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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Einfluss der Fütterungsdauer einer negativen DCAB in der Vorbereitergruppe auf die Gesundheit und Milchleistung von Jung- und Altkühen (2021)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Venjakob, P. L. (WE 19)
    Neuhaus, L.-K. (WE 19)
    Borchardt, S. (WE 19)
    Kongress
    DVG-Vet-Congress : 18. bis 20. November 2021
    Berlin, 19. – 20.11.2021
    Quelle
    Fachgruppenübergreifende Buiatrik-Tagung der DVG-Fachgruppen Deutsche buiatrische Gesellschaft (DbG-DVG), Tierernährung, Tierzucht & Genomik, Reproduktionsmedizin: 19.-20. November 2021 — DVG, Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (Hrsg.)
    1. Auflage
    Gießen: Verlag der DVG Service GmbH, 2021 — S. 9–12
    ISBN: 978-3-86345-583-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://d-nb.info/1247936929
    Kontakt
    Tierklinik für Fortpflanzung

    Königsweg 65
    Haus 27
    14163 Berlin
    +49 30 838 62618
    fortpflanzungsklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Einleitung:
    Hypocalcämie im geburtsnahen Zeitraum ist eine weit verbreitete Stoffwechselstörung, die je nach Ausprägung lebensbedrohlich für die Kuh sein kann und das Auftreten von weiteren Stoffwechselstörungen und Infektionskrankheiten begünstigt (Goff, 2008). In einer 2017 durchgeführten Untersuchung lag die Pävalenz klinischer Hypocalcämie bei 7,2 % und die der subklinischen Hypocalcämie (Grenzwert 2,0 mmol/L) bei 40,7 % (Venjakob et al., 2017). Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen geburtsnaher Hypocalcämie und der Milchleistung sowie Erkrankungen in der Folgelaktation gibt (Neves et al., 2018; Venjakob et al., 2018). Ein verbreitetes Prophylaxekonzept gegen Calciummangel und dessen negative Folgen ist die Fütterung einer negativen DCAB in der Vorbereitergruppe. Lean et al. (2019) und Santos et al. (2019) konnten zeigen, dass sich diese Prophylaxemaßnahme positiv auf die Calciumhomöostase, die Tiergesundheit und die Milchleistung auswirkt. Bis vor kurzem gab es keine Empfehlungen zur Dauer der Fütterung einer negativen DCAB vor der Kalbung. Eine aktuelle Studie auf zwei Betrieben konnte für multipare Holsteinkühe zeigen, dass eine verkürzte (< 14 Tage), sowie eine verlängerte (> 35 Tage) Vorbereitungsdauer (VD) negative Effekte auf das Auftreten von Erkrankungen, die Milchleistung, die Reproduktionsleistung und das Merzungsrisiko hat (Vieira-Neto et al., 2021). Diese Beobachtungen konnten in einer Studie mit multiparen Jerseykühen bestätigt werden (Chebel, 2021). Da in Deutschland Färsen in der Vorbereitergruppe selten separat von Mehrkalbskühen aufgestallt werden, war das Ziel dieser multizentrischen Beobachtungsstudie herauszufinden, welchen Einfluss die Verweildauer von Färsen und Mehrkalbskühen in der Vorbereitergruppe auf die Gesundheit und Milchproduktion in der Folgelaktation hat, wenn eine Vorbereiterration mit negativer DCAB gefüttert wird.

    Material und Methoden:
    Es wurden 20 ostdeutsche Milchviehbetriebe zweimal im Abstand von 14 Tagen besucht, um das Transitkuhmanagement zu charakterisieren
    und um festzustellen, ob die Betriebe die Einschlusskriterien erfüllen. Diese waren (1) die Fütterung einer negativen DCAB in der Vorbereitergruppe,
    (2) die Teilnahme an der Milchleistungsprüfung (MLP) und (3) die Verwendung einer Herden-Managementsoftware sowie die zuverlässige
    Dokumentation der Umstellung von der Trockensteher- in die Vorbereitergruppe. In der Folge wurden die Betriebe über den Beobachtungszeitraum
    von einem Jahr verfolgt und die Daten der Managementsoftware sowie der Milchleistungsprüfung ausgewertet. Die Auswirkung der VD auf kontinuierliche
    Zielparameter wie die Einsatzleistung und die Zellzahl zur ersten MLP wurden mit Hilfe gemischter linearer Modelle analysiert. Binäre
    Zielvariablen wie das Auftreten einer Totgeburt sowie Merzung innerhalb der ersten 60 Tage in Milch wurden mittels logistischer Regression analysiert.
    Der Betrieb wurde als zufälliger Effekt berücksichtigt. Auf Grund des Einflusses der Parität auf den Calciumstoffwechsel wurden jeweils separate Modelle für Jung- und Altkühe berechnet. Da es eine ausgeprägte Kolinearität zwischen der Trächtigkeitsdauer (TD) und der VD gibt, wurde
    die TD in eine kategoreale Variable umgewandelt. Kühe mit einer zwei bis dreifachen Standardabweichung vom Mittelwert wurden als Tiere mit einer
    kurzen (262 bis 271 Tage) bzw. mit einer langen (283 bis 292 Tage) TD eingeordnet. Eine TD von 272 bis 282 Tagen wurde als normal betrachtet.

    Ergebnisse:
    Zwei Betriebe mussten von der Studie ausgeschlossen werden, da die Umstallungen in die Vorbereitergruppe nicht zuverlässig dokumentiert wurden. Darüber hinaus wurden Tiere, die eine TD von < 262 Tagen (n = 168) oder > 292 Tagen (n = 104) und Tiere, die eine VD von 0 Tagen (n = 169) aufwiesen, von der statistischen Analyse ausgeschlossen. Insgesamt konnte die VD von 14.612 Tieren (4.242 Färsen und 10.370 Altkühe) ermittelt werden. Bei Jungkühen gab es einen linearen Zusammenhang zwischen der VD und der Milchleistung zur ersten MLP (P < 0,001). Jungkühe mit einer VD von 31 Tagen hatten im Durchschnitt eine 3 kg höhere Einsatzleistung als Tiere mit eine VD von 7 Tagen. Bei Mehrkalbskühen gab es einen quadratischen Effekt der VD auf die Einsatzleistung. Eine VD von 14 bis 28 Tagen war mit einer deutlich höheren Milchleistung verbunden im Vergleich zu Tieren mit einer VD < 14 Tagen und Tieren mit einer VD > 28 Tagen. Bei Jung- und Altkühen gab es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der VD und der Zellzahl. Bei Jungkühen stieg die Zellzahl an, wenn die VD länger als 21 Tage war. Eine leichte Erhöhung der Zellzahl konnte bei Mehrkalbskühen insbesondere festgestellt werden, wenn die VD länger als 28 Tage war. Weder bei Färsen, noch bei Altkühen hatte die VD einen Einfluss auf das Auftreten einer Totgeburt. Das Risiko einer Totgeburt wurde signifikant durch den Schweregrad der Geburt, die TD und das Geschlecht des Kalbes beeinflusst. Bei Mehrkalbskühen hatte darüber hinaus die Laktationsnummer einen signifikanten Einfluss. Bei Jungkühen (P < 0.001) und Altkühen (P = 0.025) hatte die VD einen signifikanten Einfluss auf das Merzungsrisiko innerhalb der ersten 60 Tage in Milch. Während bei Jungkühen das Risiko bei einer VD von 28 bis 35 Tagen am niedrigsten war, sank das Merzungsrisiko bei Altkühen bei einer VD > 7 Tage deutlich ab.

    Zusammenfassung:
    Hinsichtlich der Einsatzleistung und des Merzungsrisikos scheint es sinnvoll, Färsen mindestens 28 Tage vor dem errechneten Kalbetermin in die Vorbereitergruppe umzustallen. Mehrkalbskühe sollten mindestens 14 Tage in der Vorbereitergruppe verweilen, um eine hohe Einsatzleistung bei geringem Merzungsrisiko zu erzielen.