zum Inhalt springen

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publikationsdatenbank

    Das Vorkommen von Hepatitis-E-Virus beim Mastschwein zum Zeitpunkt der Schlachtung (2022)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Dzierzon, Janine (WE 8)
    Quelle
    Berlin: Mensch & Buch Verlag, 2022 — XV, 88 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/35562
    Kontakt
    Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

    Königsweg 69
    14163 Berlin
    +49 30 838 62551 / 52790
    lebensmittelhygiene@vetmed.fu-berlin.de / fleischhygiene@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus (HEV) beim Schwein ist in der Regel durch einen subklinischen Verlauf gekennzeichnet und geht ohne makroskopische Veränderungen an Organen oder dem Schlachtkörper einher. Am Schlachthof gelingt die Identifizierung HEVinfizierter Schweine daher weder im Rahmen der amtlichen Schlachttier- noch während der amtlichen Fleischuntersuchung. Da zudem kein Monitoringprogramm zur Bekämpfung von HEV beim Schwein existiert, besteht jederzeit das Risiko, dass HEV-belastete Produkte vom Schwein in die Lebensmittelkette gelangen und bei rohem beziehungsweise unzureichend gegartem Verzehr zu einer lebensmittelbedingten HEV-Infektion beim Menschen führen können. Vor diesem Hintergrund sollte im Rahmen dieser Dissertation die Vorhersagekraft der serologischen Analyse von Fleischsaft für das Vorkommen von HEV in der Leber und in der Schinkenmuskulatur von Mastschweinen untersucht werden. Als weiteres Ziel galt die Untersuchung des Risikos einer Kreuzkontamination ausgehend von HEV-positiven Schweinelebern auf HEV-negative Schweinelebern während der üblichen gemeinsamen Lagerung in Eurofleischkisten im Schlachthof. Es wurden zu diesem Zweck 250 Mastschweine in die vorliegende Studie einbezogen und zwischen August und Dezember 2018 an einem Schlachthof in Nordwestdeutschland beprobt. Dabei erfolgte die Auswahl der in der Studie involvierten Schweine nach dem Zufallsprinzip. Die Entnahme der vier Probenmatrices Zwerchfellpfeiler, Schinkenmuskulatur, Leberparenchym sowie Gewebe der Leberoberfläche je Schwein fand an fünf Schlachttagen statt, wobei die Tagesschlachtzahl bis zu 5.500 Schweine betrug. Der Nachweis von HEV-Antikörpern im Fleischsaft mittels ELISA-Technologie resultierte in einer HEV-Seroprävalenz von 62 % (155/250) bei den in dieser Studie involvierten Mastschweinen auf Einzeltierebene und in einer Seroprävalenz von 72 % (18/25) auf Herdenebene. Die im Europavergleich hohe HEV-Prävalenz in Schweinelebern (17 %; 43/250) wurde mithilfe der real-time RT-PCR analysiert, wobei für HEV-seropositive Schweine ein signifikant höheres Risiko für das Vorkommen von HEV-RNA in der Leber ermittelt werden konnte. Die Leberproben von HEV-seronegativen Schweinen erwiesen sich in dieser Studie hingegen alle als HEV-negativ, was statistisch in einem signifikant geringen Risiko für das Vorkommen von HEV-RNA in der Leber von seronegativen Schweinen zum Zeitpunkt der Schlachtung resultierte. In dem Zusammenhang konnte gezeigt werden, dass ein steigender prozentualer Wert der im ELISA gemessenen optischen Dichte (OD%) die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens von HEV in der Leber von Mastschweinen erhöht (OR = 1,016; p < 0,001). Darüber hinaus wurden in einer weiteren Untersuchung die HEV-PCR-Ergebnisse der Oberfläche mit dem initialen HEV-Status des Parenchyms der jeweils identischen Leber verglichen, was in Deutschland erstmalig zu Erkenntnissen hinsichtlich einer potenziellen HEV-Kreuzkontamination ausgehend von Schweinelebern auf Schlachthofebene führte. Bei 23,8 % (49/207) der initial HEV-negativen Lebern konnte nach gemeinsamer Lagerung in Eurofleischkisten mit anderen Lebern HEV-RNA auf der Oberfläche detektiert werden. Der Anteil an Lebern mit einer HEV-positiven Oberfläche variierte zwischen den Eurofleischkisten stark, obwohl der initiale HEV-Status der Lebern berücksichtigt wurde und zeigt damit eine mögliche Kreuzkontamination ausgehend von HEV-positiven Lebern während der Lagerung in Kisten auf. Ein Nachweis von HEV-RNA in der Schinkenmuskulatur der hier untersuchten Schweine gelang nicht. Zusammenfassend betrachtet zeigen die Ergebnisse dieser Studie erstmals eine signifikante Vorhersagekraft der positiven HEV-Fleischsaftserologie auf das Vorkommen von HEV-RNA in Schweineleber. Zudem kann die Lagerung von Schweinelebern in Eurofleischkisten im Schlachthof zu einer HEV-positiven Leberoberfläche führen, auch bei initial HEV-negativen Lebern. HEV-seropositive Schweine beziehungsweise die Leber HEV-seropositiver Schweine stellen daher scheinbar ein potenzielles Risiko für lebensmittelbedingte HEV-Infektionen beim Menschen beziehungsweise für Kreuzkontaminationen im Schlachthof dar.