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Schmerzerkennung und Graduierung beim Pferd stellen bis heute eine Herausforderung dar, da ein spezifischer Schmerzparameter fehlt und es bis heute keinen Goldstandard zur Schmerzerfassung beim Pferd gibt. Um das Wohlbefinden von Tieren zu untersuchen, wurden in den letzten Jahren immer häufiger videobasierte Methoden entwickelt, mit denen es anhand bestimmter Parameter möglich ist, objektiv und mit wenig Zeitaufwand das Wohlbefinden der Tiere zu beurteilen. In dieser klinischen Studie wurde ein Verfahren zur automatisierten Messung der Bewegungsintensität von Pferden mit akuter Kolik in einer Box mittels Videodaten angewandt. Die Korrelation der Bewegungsintensität mit Schmerz wurde dabei untersucht. Es wurden 10 Pferde herangezogen, die aufgrund von akuter Koliksymptomatik in eine Tierklinik überwiesen wurden. Es wurden von diesen Pferden am Tag der Einlieferung (Tag 1), am folgenden Tag (Tag 2) und am Tag der Entlassung (Tag 3) Videodaten über einen Zeitraum von einer Stunde erhoben und der Schmerzzustand mittels EQUUS-FAP erfasst. Anhand der Videodaten wurde die Bewegungsintensität mittels “Optical Flow” bestimmt und in Korrelation zu dem erhobenen Schmerzscore gesetzt. An Tag 1, an dem die Pferde akute Koliksymptomatik zeigten, korrelierte die Bewegungsintensität gut mit dem Schmerzgrad (r = 0,471). An Tag 2 und Tag 3 zeigten sich moderate Korrelationen zwischen der Bewegungsintensität und dem Schmerzgrad (r = 0,224 bzw. r = -0,354). Unter akuten Schmerzen an Tag 1 zeigten die Pferde eine höhere Bewegungsintensität im Vergleich zu den Messzeitpunkten, an denen die Pferde geringere Schmerzintensitäten zeigten oder schmerzfrei waren (Tag 2 und Tag 3), allerdings war dieser Unterschied nicht signifikant (p = 0,891). Außerdem wurde der Standort der Pferde in der Box ermittelt, um sogenannte „Heatmaps“ zu erstellen. Diese geben die Lokalisation der Pferde grafisch wieder. Es konnte damit festgestellt werden, dass sich die Pferde zumeist im hinteren Teil der Box aufhielten, unabhängig vom Schmerzgrad. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Bestimmung der Bewegungsintensität mittels „Optical Flow“ ein hilfreicher Parameter zur Erkennung von Schmerzen beim Pferd mit akuter Kolik nach dieser Studie zu sein scheint. Die Lokalisation der Pferde in der Box zeigte in dieser Studie nur eine geringe Aussage in Bezug auf den Schmerzgrad der Pferde. Limitierende Faktoren dieser Studie waren die geringe Patientenanzahl und die unterschiedliche therapeutische Behandlung der Pferde. Zudem wäre eine Standardisierung der videobasierten Methode wünschenswert, so dass weitere Studien notwendig sind, um den Nutzen des hier dargestellten Verfahrens in Bezug auf die Schmerzerkennung zu überprüfen.