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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Deutschlandweite multizentrische Untersuchung zur Ätiologie von Magenschleimhautläsionen beim Pferd (2021)

    Art
    Zeitschriftenartikel / wissenschaftlicher Beitrag
    Autoren
    Gehlen, Heidrun (WE 17)
    Prieß, Andrea (WE 17)
    Doherr, Marcus (WE 16)
    Quelle
    Pferdeheilkunde : offizielles Organ der DVG, Fachgruppe Pferdekrankheiten = Equine medicine
    Bandzählung: 37
    Heftzählung: 4
    Seiten: 395 – 407
    ISSN: 0177-7726
    Verweise
    URL (Volltext): https://www.pferdeheilkunde.de/10.21836/PEM20210406
    DOI: 10.21836/PEM20210406
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Das Equine Gastric Ulcer Syndrome (EGUS) ist in Pferdepopulationen weit verbreitet und besitzt große klinische sowie wirtschaftliche Relevanz. Ziel dieser Untersuchung war es daher, die bisher bekannten Risikofaktoren auf ihre Aktualität hin zu überprüfen und zudem neue Erkenntnisse über die Erkrankung zu erlangen. Außerdem sollten die bisher geläufigen Symptome, die auf eine Magenerkrankung hinweisen, auf ihre klinische Relevanz hin evaluiert werden. Die Studienplanung sah vor, Pferde mit V.a. EGUS, die zur Gastroskopie vorgestellt werden in die Studie zu integrieren und die Beobachtungen des Besitzers in Zusammenhang mit tatsächlich vorhandenen Gastroskopiebe-funden zu stellen. Dazu wurde einerseits eine Besitzerbefragung anhand eines Fragebogens durchgeführt, der unterschiedliche Faktoren und Krankheitszeichen detailliert abfragte. Zum anderen kam ein tierärztlicher Befundbogen zur Anwendung, der eine einheitliche Einteilung der gastroskopischen Befunde ermöglichte. Aus den acht regelmäßig teilnehmenden Kliniken/Praxen in Deutschland waren innerhalb von 20 Monaten insgesamt 131 vollständige Besitzer- und Tierarztbefundbogenkombinationen rückläufig, von denen 113 Fragebogenkombinationen statistisch auswertbar waren. In der untersuchten Studienpopulation lag das durchschnittliche Alter der Pferde bei elf Jahren. Es handelte sich zu 58 % um Wallache, zu 38 % um Stuten und zu 3 % um Hengste. Die meisten Pferde wurden als Freizeitpferd (67 %) genutzt, nur 22 % waren Sportpferde. Insgesamt 83,2 % der Patienten wiesen einen gastroskopischen Befund auf. Der Großteil (43,4 %) wies Auffälligkeiten in beiden Magenschleimhautregionen auf, wogegen 21,2 % der Pferde rein kutane Läsionen (ESGD) und 17,7 % ausschließlich Läsionen in der drüsen-haltigen Schleimhaut (EGGD) hatten. Der häufigste Vorstellungsgrund war mit 32 % eine rezidivierende Kolik. Die Analyse der identifizierten Risikofaktoren und Symptome auf Korrelation mit dem Vorhandensein von Magenläsionen zeigte, dass die Pferde aus den Gruppen: Rasse: „Pony“, Pferde mit „Offenstallhaltung in einer Gruppe“, „Offenstallhaltung ganzjährig“, „Offenstallhaltung plus Grasweide saisonal“, „Heufüt-terung aus einem Netz“, „Nutzungsart Gnadenbrot“ und „Omeprazol als Stress-Prophylaxe“ zum größten Teil keine oder nur geringe Magen-befunde (EGUS) aufwiesen (p-Wert ≤ 0,05). Läsionen der Pars nonglandularius (ESGD) traten statistisch häufiger bei der Fütterung von Gerste (p = 0,007) auf. Die betroffenen Pferde zeigten zudem klinisch signifikant häufig die Symptome Leistungseinbruch (p = 0,006) und Flehmen (p = 0,034). Läsionen der Pars glandularius (EGGD) traten dagegen signifikant häufiger mit der Haltung in der Einzelbox und einem frei zu-gänglichen Paddock (p = 0,035) bzw. in der Einzelbox mit Grasweide in Gruppen (p = 0,049), sowie bei Verfütterung von Luzerne (p = 0,032) auf. Hatte der Tierarzt einen EGUS Befundverdacht, war das ebenfalls signifikant mit dem Auftreten von EGGD korreliert (p = 0,012). EGGD war zudem signifikant mit dem klinischen Symptom Kotwasser korreliert (p = 0,032). Die Ergebnisse unserer Studie bestätigen erneut, dass die Entstehung von EGUS multifaktoriell ist, wobei Haltung und Fütterung einen wichtigen Einfluß haben können. Die aus der Literatur be-kannten klassischen „ulzerogenen Faktoren“ für Magenschleimhautläsionen und Symptome wie „rezidivierende Kolik“ und „Flehmen“ konnten erneut bestätigt werden. Zudem zeigten sich aber auch potentiell neue „ulzerogene Faktoren“. Die Rolle der „Fütterung aus einem Heunetz“, „Kotwasser“, „Luzernefütterung“ und die „Nutzungsart: Gnadenbrot“ im Kontext mit Magenläsionen sollte deshalb in zukünftigen Studien Berücksichtigung finden, um deren Bedeutung eingehender zu untersuchen. Als limitierend wirkten sich das Fehlen einer Kontrollgruppe und die kleine Studienpopulation aus. Bei den untersuchten Pferden handelte es sich zudem ausschließlich um Pferde, die Symptome aufwiesen, die auf das Vorhandensein von Magenläsionen hindeuteten und die deswegen gastroskopiert wurden. Aufgrund dessen liegt eine Verzerrung hinsichtlich der deutschen Gesamtpferdepopulation vor. Die geringe wissenschaftliche Evidenz der Subgruppenanalysen sollte ebenfalls bei einer Bewertung der Ergebnisse berücksichtigt werden.