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Benchmarking hat sich als wirksames und effektives Tool erwiesen, das Landwirt:innen zur Verbesserung des Managements motiviert. Zudem bietet es auch amtlichen Tierärzt:innen im Rahmen von Tierschutzkontrollen eine Hilfestellung, um zu beurteilen, was noch als „normal“ zu betrachten ist.
Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat basierend auf einer Prävalenzstudie einen Leitfaden für das Scoring von verschiedenen Veränderungen bei Milchkühen herausgegeben. In diesem Leitfaden werden Zielwerte (basierend auf den besten 25% der Betriebe) und Alarmwerte (basierend auf den schlechtesten 25% der Betriebe) für das Vorkommen von hochgradigen Veränderungen am Sprunggelenk bei Milchkühen angegeben. Die Ergebnisse der PraeRi-Studie (Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben – eine Prävalenzstudie), die in drei strukturell unterschiedlichen Regionen in Deutschland durchgeführt wurde, werden mit diesen Werten aus dem Leitfaden verglichen.
Anhand der Studiendesigns wie Region, Betriebsauswahl, Vorgehen etc. würde man vermuten, dass beide Studien zumindest in der Region Nord zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Es zeigt sich allerdings, dass die Ziel- und Alarmwerte für Wunden und Schwellungen am Sprunggelenk bei Milchkühen in der PraeRi-Studie deutlich höher sind als in den Daten, auf denen der Leitfaden beruht (Tab. 1). Würde man die Werte des Leitfadens für die Betriebe, die im Rahmen der PraeRi-Studie besucht wurden, veranschlagen, so lägen in allen drei Regionen mehr als 60% der Betriebe oberhalb des Alarmwertes. Weniger als 10% der Betriebe der Regionen Nord und Ost und aber etwa 21 % der Betriebe der Region Süd würden den Zielwert erreichen. Im Rahmen des Beitrags werden mögliche Ursachen für die Unterschiede (Auswahl der Betriebe und der Kühe, Einfluss von Confoundern, Vergleich der Methodik) diskutiert. Die Ergebnisse zeigen, wie vorsichtig man beim Gebrauch eines solchen Benchmarkings sein muss, zumal für die Landwirt:innen ggf. schwerwiegende Folgen entstehen können.