zum Inhalt springen

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publikationsdatenbank

    Untersuchungen zum Transitkuhmanagement in ostdeutschen Milchviehbetrieben sowie zum Einfluss der Vorbereitungsdauer unter Einsatz saurer Salze auf die Gesundheit und Leistung von Milchkühen in der Frühlaktation (2022)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Neuhaus, Lisa-Katharina (WE 19)
    Quelle
    Berlin: Mensch & Buch Verlag, 2022 — X, 194 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-162-9
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/35944
    Kontakt
    Tierklinik für Fortpflanzung

    Königsweg 65
    Haus 27
    14163 Berlin
    +49 30 838 62618
    fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Mit dem ersten Abschnitt der Arbeit sollte ein Einblick in die Fütterung, Haltung und das Managements von Transitkühen in deutschen Milchviehbetrieben gegeben werden. Zu diesem Zweck wurde das Transitkuhmanagement beim Einsatz saurer Salze in 18 ostdeutschen Milchviehbetrieben untersucht. Jeder Betrieb wurde zweimal im Abstand von 14 Tagen besucht. Während der zwei Betriebsbesuche fand in den 18 Betrieben eine eingehende Charakterisierung statt. Im Rahmen dessen wurde neben den allgemeinen Betriebsdaten, (1) die Haltung, (2) die Stallform, (3) die Fütterung und (4) die Tiergesundheit von trockenstehenden Kühen, hochtragenden Färsen und Frischmelkern beurteilt. Dafür wurde in den Milchviehbetrieben unter anderem die Belegungsdichte in den Transitgruppen bestimmt. Weiterhin wurde in jedem Betrieb bei mindestens 12 Tieren in der Vorbereitergruppe die pHWerte, Netto-Säuren-Basen-Ausscheidungen (NSBA) und die Calciumkonzentrationen im Harn sowie die NEFA- und BHB-Konzentrationen im Blut analysiert. Zur Überwachung des Fütterungsmanagements wurde die TMR bezüglich der Inhaltsstoffe, Misch- und Verteilungsgenauigkeit analysiert, die Futterselektion sowie die Trockenmasseaufnahme in den Transitgruppen bestimmt. Des Weiteren wurde zur Überprüfung des Futtertischmanagements in den Gruppen der Vorbereiter und Frischmelker eine Zeitrafferkamera installiert. Es konnten einige praxisrelevante Schwachstellen des Herdenmanagements aufgedeckt werden. Im Rahmen der betriebseigenen Kontrolle und Überwachung des Einsatzes saurer Salze besteht großer Handlungsbedarf. Es ist dringend notwendig, die Ansäuerung der Vorbereiterkühe mittels regelmäßiger Harn-pH-Kontrollen zu überprüfen. Dies erfolgte in nur 2 von 18 untersuchten Milchviehbetrieben. Die fehlende Überwachung der Ansäuerung spiegelte sich deutlich in den pH-Werten, der NSBA und den Calciumkonzentrationen im Harn wider. In nur 6 der 18 untersuchten Herden lag der durchschnittliche Harn-pH zu beiden Untersuchungszeitpunkten in dem Zielbereich von 5,8 bis 7,0. Des Weiteren konnte in den untersuchten Vorbereitergruppen eine große Variation der pH-Werte sowohl innerhalb einer wöchentlichen Stichprobe (n ≥ 12 Tiere) als auch zwischen den wöchentlichen Stichproben festgestellt werden. Außerdem waren mehr als 50 % der untersuchten Vorbereitergruppen überbelegt, wodurch den Tieren kein adäquates Angebot an Fressplatz, Tränkeplatz und Liegeplatz zur Verfügung stand. Durch die Auswertungen der Zeitrafferkameras konnte gezeigt werden, dass die Tiere in den Transitgruppen keinen permanenten Zugang zu Futter hatten und dass die Dauer des Futterentzuges sehr lang war. Nur in vereinzelten Vorbereiter- und Frischmelkergruppen (1/18 und 2/13) konnte den Tieren ein nahezu permanenter Futterzugang gewährleistet werden. Zudem war die Wasserversorgung in 75 % der untersuchten Transitgruppen (43/57) nicht ausreichend. Die daraus resultierende Konkurrenz um Futter, Wasser und Liegeplätze kann zu einem erhöhten Stresslevel führen und negative Auswirkungen vor allem für rangniedrige, kleinere und jüngere Färsen und Kühe auf ihre Gesundheit und Leistung haben. In 16 Betrieben stellten die Abkalbeställe Gruppenhaltung von 2 bis 15 Tieren dar. Zudem war in 6 Betrieben, abgesehen von der Umstallung zur Kalbung in einen dafür vorgesehenen Abkalbestall, eine Umstallung der Tiere während der Vorbereitungsdauer (≈1 bis 10 Tage) fest in das Transitkuhmanagement etabliert. Diese können aufgrund des damit verbundenen Stressniveaus zu einer verringerten Trockenmasseaufnahme, Liegezeit sowie Milchproduktion führen. Die Prävalenz der Hypocalcämie (< 2,0 mmol/L) betrug in der Gesamtheit der untersuchten Milchviehbetrieben (n = 18) 32,8 % (63/192). In 4 von 18 Herden war die Prävalenz hypocalcämischer Tiere als problematisch einzuordnen (> 41,7%). Die erhöhte Prävalenz der subklinischen Ketose in den untersuchten Betrieben (38,4 %) lag über den Angaben der internationalen Literatur. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass der Einsatz saurer Salze zur Optimierung der peripartalen Calciumhomöostase hohe Anforderungen an das Herdenmanagement, insbesondere im Rahmen der Haltung und Fütterung, stellt. Bei der Anwendung einer Anionenration ist die wöchentliche Bestimmung des Harn-pH zur Kontrolle des erreichten Ansäuerungsgrades in der Herdenüberwachung von großer Wichtigkeit. Dem Herdenmanagement wird auch bezüglich der Ketoseprävalenz eine große Wichtigkeit zugeschrieben. Deshalb sollte die Aufmerksamkeit vor allem, durch permanenten Futterzugang sowie Minimierung des sozialen und umweltbedingten Stressniveaus der Tiere, auf der Optimierung der Trockenmasseaufnahme und Energiezufuhr liegen. Mit dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass im Rahmen des Transitkuhmanagement beim Einsatz saurer Salze in ostdeutschen Milchviehbetrieben Optimierungsbedarf besteht. Das Ziel des zweiten Teils der Arbeit war es herauszufinden, inwieweit beim Einsatz saurer Salze die Verweildauer in der Vorbereitungsgruppe die Tiergesundheit und Milchleistung in der nachfolgenden Laktation beeinflusst. Während des Beobachtungszeitraumes, haben in den 18 untersuchten Betrieben 20.373 Tiere gekalbt. In die finale statistische Auswertung wurden insgesamt 13.314 Tieren (3.871 Jungkühe und 9.443 Altkühe), eingeschlossen. Es konnte eine große Variation der Vorbereitungsdauer zwischen den Betrieben beobachtet werden. Bei Erstlaktierenden bestand ein linearer Zusammenhang zwischen der Verweildauer in der Vorbereitergruppe und der Einsatzleistung (P < 0,001). Eine Vorbereitungsdauer von 35 bis 36 Tagen war mit der höchsten Einsatzleistung (35,45 kg/Tag; 35,43 kg/Tag) assoziiert. Erstlaktierende mit einer Vorbereitungsdauer von 35 Tagen hatten eine 3,47 kg höhere Einsatzleistung als Erstlaktierende mit einer Vorbereitungsdauer von 7 Tagen. Mehrkalbskühe mit einer Vorbereitungsdauer von 26 Tagen verzeichneten die höchste Einsatzleistung (41,64 kg ± 0,33 SEM). Mehrkalbskühe mit einer Vorbereitungsdauer von 26 Tagen hatten eine 2,9 kg höhere Einsatzleistung als Mehrkalbskühe mit einer Vorbereitungsdauer von 7 Tagen. Ein Plateau der Milchleistung konnte bei einer Vorbereitungsdauer von 22 bis 29 Tagen beobachtet werden. Bei einer Vorbereitungsdauer über 29 Tage hinaus nahm die Einsatzleistung der Mehrkalbskühe jedoch wieder leicht ab. Zwischen der Vorbereitungsdauer und dem Fett-Eiweiß-Quotienten der Mehrkalbskühe bestand ein linearer Zusammenhang (P< 0,001). Der Fett-Eiweiß-Quotient stieg bei einer langen Vorbereitungsdauer leicht an. Die Vorbereitungsdauer hatte bei Erstlaktierenden (P = 0,005) und Mehrkalbskühen (P = 0,011) einen signifikanten Einfluss auf den Gehalt an somatischen Zellen in der Milch. Je länger die Verweildauer der Kühe in der Vorbereitergruppe war, desto höher war der somatische Zellgehalt in der Milch am Tag der ersten MLP. In der vorliegenden Arbeit bestand weder bei den Erstlaktierenden noch bei den Mehrkalbskühen ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Vorbereitungsdauer und dem Risiko für eine Totgeburt. Die Vorbereitungsdauer hatte einen signifikanten Einfluss auf die Merzungsrate innerhalb der ersten 60 Tage in Milch für Mehrkalbskühe (P = 0,025). Die Mehrkalbskühe verzeichneten bei einer Verweildauer von 1 bis 6 Tagen in der Vorbereitergruppe das größte Risiko für einen vorzeitigen Abgang. Es konnte weder bei Alt- noch bei Jungkühen ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Vorbereitungsdauer und der Länge der Güstzeit innerhalb der ersten 150 Tage in Milch festgestellt werden. Eine kurze Vorbereitungsdauer sollte zur Steigerung der Einsatzleistung und Minimierung des Merzungsrisikos der Mehrkalbskühe vermieden werden. Wiederum hat eine lange Vorbereitungsdauer (> 30 Tage) negative Effekte auf die Einsatzleistung und Milchinhaltsstoffe der Mehrkalbskühe und auf den Zellgehalt in der Milch bei Erstlaktierenden und Mehrkalbskühen. Demnach könnte für Mehrkalbskühe eine Vorbereitungsdauer von 22 bis 29 Tagen unter Einsatz saurer Salze als optimal angesehen werden. Für die Färsen besteht ein linearer Zusammenhang zwischen der Vorbereitungsdauer und der Einsatzleistung. Bei den Kühen als auch bei den Färsen sollte eine Vorbereitungsdauer von < 7 Tagen vermieden werden.