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In einer Gruppe privat gehaltener, weiblicher Kaninchen der Rassen Mini Lop (2 Geschwister) und Farbenzwerg kam es ab Anfang März 2020 zu Bissvorfällen. Die Kaninchen wurden zuvor im Alter von 8 Wochen zusammengeführt und bildeten über 2 ½ Jahre eine friedfertige Gruppe. Die Tiere leben in Außenhaltung auf einer Fläche von ca. 5 m² (2 m² Innenfläche). Das Farbenzwergweibchen stand im Mittelpunkt der Bissvorfälle, die sich vor allem auf den Vulvabereich konzentrierten (siehe Abb. 1 und 2). Es wurde nahezu ununterbrochen gejagt oder begattet und von den Futterstellen vertrieben. Alle Kaninchen rissen sich Fell für den Nestbau aus und zerstörten die Nester der anderen. Dieses Verhalten wurde über 20 Tage dokumentiert. Da andere Lösungen nicht gewünscht waren, wurde jedem Kaninchen ein 4,7 mg Suprelorinimplantat in den Nacken implantiert. Die Tiere wurden anschließend über 30 Tage täglich für mindestens eine Stunde in ihrem gewohnten Umfeld beobachtet.
Fünf Tage post implantationem wurde ein deutlicher Rückgang des Nestbauverhaltens, der Begattungsversuche und der Bissvorfälle beobachtet. Im selben Zeitraum normalisierte sich die soziale Interaktion zwi-schen den Tieren. Zudem wurde eine geringgradige Gewichtsreduktion dokumentiert (durchschnittlich 213,33 Gramm ≙ 10,44 %). Das Gruppenklima entsprach zehn Tage post implantationem dem für die Gruppe normalen Verhalten von Mitte Februar und der Zeit davor und hielt bis April 2021 an.
Blutwerte und Parameter einer gynäkologischen Untersuchung wurden aufgrund der Privathaltung nicht ermittelt. Es ist nicht geplant, die Tiere für die Zucht einzusetzen. Die Beobachtungen können Anhaltspunkte sein, Studien zur Beeinflussung von saisonal bedingten Rangordnungskämpfen bei weiblichen Kaninchen mittels Deslorelin durchzuführen.