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Bei Hamstern treten Tumore regelmäßig auf, jedoch gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien zu diesem Thema, insbesondere über das Vorkommen von Tumoren bei Heimtierhamstern. Eine retrospektive Studie (Publikation 1) über das Auftreten spontaner Tumore bei 177 Heimtierhamstern erfasste Daten aus verschiedenen pathologischen Instituten in ganz Deutschland. Davon waren 78 Tiere männlich und 75 weiblich. Das mediane Alter der Hamster lag bei zwölf Monaten. Hauttumore konnten am häufigsten nachgewiesen werden (71%, 126/177), wobei der Hauptteil epithelialen Ursprungs war (66%; 91/126). Soweit die genaue Hamsterart bekannt war, zeigte sich, dass Syrische Hamster (52%, 30/58) seltener betroffen waren als Zwerghamsterarten (85%, 47/55). Tumore des hämatopoetischen Systems kamen am zweithäufigsten vor (17%, 30/177). Tumore anderer Organsysteme, wie der endokrinen Organe und des Verdauungsapparates (1.7%, 3/177) sowie andere Tumore (jeweils 4%, 7/177), kamen selten vor. Die Überlebenszeit war in 31 von 177 Fällen bekannt und lag zwischen 0 und mehr als 672 Tagen. Sowohl Syrische Hamster als auch Zwerghamsterarten können verschiedenste Arten von Tumoren aufweisen. Während bei Zwerghamsterarten häufiger Tumore der Haut festgestellt wurden, waren Syrische Hamster häufiger von Tumoren des hämatopoetischen Systems betroffen. Es gab keinen nennenswerten Unterschied zwischen Syrischen Hamstern und Zwerghamsterarten bezüglich einer Alters- oder Geschlechtsprädisposition für bestimmte Tumore. Um eine größere Datenmenge zu erhalten, sind weitere Studien nötig. Publikation 2 beschreibt das Auftreten eines Granulosazelltumors bei einer Mongolischen Rennmaus (Meriones unguiculatus). Die zwei Jahre alte Mongolische Rennmaus wurde aufgrund eines auffallend prallen Abdomens vorgestellt. Röntgenologisch zeigte sich ein Detailverlust im Abdomen. Sonographisch wurde eine gut abgegrenzte, kavernöse Umfangsvermehrung unklaren Ursprung nachgewiesen. Bei der Laparotomie konnte diese Umfangsvermehrung chirurgisch entfernt werden. Es handelte sich um einen zystischen, hormonell aktiven Granulosazelltumor des Ovars. Das Tier überlebte postoperativ 18 Monate. Es kam zu keiner weiteren Pathologie des Geschlechtsapparates. Operation, Anästhesie und Nachversorgung wurden beschrieben. Publikation 3 beschreibt das Auftreten beidseitiger Granulosazelltumore und hyperplastischer Uterusveränderungen bei einem Afrikanischen Weißbauchigel (Atelerix albiventris). Ein fünfjähriger, weiblicher Afrikanischer Weißbauchigel wurde aufgrund von Anorexie und blutigem Scheidenausfluss vorgestellt. Röntgenologisch wurde eine weichteildichte Verschattung im kaudalen Abdomen nachgewiesen. Sonographisch konnte eine vermehrte Flüssigkeitsfüllung und Verbreiterung beider Uterushörner nachgewiesen werden. Es wurde eine Ovariohysterektomie durchgeführt und die pathohistologische Untersuchung ergab Granulosazelltumoren beider Ovarien vom Sertolizelltyp sowie einzelne Zysten. Zusätzlich wurde eine glandulär-zystische Hyperplasie des Endometriums mit Ausbildung von Polypen und Dilatation der Uteruswand festgestellt. Das Tier überlebte postoperativ 365 Tage. Der Ablauf des chirurgischen Eingriffs mit Anästhesie und Analgeise Analgesie wird beschrieben. Jede der Kleinsäugerarten kann spezifische Neoplasien aufweisen, weshalb Angaben zu diesen Tumoren folglich nicht zwischen den Spezies übertragbar sind und individuell bewertet werden müssen. Aufgrund der Tumorvielfalt bei Kleinsäugern können auch eventuelle Therapieansätze nicht vollständig aus der Kleintiermedizin übernommen werden.