicillin (15 mg/kg 2 × tgl.), Gentamicin (6,6 mg/kg 1 × tgl.), Phenylbutazon (2,2 mg/kg 2 × tgl.) und Omeprazol (1 mg/kg 1 × tgl.). Nachdem der Wallach Fieber und hochgradigen Durchfall entwickelte, wurde er auf eine Isolationsabteilung umgestellt. Die Therapie mit Amoxicillin und Gentamicin wurde beendet. Im Weiteren erhielt der Wallach Metronidazol (15 mg/kg 3 × tgl.), Sulfasalazin (10 mg/kg 3 × tgl.), Omeprazol (1 mg/kg 1 × tgl.), Flunixin-Meglumin (0,25 mg/kg 3 × tgl.), fraktioniertes Heparin (50 IU/kg 1 × tgl.), eine Dauertropfinfusion (DTI) mit Ringerlösung, Plasma, Glukose und Natriumbicarbonat sowie insgesamt 4 × Polymyxin B (6000 IU/kg) mit der DTI. Trotz intensiver Behandlung entwickelte das Pferd am 19. Tag post operationem Symptome eines septischen Schocks und musste euthanasiert werden. In der mikrobiologischen Kultur aus Abszessen in der Colonwand konnte ein mittelgradiger Gehalt an Klebsiella pneumoniae nachgewiesen werden. Klebsiella pneumoniae ist ein ubiquitär vorkommendes, gramnegatives Stäbchenbakterium, welches in der Humanmedizin als einer der wichtigsten Erreger von Krankenhausinfektionen betrachtet wird und aufgrund seiner Häufigkeit und Vielzahl an antimikrobiellen Resistenzen gefürchtet wird. In der Tiermedizin ist Klebsiella pneumoniae bislang selten in Zusammenhang mit Colitis beschrieben worden. Der vorliegende Fall beschreibt erstmalig beim Pferd eine Colitiserkrankung, die durch Klebsiella pneumoniae mitverursacht wurde. Bei einer Colitiserkrankung bei Pferden handelt es sich immer um ein multikausales Erkrankungsbild, weshalb alle auslösenden Faktoren berücksichtigt werden müssen. In der vorliegenden Arbeit werden deshalb die möglichen kausalen Faktoren (Stress, Medikamentengabe, Dysbakterie, prä- und postoperatives Hungern, Allgemeinanästhesiedauer) mitdiskutiert.