jump to content

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publication Database

    Nierenfunktionsanalyse und Dehydratationszustand beim Pferd (2021)

    Art
    Zeitschriftenartikel / wissenschaftlicher Beitrag
    Autoren
    Lo, Hsiao-Chien (WE 17)
    Winter, Judith C.
    Gehlen, Heidrun (WE 17)
    Quelle
    Pferdeheilkunde : offizielles Organ der DVG, Fachgruppe Pferdekrankheiten = Equine medicine
    Bandzählung: 37
    Heftzählung: 2
    Seiten: 156 – 164
    ISSN: 0177-7726
    Verweise
    URL (Volltext): https://www.pferdeheilkunde.de/10.21836/PEM20210207
    DOI: 10.21836/PEM20210207
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Akute und anhaltende Dehydratation führen zu einer Minderperfusion der Niere, die in einer akuten Nierenschädigung (ANS) resultieren kann. Häufig verwendete Blutbiomarker für die Nierenfunktion, wie Kreatinin und Harnstoff im Serum, dienen nicht der Früh-erkennung einer Nierenschädigung, denn sie steigen erst ab einem Funktionsverlust in 3/4 der Nephrone an. Die Nierenfunktionsanalyse (NFA) bietet eine gute Möglichkeit, verschiedene Veränderungen der Nierenfunktion abzubilden. Sie wird bisher allerdings eher bei bestehen-den klinischen Symptomen einer Nierenerkrankung eingesetzt und weniger zur Früherkennung. In dieser Untersuchung wurden die einzelnen Parameter der Nierenfunktionsanalyse bei dehydrierten Patienten bei Klinikeinlieferung und im Verlauf der ersten 48 Stunden untersucht. Ziel der Studie war es, eine Assoziation der Parameter der NFA mit dem Dehydratationsgrad und dem Überleben der Tiere zu untersuchen um eventuell Tiere mit einem erhöhten Risiko für ANS zu identifizieren und adäquat zu versorgen. In dieser Studie wurden 29 Pferde in drei verschiedene Dehydratationsgruppen eingeteilt (geringgradig dehydriert = 6–8 % Dehydratation; mittelgradig dehydriert = 8–10 % Dehydrata-tion; hochgradig dehydriert = >10 % Dehydratation oder Pferde im Schockzustand). Harn- und Serumproben wurden zu vier Zeitpunkten bis 48 Stunden nach der Einlieferung gewonnen. Neben der NFA wurde für einzelne Parameter eine vergleichende Untersuchung mittels Harnstick durchgeführt. Serum-Kreatinin (sKreatinin), Harnstoff, harnspezifisches Gewicht (uSG), fraktionelle Exkretion von Natrium (FENa+), Gesamt-eiweiß im Harn (uGE) sowie die Harn-GGT (uGGT)/Harn-Kreatinin (uKreatinin) Ratio wurden mittels Kruskal-Wallis-Test zur Auswertung der Assoziation mit dem Dehydratationsgrad ausgewählt. Zusätzlich wurde die Korrelation zwischen allen Parametern mithilfe des Kendall Tau-b Tests berechnet. Die mittels Harnstick gemessenen Werte wurden mit denen der NFA verglichen. Zum Zeitpunkt 0 hatten 13,8 % (4/29) der Pferde erhöhte Serum-Kreatininkonzentrationen. Bei 24,1 % (7/29) der Pferde lag die Harnstoffkonzentration oberhalb des Referenzbereichs. 42,9 % (12/28) der Pferde wiesen ein erhöhtes harnspezifisches Gewicht auf. FENa+ und die uGGT/uKreatinin Ratio waren bei 18,5 % (5/27) der Pferde erhöht. Das Gesamteiweiß im Harn lag bei 17,9 % (5/28) der Patienten über dem Cut-off-Wert (1000 mg/L), dies konnte mittels Harnstickuntersuchung lediglich bei zwei Patienten nachvollzogen werden. Bei 7,1 % (2/28) der Patienten wurden in der Sedimentuntersuchung erhöhte Leukozyten nachgewiesen, bei einem wurde dies mittels Harnstick ebenfalls angezeigt. Die Erythrozyten waren im Harn bei 3,6 % (1/28) der Patienten erhöht, dies wurde mittels Harnstick nicht erkannt. Die Kreatininkonzentration im Serum zeigte eine signifikante Assozia-tion mit dem Dehydratationsgrad (P = 0,001). Alle anderen ermittelten Parameter wiesen keine Assoziation mit dem Dehydratationsgrad auf. Bei Einlieferung in die Klinik wurden moderate Korrelationen zwischen sKreatinin und Harnstoff (r = 0,417) bzw. der uGGT/uKreatinin Ratio (r = 0,361) beobachtet. Das harnspezifische Gewicht wies eine moderate Korrelation mit FENa+ (r = -0,590) sowie uGGT/uKreatinin Ratio auf (r = -0,328). FENa+ zeigte außerdem eine grenzwertig signifikante Assoziation mit der Prognose des Pateinten (P = 0,047), wobei aller-dings zwei Pferde mit höchsten FENa+ Werten überlebten. Bei keinem der getesteten Pferde entwickelten sich klinische Anzeichen einer ANS. sKreatinin ist damit der einzige Parameter in dieser Studie, der eine Assoziation mit dem Dehydratationsgrad zeigt. Die Nierenfunktionsanalyse scheint daher bei Pferden mit Dehydratation und ohne klinische Anzeichen einer Nierenerkrankung nicht zur Früherkennung geeignet zu sein.