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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Einfluss der 2. Novelle der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken auf den Antibiotikaeinsatz und die Resistenzentwicklung bei Hunden und Katzen in Deutschland (2023)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Moerer, Marianne (WE 14)
    Quelle
    Berlin, 2023 — 111 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/39963
    Kontakt
    Institut für Pharmakologie und Toxikologie

    Koserstr. 20
    14195 Berlin
    +49 30 838 53221
    pharmakologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Das Scheitern der Behandlung bakterieller Infektionen durch die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen gilt als eines der wichtigsten Themen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Ziel der Novelle der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) von 2018 ist es daher, die Entwicklung und Ausbreitung von Resistenzen einzudämmen, indem die Anzahl antibiotischer Behandlungen auf ein therapeutisch notwendiges Maß reduziert wird. Zudem wird die Empfindlichkeitsprüfung (AST) pathogener Erreger als wesentliches Element der Therapieentscheidung konkretisiert. Für den Einsatz von Cephalosporinen der dritten oder vierten Generation sowie Fluorchinolonen ist eine Testung verpflichtend, da diese Wirkstoffe als kritisch wichtig für die Behandlung menschlicher Erkrankungen gelten. Die Forschungsfrage ist, ob diese gesetzlichen Änderungen zu einer Anpassung des Gebrauchs von Antibiotika und Antibiogrammen geführt haben und wie sich das Vorkommen von Resistenz entwickelt hat. Durch 73 qualitative Interviews mit Berliner Tierärzten wurden Hypothesen zum Antibiotikaeinsatz und zur Anwendung von Antibiogrammen bei Hunden und Katzen entwickelt, die durch eine Online-Umfrage mit 303 deutschen Tierärzten überprüft wurden. Antibiogramme von 39 zuvor befragten Praxen wurden in Zusammenarbeit mit Laboklin hinsichtlich der Resistenzentwicklung zwischen 2015 und 2021 analysiert. Es zeigte sich, dass der geschätzte Antibiotikaeinsatz in Berlin mit 20 % etwas niedriger ist als der bundesweite Gebrauch bei 21 % bis 30 % der täglich behandelten Tiere. Aufgrund der TÄHAV-Novelle wurden HPCIA seltener eingesetzt und Aminopenicilline bewusst als alternative Initialbehandlung zu HPCIA gewählt. Auch Antibiogramme wurden zunehmend angefordert, was durch die Antibiogramm Analyse bestätigt werden konnte. Insbesondere bei der Behandlung von Otitis externa (63 %, 190/303), Cystitis (55 %, 168/303), Wunden (44 %, 132/303) und Pyodermie (29 %, 88/303) wurden vermehrt Antibiogramme angefordert. Dennoch werden Empfindlichkeitstests nach wie vor relativ selten eingesetzt. Die höchsten Resistenzraten gegenüber den untersuchten Substanzen Penicillin G, Ampicillin, Amoxicillin-Clavulansäure, Cefovecin und Enrofloxacin wurden bei Staphylococcus (S.) pseudintermedius, S. aureus und Escherichia (E.) coli festgestellt . Im Gegensatz dazu waren Pasteurella (P.) multocida und beta-hämolytische Streptococcus spp. nur wenig resistent. Tierärzte in Deutschland testen die Empfindlichkeit pathogener Erreger seit 2018 häufiger, was die Vermutung nahelegt, dass die Novellierung der TÄHAV einen unsichtigeren Einsatz von Antibiotika gefördert hat. Bei allen analysierten Bakterien Spezies blieb die Wirksamkeit der untersuchten Substanzen über den Untersuchungszeitraum erhalten.