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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Hypocalcämie nach der Kalbung:
    Ursache oder Folge von Erkrankung? (2021)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Venjakob, P. L. (WE 19)
    Staufenbiel, R. (WE 18)
    Heuwieser, W. (WE 19)
    Borchardt, S. (WE 19)
    Kongress
    45. Internationale Leipziger Laborfortbildung
    Leipzig, 08. – 09.10.2021
    Quelle
    Tradition und Zukunft in der Veterinärmedizin
    Leipzig: Merkur - Druck- und Kopierzentrum GmbH, 2021 — S. 75–76
    ISBN: 978-3-00-070116-0
    Verweise
    URL (Volltext): https://d-nb.info/1243036613
    Kontakt
    Tierklinik für Fortpflanzung

    Königsweg 65
    Haus 27
    14163 Berlin
    +49 30 838 62618
    fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Einleitung:
    Die peripartale Hypocalcämie wird in der englischsprachigen Literatur häufig als „Gateway-Disease“ bezeichnet, da sie negative Auswirkungen auf die Kontraktionsbereitschaft der Muskelzellen (Murray et al., 2008), das Immunsystem (Kimura et al. 2006) und den Energiestoffwechsel (Chamberlin et al., 2013) hat. Entsprechend wurden Zusammenhänge zwischen dem Auftreten von Hypocalcämie und Infektionserkrankungen (z.B. Metritis; Martinez
    et al., 2012) und Stoffwechselstörungen (z.B. Ketose; Rodriguez et al., 2017) nachgewiesen. In jüngerer Vergangenheit konnte jedoch auch gezeigt werden, dass das Auftreten von Entzündung einen deutlichen negativen Effekt auf den Calciumhaushalt hat (Horst et al. 2020). Darüber hinaus wurde demonstriert, dass Kühe mit Erkrankungen in der Frühlaktation eine verminderte Tockenmasseaufnahme haben (Pérez-Báez et al., 2019), was die Calciumaufnahme
    reduziert und somit sekundär zu subklinischer Hypocalcämie führen kann. Ziel dieser Untersuchung war es, die postpartale Calciumdynamik gesunder Kühe, mit der von Tieren mit verschiedenen Erkrankungen in der Frühlaktation zu vergleichen.

    Material und Methoden:
    In die Studie wurden 1949 Kühe eines kommerziellen Milchviehbetriebes in Norddeutschland einbezogen. Serumblutproben wurden 7 Tage vor der Kalbung, am Tag der Kalbung, sowie an Tag 1, 3, und 7 postpartum (p.p.) genommen und die Calciumkonzentration wurde bestimmt. Die Tiere wurden während der ersten 30 Tage in Milch auf das Auftreten der folgenden Erkrankungen untersucht: Klinische Hypocalcämie (CH), Ketose, linksseitige Labmagenverlagerung (LMVL), Nachgeburtsverhaltung (NGV), akute puerperal Metritis (APM), Mastitis und Pneumonie. Um den Zusammenhang zwischen der Calciumdynamik und dem Auftreten von Erkrankungen zu untersuchen wurden gemischte lineare Modelle mit Messwiederholung verwendet. Die Calciumdynamik von gesunden Kühen (Kühe die während des Untersuchungszeitraumes keine der oben genannten Erkrankungen aufwiesen) wurde mit der von Kühen verglichen, die eine spezifische Erkrankung (CH, Ketose, APM, Mastitis, LMVL und Pneumonie), oder diese spezifische sowie eine oder mehrere weitere Erkrankungen aufwiesen (CH+, Ketose+. APM+, Mastitis+, LMVL+ und Pneumonie+). Da sich Jung- und Altkühe deutlich in der Calciumdynamik p.p. unterscheiden (Venjakob et al., 2019), wurden separate Modelle für Jung- und Altkühe berechnet. Für Jungkühe wurde der Zusammenhang zwischen der Calciumdynamik und Ketose (gesund vs. Ketose vs. Ketose+) sowie zwischen der Calciumdynamik und APM (gesund vs. APM vs. APM+) untersucht. Die gleichen Modelle wurden für Altkühe berechnet. Darüber hinaus wurde für Altkühe der Zusammenhang zwischen der Calciumdynamik und dem Auftreten von CH (gesund vs. CH vs. CH+), zwischen der Calciumdynamik und dem Auftreten von Masitits (gesund vs. Mastitis vs. Mastitis+) sowie zwischen der Calciumdynamik und dem Auftreten von LMVL (gesund vs. LMVL vs. LMVL+) untersucht.

    Ergebnisse:
    Im Vergleich zu gesunden Jungkühen, war bei Jungkühen mit Ketose, APM und APM+ die Calciumkonzentration an Tag 3 und 7 p.p. signifikant erniedrigt. Bei Jungkühen mit Ketose+ war die Calciumkonzentration ausschließlich an Tag 3 p.p. erniedrigt. Im Vergleich zu gesunden Altkühen, hatten Kühe mit CH eine signifikant erniedrigte Calciumkonzentration am Tag der Kalbung sowie an Tag 1 und 3 p.p. und Kühe mit CH+ eine signifikant erniedrigte Calciumkonzentration an 3 und 7 p.p.. Altkühe mit Ketose und Ketose+ hatten eine signifikant niedrigere Calciumkonzentration an Tag 1 und Tag 3 p.p., im Vergleich zu gesunden Altkühen. An Tag 3 p.p. war die Calciumkonzentration von Altkühen mit APM+ signifikant niedriger als die gesunder Altkühe. Während Altkühe mit Mastitis eine signifikant niedrigere Calciumkonzentration an Tag 1 hatten, wiesen Altkühe mit Mastitis+ darüber hinaus signifikant niedrigere Calciumkonzentrationen an Tag 3 p.p. im Vergleich zu gesunden Altkühen auf. Unabhängig von dem Zeitpunkt hatten Altkühe mit LMVL+ postpartal eine niedrigere Calciumkonzentration als gesunde Altkühe.

    Schlussfolgerung:
    Die vorliegende Untersuchung kann die Kausalität zwischen Hypocalcämie und dem Auftreten von Erkrankungen nicht abschließend klären. Dennoch legen die verschiedenen Calciumdynamiken nahe, dass neben der Hypocalcämie als Anpassungsschwierigkeit an den erhöhten Calciumbedarf zu Beginn der Laktation, Hypocalcämie auch sekundär als Begleitumstand von Erkrankungen in der Frühlaktation auftreten kann.