Oertzenweg 19 b
14163 Berlin
+49 30 838 62299 / 62300
pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de
Die Gesundheit Englischer Vollblutrennpferde im Flachrennsport ist existentiell für Trainer und Züchter und steht zunehmend im Fokus des öffentlichen Interesses. Die Entwicklung des Englischen Vollblüters zielt seit jeher auf Schnelligkeit und Ausdauer ab. Dabei finden erste große Rennen bereits in einem Alter von zwei bis drei Jahren statt, was ein Anreiten und den Trainingsbeginn im Alter von etwa 18 Monaten erforderlich macht. Dieses Vorgehen ist nicht unumstritten: Der frühe Trainingsbeginn und das Training selbst werden immer wieder als potentiell ursächlich für die Entstehung orthopädischer Erkrankungen diskutiert. Um eine Grundlage für die Erörterung dieser Debatte zu schaffen, wurde eine Onlinebefragung zum Thema Haltung, Training und orthopädische Erkrankungen bei Rennpferden mit Gestüten und Trainern für die Disziplin Flachrennen in Deutschland durchgeführt. Sechsundsiebzig Trainer bzw. Vollblutgestüte nahmen an der Umfrage teil. Die durchschnittliche Belastung im Training, sowie die Anzahl der Trainingseinheiten waren in den unterschiedlichen Altersklassen vergleichbar. In den letzten fünf Jahren waren insbesondere bei den zwei- bis vierjährigen Pferden Trainingsausfälle am häufigsten auf orthopädische (42 %) gefolgt von infektiösen Erkrankungen (29 %) zurückzuführen. Insgesamt schieden 78 Pferde aufgrund von orthopädischen Erkrankungen aus dem Rennsport aus. Das Anreitalter von durchschnittlich 1,5 Jahren sowie das Alter bei Trainingsbeginn (2 Jahre) konnte nicht mit dem Auftreten oder der Häufigkeit orthopädischer Erkrankungen in Zusammenhang gebracht werden. Auch die Trainingsintensität ließ keine Rückschlüsse auf eine Häufung orthopädischer Erkrankungen zu. Neben Sehnenverletzungen (32 %) wurden Lahmheiten unbekannter Genese mit 23 % und Frakturen mit 1 % als Lahmheitsursachen angegeben. Basierend auf der hohen Anzahl an Lahmheiten ohne bekannte Diagnose erscheint eine genauere Charakterisierung von Lahmheitsursachen bei Vollblutrennpferden in Deutschland ein wichtiger Schritt zu sein, um Trainingsprotokolle gegebenenfalls individueller anzupassen.