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Vor dem Hintergrund der rechtlichen Vorgaben und des Ethikkodex müssen Kastrationen und elektive Kaiserschnitte zunehmend kritisch betrachtet werden. Diese Operationen gehören zu den Routineeingriffen. Aber in welchen Situationen sind diese vertretbar und in welchen gegebenenfalls
nicht?
Neue Erkenntnisse zu Vor- und Nachteilen der Kastration machen es erforderlich, die Beratungen der Besitzerinnen und Besitzer anzupassen. So scheint das Risiko der Entwicklung von Mammatumoren nach Kastration nicht so stark abzunehmen, wie in alten Quellen angegeben wurde. Andererseits wurden mittlerweile Studien veröffentlicht, die nahelegen, dass bei kastrierten Tieren das Risiko für Verhaltensstörungen und andere Erkrankungen steigt. Dennoch gibt es im Einzelfall ggf. auch gute Gründe FÜR eine Kastration.
Im Zusammenhang mit Geburtsstörungen sollte durch Beratungen vermehrt präventiv und aufklärend agiert werden. Rassen wie Scottish Terrier aber auch brachyzephale Hunde haben aufgrund eines dorsoventral abgeflachten Beckendurchmessers und anderer anatomischer und funktioneller Herausforderungen ein erhöhtes Risiko für Geburtsstörungen. Wunschkaiserschnitte können die Überlebensrate der Welpen im Einzelfall tatsächlich verbessern. Andererseits ist die Vertretbarkeit der Unterstützung der Zucht von risikobehafteten Rassen sehr fraglich. Zudem besteht die Gefahr, dass bei fehlerhafter Terminierung der Sectio die Welpen mit noch unreifen Lungen entwickelt werden.
Diese beiden Szenarien zeigen beispielhaft, dass medizinisch und ethisch sorgfältig abzuwägen ist, welcher Weg den Bedürfnissen der Tiere und der Besitzer am ehesten gerecht wird. Die Erarbeitung von Empfehlungen könnte helfen, Dilemmasituationen in Bezug auf ethische Fragestellungen in der Hundezucht und der Reproduktionsmedizin zu vermeiden.