Robert-von-Ostertag-Str. 15
14163 Berlin
+49 30 838 62450
pathologie@vetmed.fu-berlin.de
Rhodococcus (R.) equi ist typischerweise Auslöser einer abszedierenden Bronchopneumonie bei Fohlen im Alter von
ein bis sechs Monaten. Neben der klassischen pulmonären Manifestation werden auch sporadisch diverse nicht-lungen-assoziierte Veränderungen im Rahmen einer R. equi-Infektion beim Fohlen beobachtet. Zu den Selteneren gehört die vertebrale Osteomyelitis, die nachfolgend
anhand von zwei Fällen beschrieben wird. Beide Fohlen gehörten zu einem Bestand mit endemischer Rhodokokkose. Sie waren nur wenige
Wochen zurückliegend an einer akuten interstitiellen Pneumonie erkrankt und entsprechend vorbehandelt. Fall 1, ein dreieinhalb Monate altes
Warmblut-Stutfohlen, wurde aufgrund eines schwankenden, unkoordinierten Gangbildes vorgestellt. Das Fohlen präsentierte sich mit einer
generalisierten, in den Hintergliedmaßen jedoch stärker ausgeprägten, Ataxie. Die Blutuntersuchung ergab eine gering- bis mittelgradige
Leukozytose. In der röntgenologischen Untersuchung des Halses stellte sich der Dens axis mit wolkig-aufgelockerter Struktur und ohne klare
Kontur dar. Die Verdachtsdiagnose einer septischen Osteomyelitis wurde gestellt. Die systemische entzündungshemmende und antibiotische
Therapie blieb erfolglos und das Fohlen musste nach progredienter Verschlechterung euthanasiert werden. In der post-mortem Untersuchung
zeigte sich ventral der ersten beiden Halswirbel ein paravertebraler Abszess sowie eine deutliche Osteomyelitis des Axis mit Epiphysiolyse des
Dens axis. Die mikrobiologische Untersuchung des Abszessinhaltes ergab ein hochgradiges Wachstum von R. equi. Fall 2, ein fünf Monate
altes Warmblut-Hengstfohlen, wurde festliegend im Laufstall aufgefunden. Das Hengstfohlen war somnolent und zeigte einen vollständigen
Verlust der Kopfbeweglichkeit. Ein Aufrichten in Brust-Bauchlage war nicht möglich. Auffällig war eine handtellergroße, derbe Schwellung im
Genick. Röntgenologisch konnte eine dislozierte Fraktur des Dens axis sowie eine wolkig-aufgelockerte Struktur um den Dens axis, insbesondere im Bereich der Epiphysenfugen, festgestellt werden. Das Fohlen wurde aufgrund der schlechten Prognose euthanasiert. Die post-mortem
Untersuchung ergab als Hauptbefund einen entlang der Epiphysenfuge frakturierten Dens axis mit deutlicher Osteomyelitis. Dorsal des Axis
fiel eine abszedierende Periarthritis und Myositis auf. In der mikrobiologischen Untersuchung aus Probenmaterial dieses Bereiches wurde ein
hochgradiges Wachstum von R. equi nachgewiesen. Die beiden Fälle verdeutlichen die Wichtigkeit auch seltenere Organmanifestationen einer
R. equi Erkrankung differentialdiagnostisch zu berücksichtigen. Ob, insbesondere für Fall 1, eine frühere und weiterführende Bildgebung (MRT,
CT) ein in der Literatur beschriebenes chirurgischen Vorgehen hätte sinnvoll erscheinen lassen, bleibt ungeklärt.