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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Vergleichende Untersuchung zum Einfluss von Verbänden auf die Wundheilung von ausgewählten Klauenerkrankungen des Rindes (2021)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Klawitter, Marcus (WE 18)
    Quelle
    Berlin, 2021 — XI, 83 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/35195
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Klauenerkrankungen sind weltweit eine der häufigsten Gesundheitsstörungen auf Milchviehbetrieben. Um Schmerzen und Leiden der Tiere zu verringern und um ökonomische Verluste zu minimieren, sollten die Tiere prompt behandelt werden, wobei die gewählte Therapieform zu einer hohen Heilungsrate in möglichst kurzer Zeit führen sollte. Hierbei kommen auch Klauenverbände zur Anwendung, obwohl deren Einfluss auf die Wundheilung zwischen verschiedenen Forschern kontrovers diskutiert werden. Daher war die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit, die Wundheilung von ausgewählten Klauenerkrankungen des Rindes (Dermatitis digitalis (DD) und Rusterholz’sches Sohlengeschwür (RSG)) mit und ohne Verband zu vergleichen. Hierzu wurde eine randomisierte klinische Studie auf einem Milchviehbetrieb in Brandenburg an Rindern der Rasse Holstein-Friesian im Alter von zwei bis neun Jahren durchgeführt. Dabei wurden Tiere mit einer akuten DD M2-Läsion per Zufallsgenerator der Gruppe mit bzw. ohne Verband zugeordnet und abhängig vom Behandlungsregime entweder mit einem Chlortetrazyklin-haltigen Spray (CTC, Cyclo Spray®, Albrecht, Aulendorf, Deutschland) oder mit dem nicht-antibiotischen Intra Hoof-Fit Gel (IHF, Intra Hoof-fit Gel, Intracare BV, Veghel, die Niederlande) behandelt. Bei Tieren mit einem unkomplizierten RSG wurde ein Klotz auf die gesunde Partnerklaue geklebt und eine definierte Menge (15 g) Povidon-Iod-Salbe (Vet-Sept® Salbe, Albrecht, Aulendorf, Deutschland) auf die Läsion aufgetragen. Anschließend erfolgte wiederum die Zuordnung in die Gruppe „mit“ bzw. „ohne Verband“ per Zufallsgenerator. Alle Verbände waren im Aufbau standardisiert und wurden von derselben Person angelegt. Die Wundflächen und die Bewegungsnoten wurden wöchentlich bestimmt. Nicht verheilte Wunden konnten innerhalb einer vierwöchigen Untersuchungsphase bis zu fünf Behandlungen erfahren, die in wöchentlichem Abstand durchgeführt wurden. Kühe mit einer gesunden Haut (M0 Stadium) bzw. komplett verhornten RSG-Läsionen galten als geheilt und wurden fortlaufend aus der Studie entlassen. Zu Studienbeginn wurden 163 DD M2-Läsionen in die Studie aufgenommen. Dabei zeigte sich, dass M2-Läsionen unter Verband eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit hatten zu heilen als Läsionen ohne Verband, unabhängig vom verwendeten Medikament (HR: 4,1; p<0,001; 95% CI: 2,5 bis 6,8). Des Weiteren gingen DD-Läsionen der Verbandsgruppen (Gruppe 2 und 4) weniger häufig ins chronische M4-Stadium über als nicht verbundene DD-Läsionen in Gruppe 1 und 3 (HR: 0,10; p<0,001; 95% CI: 0,04 bis 0,22). Nach vier Wochen waren 19 der 32 RSG-Läsionen (59,4%) in der Gruppe ohne Verband abgeheilt, wohingegen es 7 der 24 Läsionen (29,2%) in der Gruppe mit Verband waren. Die Heilung war signifikant höher in der Gruppe ohne Verband als in der Gruppe mit Verband (p = 0,024). Bei beiden Erkrankungen (DD und RSG) zeigten sich folgende Gemeinsamkeiten: Der Verband hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Bewegungsnote der Tiere. Jedoch hatte die Größe der Läsionen einen Einfluss auf die Bewegung der Tiere. Kühe mit einer geringeren Bewegungsnote (Sprecher Score 1+2) hatten höchstsignifikant kleinere Läsionen als Tiere mit den Bewegungsnoten 3 bis 5 (p < 0.001). Außerdem erfolgte die meiste Heilung innerhalb der ersten drei Wochen nach Behandlung. Die Ergebnisse zeigen, dass Verbände bei der Behandlung von unkomplizierten RSG-Läsionen (nicht-infektiös bedingte Klauenerkrankung) in der Regel kontraindiziert sind, aber bei der Behandlung von DD-Läsionen (infektiös bedingte Klauenerkrankung) und der Verhinderung chronischer Stadien von Vorteil sind. Die in der Studie verwendete Verbandstechnik war kompliziert, zeitaufwändig und materialintensiv. Zukünftige Studien sollten Alternativen untersuchen, welche die Wirkung der Verbände, wie z.B. Schutz vor Abwaschen des Medikamentes und somit eine längere Einwirkdauer auf die Läsion nachahmen, aber in Bezug auf Zeit und Arbeitsaufwand effizienter sind.