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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Training als angewandtes Refinement bei der Blutentnahme beim Minipig (2023)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Fiderer, Delia Laura (WE 11)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2023 — VIII, 115 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-213-8
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/40207
    Kontakt
    Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde

    Königsweg 67
    14163 Berlin
    +49 30 838 61146
    tierschutz@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die vorliegende Arbeit untersucht, inwieweit Training durch positive Verstärkung beim Minipig die Blutentnahme ohne Fixierung durch die Oberkieferschlinge ermöglicht und zur Stressreduktion führt. Es ist die Pflicht bei der Planung und Durchführung von Tierversuchen stets zu versuchen, die Belastungen für die Tiere auf das unerlässliche Mindestmaß zu beschränken. Dies erfüllt die Anforderungen des 3R-Prinzips, welches in der EU-Richtlinie 63/2010/EU und im Tierschutzgesetz verankert ist. Dazu gehört auch das stetige in Frage stellen von Methoden, auch wenn diese seit Jahren etabliert oder üblich sind und das Verfeinern und Verbessern dieser Methoden, um Stress und Belastungen für die Tiere zu minimieren. Die vorliegende Arbeit untersucht die Methode der Blutentnahme mit Fixation in Oberkieferschlinge auf ihre Stresshaftigkeit für Minipigs und die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass der Stress, den die Tiere erleben durch Training und positive Verstärkung signifikant reduziert werden kann. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse auch, dass der Einstich mit der Kanüle in den Hals an sich keine nennenswerte Stressbelastung des Minipigs darstellt und lassen vermuten, dass der Stress bei der Blutentnahme zu einem Großteil durch die Fixation mittels Oberkieferschlinge verursacht wird. Sowohl die Speichel-Cortisol-Konzentration als auch die Herzfrequenz, die als Stressparameter dienen, sind bei den Minipigs bei der Blutentnahme nach dem Training signifikant niedriger als vor dem Training. Das Training stellt für die Minipigs kognitives Enrichment sowie Refinement dar. Die Anwendung der trainierten Blutentnahme ist besonders in Versuchstierhaltungen mit Minipigs, die über einen langen Zeitraum in einem oder mehreren Versuchen eingesetzt werden und bei denen wiederholt Blutentnahmen stattfinden als nun evidenzbasiertes Refinement durchaus sinnvoll und denkbar, um den Stress der Tiere zu reduzieren. Das endogene Pentapeptid Opiorphin lässt sich im Speichel bei Minipigs nachweisen, jedoch lassen sich mit dem verwendeten ELISA keine reproduzierbaren Werte valide bestimmen. Hier sind weitere Etablierungsstudien zur Verbesserung der Spezifität notwendig. Die Grimace Scale stellte sich aufgrund einer guten Übereinstimmung der Bewerter grundsätzlich als geeignet für den Einsatz zur Beurteilung der Mimik von adulten Minipigs dar, jedoch sollten weitere Untersuchungen zu den Veränderungen der Mimik unter Stress und zur Korrelation mit der Mimik unter Schmerzen stattfinden, um sie für den Einsatz bei Minipigs unter Stress zu validieren. Außerdem sollte die Grimace Scale noch verfeinert werden im Sinne von deutlicheren Unterschieden der Merkmalsausprägungen zur höheren Übereinstimmung der Bewerter. Außerdem kann die Methode zum Beispiel durch vorherige Schulung der Auswerter verfeinert und optimiert werden. Zusammenfassend stellte sich das Training von Minipigs als geeignetes Mittel zur Blutentnahme und Stressreduktion im Vergleich zur Fixierung in der Oberkieferschlinge dar. Es ist nicht nur Beschäftigung, sondern auch kognitives Enrichment für die Minipigs und eine geeignete Refinement-Maßnahme. Die Ergebnisse der Arbeit können als Anreiz gesehen werden, die Blutentnahme beim Minipig oder beim Schwein auch mit Blick auf die Fixation stressärmer zu gestalten – zum Beispiel durch eine Gewöhnung an die Oberkieferschlinge oder eine Polsterung der Schlinge. Hier ist Potenzial für weitere Studien.