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In der vorliegenden prospektiven Studie wurden 46 Hunde, die zwischen Juli 2013 und April 2015 in der Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin wegen Ruptur des Ligamentum cruciatum craniale mit der Kapsel-Faszien-Imbrikation nach Meutstege operiert wurden, klinisch, röntgenologisch sowie sonographisch prae operationem und 2-3 sowie 8-10 Monate post operationem untersucht. Ziel der Studie war die sonographische Beurteilung von Struktur und Dicke des Ligamentum patellae vor und nach der Operation sowie die Prüfung dieser Ergebnisse auf etwaige Zusammenhänge zu klinischen und röntgenologischen Befunden. Dafür wurden Lahmheitsgrad, Extensionsschmerz, Gelenkfüllung und -stabilität sowie Ausmaß von Muskelatrophie und arthrotischer Veränderungen bewertet. Signalement, präoperative Lahmheitsdauer und NSAID-Applikation, Kreuzband- und Meniskusstatus, intraoperative Gelenkveränderungen sowie postoperative Komplikationen, Schmerzmitteleinsätze und physiotherapeutische Betreuung wurden ebenfalls zur Betrachtung etwaiger Einflüsse auf das Ligamentum patellae dokumentiert. Um eine von der Größe des Patienten unabhängige Variable statistisch auswerten zu können, wurde aus der Länge und dem Kaliber des Ligamentum patellae ein Quotient (QI) bestimmt. Von den 46 Hunden zu Beginn der Studie konnten 34 Hunde 2-3 Monate post operationem und 31 Hunde 8-10 Monate post operationem untersucht werden. 20 unverletzte kontralaterale Kniegelenke wurden als Kontrollgruppe genutzt. Neben 20 Mischlingen gehörten 56,2 % der Patienten 17 verschiedenen Rassen an. 52,2 % der Tiere waren männlich und 47,8 % weiblich. Davon waren 65,5 % männlich und 45,5 % weiblich kastriert. Die Hunde waren durchschnittlich 7,2 Jahre alt und wogen im Mittel 29,5 kg. Es bestand eine negative Korrelation zwischen Alter und Körpergewicht. Leichte Hunde (< 10 kg) erlitten im Durchschnitt mit 11 Jahren eine Kreuzbandruptur und schwere (> 25 kg) schon mit 6 Jahren. Vice versa wogen über 7 Jahre alte Hunde durchschnittlich nur 23,9 kg, jüngere hingegen 34,2 kg. Linksseitig war das Band bei 22 und rechts bei 21 Patienten gerissen. Während des Studienzeitraums erlitten 3 Tiere einen Kreuzbandriss kontralateral. Das Ligamentum cruciatum craniale war in 61,2 % der Gelenke vollständig und in 38,8 % partiell rupturiert. In 67,3 % der Fälle wurde der mediale Meniskus aufgrund einer Läsion des Hinterhorn teilreseziert. Der Lahmheitsgrad nahm bei jeder Untersuchung im Vergleich zur vorherigen Untersuchung signifikant ab, während der Arthrosegrad signifikant anstieg. Zwischen dem präoperativen und postoperativen Zeitraum war ein signifikanter Rückgang des Gelenkergusses, der Gelenkinstabilität und des Hyperextensionsschmerzes zu beobachten. Je höher der Grad der präoperativen Instabilität, desto größer war der Gelenkerguss und umso stärker lahmte der Patient vor der Operation. Daneben konnte eine positive Korrelation zwischen dem Gelenkfüllungs- und Arthrosegrad 2-3 Monate post operationem festgestellt werden. Im folgenden Kontrollzeitraum war noch eine Tendenz dieses Zusammenhangs erkennbar. Die Muskelatrophie war 2-3 Monate nach Kapsel-Faszien-Imbrikation deutlicher. Nach 8-10 Monaten war jedoch kein signifikanter Unterschied zum präoperativen Zeitpunkt feststellbar. Das Ligamentum patellae war prae operationem durchschnittlich 1,6 mm dick, nahm 2-3 Monate post operationem auf 5,4 mm zu und 8-10 Monate post operationem auf 3,9 mm ab. Der QI verlief ähnlich. Er betrug am Anfang 0,045, stieg bei der ersten Kontrolle auf 0,16 an und fiel bei der zweiten auf 0,11 ab. Die Unterschiede zwischen den Untersuchungszeiträumen waren signifikant. In der Kontrollgruppe waren keine Veränderungen im Vergleich zum präoperativen Zeitpunkt darstellbar. Der präoperative QI korrelierte negativ mit dem Gewicht. 84,8 % der Ligamenta patellae waren initial ohne abnormen Befund und 15,2 % geringgradig verändert. Der Grad der Morphologieveränderung nahm zur ersten Kontrolluntersuchung signifikant zu und zur zweiten signifikant ab. So waren 2-3 Monate post operationem 52,9 % der Sehnen hochgradig verändert und nach 8-10 Monaten nur noch 6,4 %. Abgesehen von einer Verdickung waren im ersten Kontrollzeitraum 5,9 % und im zweiten 58,1 % der Patellarsehnen strukturell unauffällig. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen den postoperativen Sehnenkalibern und den morphologischen Graden: Je größer QI war, umso ausgeprägter waren die Strukturveränderungen. Die Entwicklung des Sehnenkalibers sowie seine strukturellen Veränderungen waren unabhängig von Alter, Gewicht und Geschlecht des Patienten. Es konnten keine Zusammenhänge zwischen den Sehnenveränderungen und klinischen oder röntgenologischen Befunden festgestellt werden. Nicht nachgewiesen werden konnte, dass Sehnenstruktur und -kaliber von präoperativer Lahmheitsdauer oder NSAID-Anwendung, intraoperativem Befund (Kreuzbandrissbefund, Meniskusschaden, Gelenkveränderungen) sowie postoperativer Komplikation, Schmerzmittelapplikation oder physiotherapeutischer Betreuung beeinflusst wurden.