Oertzenweg 19 b
14163 Berlin
+49 30 838 62299 / 62300
pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de
Die Anwendung der Vakuumtherapie (VAC-Therapie) sowohl auf diversen Wunden als auch auf Inzisionen führte in zahlreichen humanmedizinischen Studien zu positiven Ergebnissen hinsichtlich der Wundheilung und Reduktion von Wundheilungsstörungen. Tiermedizinische Untersuchungen zur Vakuumtherapie wurden vor allem auf Wunden durchgeführt. Zur präventiven Anwendung auf Inzisionswunden beim Pferd ist allerdings sehr wenig bekannt. Vor dem Hintergrund, dass Wundheilungsstörungen von Inzisionen nach Laparotomien beim equinen Kolikpatienten eine häufige und gefürchtete Komplikation darstellen, zielte diese retrospektive Auswertung auf die Überprüfung der präventiven VAC-Therapie nach Laparotomie ab. Insbesondere sollte hier untersucht werden, ob der Einsatz zu einer Reduktion von Wundheilungsstörungen führt. Des Weiteren wurden Einflüsse auf die Kurz- und Langzeitheilungsverläufe sowie der sportliche Einsatz nach Rekonvaleszenz nach durchgeführter Laparotomie untersucht. Insgesamt flossen die Daten von 201 Pferden in die vorliegende Untersuchung ein. Von dieser Studienpopulation wurden die Inzisionen von 57 Pferden mittels steriler Vakuum-Wundabdeckung (Prevena™ Peel & Place™ Dressing, Prevena™ Customizable™, Incision Management System, KCI Medizinprodutkte GmbH, Wiesbaden) und bei 144 weiteren mittels Standardwundabdeckung (trockene, nicht adhäsive Wundauflage) versorgt. Neben Rasse, Geschlecht, Alter, Gewicht, Vital- und Laborparametern wurden die intraoperative Diagnose, die Anzahl an durchgeführten Laparotomien sowie die Operations- und Anästhesiezeit im Zusammenhang mit der Ausbildung von Wundheilungsstörungen analysiert. Im Rahmen der telefonischen Befragung der Besitzer wurden zudem die Wundbeurteilung nach dem Klinikaufenthalt, die Ausbildung einer abdominalen Hernie, auftretende Koliken nach Rekonvaleszenz, der Einsatz vor und nach Laparotomie sowie die sportliche Leistung erfragt und statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die präventive Anwendung der Vakuumtherapie auf Laparotomieinzisionen innerhalb der untersuchten Population zu keiner Reduktion von Wundheilungsstörungen führte. Signifikante Zusammenhänge zeigten sich zwischen der Ausbildung einer Wundheilungsstörung nach Laparotomie beim Pferd und der Herzfrequenz bei Ankunft des Pferdes in der Klinik, der inneren Körpertemperatur am 5. und 10. Tag nach Operation, der Leukozytenanzahl am 5. Tag post-OP, der Diagnose sowie der OP- und Anästhesiezeit. Zusätzlich konnte signifikant belegt werden, dass Pferde mit Dünndarmerkrankungen in Kombination mit einer Enterotomie im Bereich des Dickdarms und Pferde, bei denen eine wiederholte Laparotomie erforderlich war, im Vergleich zum Rest dieser Population signifikant häufiger eine Bauchhernie entwickelten. Eine vorbeugende NPWT kann nicht zur Verringerung von Wundheilungsstörungen nach durchgeführter Laparotomie bei Pferden empfohlen werden.