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Diese Studie wurde als Projekt der Freien Universität Berlin zur Erfüllung eines Entscheidungshilfebedarfs des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Auftrag des deutschen Bundestags zur Erforschung ESBL-/AmpC-bildender Enterobakterien bei Mastputen durchgeführt. Es wurden bereits Prävalenz- und Langzeitstudien zum Vorkommen von ESBL-/AmpCbildender Enterobakterien bei anderen Nutztierarten vorgenommen. Zu Mastputen sind noch keine systematischen Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt worden. Ziel des Projektes war es, das Vorkommen, die Verbreitungswege und die Entwicklung von ESBL- /AmpC-bildenden Enterobakterien bei Mastputen zu untersuchen und mit der Situation beim Masthähnchen zu vergleichen. Zum einen wurden zu diesem Zweck Im Rahmen einer Querschnittstudie deutschlandweit 48 Putenmastbestände, regional verteilt in Abhängigkeit von der jeweiligen Dichte an Putenhaltungen im Bundesland, beprobt. Sammelkot-, Sammelstaub- und Sockentupferproben wurden parallel in zwei Altersgruppen (Aufzucht und Mast) entnommen. Darüber hinaus erfolgte die intensive Beprobung von sieben ESBL-/AmpC-positiven Mastputenherden und deren Umgebung zu drei Zeitpunkten innerhalb einer Mastperiode. Es wurden zahlreiche Proben, bei den Tieren, in der direkten Stallumgebung, der Luft im und außerhalb des Stalls sowie Proben der Umgebung des Stalls entnommen. So wurde untersucht, welche Verbreitungswege der resistenten Bakterien von Bedeutung sind. ESBL-/AmpC-bildende Enterobakterien wurden in den meisten Proben sowohl qualitativ nach Voranreicherung als auch quantitativ analysiert. Als selektives Medium wurde MacConkey- Agar mit dem Zusatz von 1μg/ml Cefotaxim verwendet. Alle ESBL-/AmpC-verdächtigen Isolate wurden mittels Disk-Diffusion-Test und der Detektion der ESBL- (blaCTX-M, blaTEM und blaSHV) und AmpC-Gene (blaCMY) bestätigt. Erforderlichenfalls erfolgte eine Sequenzierung der Isolate. 70,8 % der 48 untersuchten Betriebe der Querschnittstudie wiesen einen positiven Status für ESBL-/AmpC-produzierende Enterobakterien auf (inklusive E. coli) und in 60,4 % der Betriebe wurden ESBL-/AmpC-bildende E. coli nachgewiesen. Im Vergleich zu den Ergebnissen der Untersuchungen bei Masthähnchenbetrieben kommen ESBL-/AmpC-bildende Enterobakterien in signifikant niedrigerer Prävalenz vor. Hinsichtlich der ESBL-/AmpC-Prävalenz auf Probenebene ergaben sich Nachweisraten von 37,6 % ESBL-/AmpC-positive Proben bezüglich der Enterobakterien und 29,8 % bezüglich E. coli. Zwischen den Prävalenzen der verschiedenen Altersgruppen konnten keine signifikanten Unterschiede bei Puten festgestellt werden. Unter den E. coli-Isolaten der Querschnittsstudie dominierten mit 88,3 % Beta-Laktamasen der CTX-M-Gruppe, mit häufigstem Nachweis des CTX-M-1- Enzymtyps. Dies steht im Gegensatz zu den Ergebnissen bei Masthähnchen, bei denen das Gen bla cmy dominierte. Die Keimzahlen der Sammelkotproben der Aufzuchtgruppen waren im Mittel höher als jene der Mastherden. Die Keimzahlen scheinen also im Mastverlauf zu sinken. Bei den Sammelstaubproben hingegen konnte vergleichbares nicht festgestellt werden. Ergebnisse der Langzeitstudie zeigten, dass sich innerhalb der Mastperiode die Prävalenzen unterschiedlich entwickelten. Es gab sowohl Betriebe, die ihren positiven ESBL-/AmpC Status behielten als auch Betriebe, bei denen zum letzten Beprobungszeitpunkt keine der Proben positiv getestet wurde. Die Einzeltierprävalenz stieg unter Einbeziehung aller Kloakentupfer vom ersten zum zweiten Beprobungszeitpunkt jedoch insgesamt signifikant an. In Proben der Stallumgebung konnten ESBL-/AmpC-bildende Enterobakterien nur vereinzelt detektiert werden und dies auch nur in sehr niedriger Konzentration mit einem Nachweis erst nach dem Voranreicherungsschritt. Zwar wurden Staubproben in niedriger Prävalenz positiv getestet, in den Luftproben wurden die resistenten Bakterien jedoch überhaupt nicht gefunden. Eine fäkale Transmission in die Stallumgebung findet demnach statt, jedoch in geringerem Umfang als beim Masthähnchen. Die aerogene Verbreitung scheint kein wichtiger Transmissionsweg für ESBL-/AmpC-bildende Enterobakterien in der Putenmast zu sein.