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Die Inzidenz für Pflanzenvergiftungen bei Pferden scheint zu steigen – wissenschaftliche Belege dazu fehlen jedoch. Eine retrospektive Studie wurde in Berlin und Brandenburg für die Jahre 2011–2020 durchgeführt, um die Anzahl an Pflanzenvergiftungen zu dokumentieren (n=42). Die Anzahl der Pflanzenvergiftungen wurde dabei in Verhältnis zu der Anzahl der Patienten mit Kolik gebracht.
Zusätzlich wurde die Anzahl der Fälle mit den Wetterdaten in jedem Jahr verglichen.
In heißen und trockenen Jahren (2018, 2019) wurden doppelt so viele Vergiftungsfälle im Vergleich zu den vorherigen Jahren beobachtet. Vergiftungen mit Graukresse und Robinie wurden am häufigsten diagnostiziert. Ein Anstieg der mittleren Jahrestemperatur um 1oC führte zu einer Verdopplung der
Vergiftungsfälle mit Pflanzen im Verhältnis zu Kolik-Fällen (Inzidenzrate 2,466; p=0,001). Zudem verursachte eine längere Dauer an Sonnenstunden ein häufigeres Auftreten von Vergiftungsfällen mit Pflanzen (p=0,013). Der Einfluss der Niederschlagssumme war jahreszeitabhängig.
Der Klimawandel stellt ein zunehmendes Problem weltweit dar und kann zu Überwucherung von robusten Gewächsen, u.a. Giftpflanzen für Pferde, führen. Dazu gehören unter anderen Graukresse, Jakobskreuzkraut sowie phototoxische Pflanzen wie Pastinake und Bärenklau. Bei fehlendem Gras
auf Koppelflächen, aufgrund von Trockenheit oder einer Hitzewelle beispielsweise, nehmen Pferde auch toxische Pflanzen auf. Des Weiteren, kann die radikal intensive oder extensive Landwirtschaft das Wachstum der Giftpflanzen fördern.
Die Temperatur sowie die Sonnenscheindauer scheinen einen Einfluss auf das vermehrte Vorkommen von giftigen Gewächsen sowie die Inzidenz der Vergiftungsfälle bei Pferden zu haben.
Sollte der Klimawandel fortschreiten, ist mit einem höheren Auftreten der Problematik zu rechnen. Der Zusammenhang sollte jedoch für eine größere Anzahl an Pferden sowie für ein größeres Gebiet überprüft werden.