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Ausgehend von dem Gedanken, dass durch die vorausschauende Anwendung oder Meidung bestimmter Faktoren in der Haltung von Mastschweinen das Auftreten von Mängeln im Sinne von pathologisch-anatomischen Befunden bei der Fleischuntersuchung reduziert werden könnten, wurde geprüft, ob bei Tieren aus Haltungen mit unterschiedlich ausgeprägten Managementsystemen Unterschiede im Ergebnis der Fleischuntersuchung erzielt werden. Über den Zeitraum von einem Jahr wurden die Befunddaten der amtlichen Fleischuntersuchung von allen an einen Schlachtbetrieb in Nordwestdeutschland gelieferten Tiere gesammelt und ausgewertet. Die Tiere stammten aus drei Erzeugergemeinschaften mit unterschiedlich ausgeprägten Managementsystemen und einer Vergleichsgruppe mit unbekannten Haltungsbedingungen. Insgesamt gingen 910.003 Tiere in die Untersuchung ein. 202.953 Befunde wurden erhoben, die sich auf 152.966 Tiere (16,8%) verteilten. Am häufigsten wurde der Befund „Leber verwurmt“ (60.734 Fälle, 6,67%) festgestellt. Die Befunde „Brustfell verwachsen“ und „Herzbeutel verwachsen“ folgten mit 33.420 (3,67%) bzw. 29.088 (3,2%) Nennungen. Diese beiden Befunde zeigten auch bei den Befundkombinationen die höchste Affinität zueinander. Die häufigsten Befunde am Tierkörper waren Abszesse und Gelenksveränderungen mit 0,95 bzw. 0,87%. Das durchschnittliche Befundaufkommen war in kleineren (Lieferzahlen bis zu 100 Tieren) und besonders großen Betrieben (über 10.000 gelieferte Tiere) höher als in Betrieben mit Lieferzahlen zwischen 101 und 10.000 Tieren. Das allgemeine Befundaufkommen zeigte in den vier miteinander verglichenen Managementgruppen Unterschiede: in den drei Erzeugergemeinschaften lagen die Mediane bei 14,15% (EZG 1), 7,81% (EZG 2) und 10,5% (EZG 3) und damit auf gleichem Niveau mit bzw. unter dem Median der Grundgesamtheit (14,58%). Ein deutlich über dem Median der Grundgesamtheit liegendes medianes Befundaufkommen zeigte die Gruppe der Fremdlieferanten mit 19,64%. Damit zeigten die Gruppen mit festgelegtem Managementsystem (die Erzeugergemeinschaften) ein geringeres Befundaufkommen als die Vergleichsgruppe mit unbekannten Haltungsfaktoren, allen voran die EZG 2 mit dem am stärksten reglementierten Managementsystem. Die Homogenität der Tiere in Bezug auf die Befundbelastung war in den Gruppen „EZG 2“ und „EZG 3“ am deutlichsten ausgeprägt. Aber auch in diesen Gruppen sind Ausreißer und Exremwerte aufgetreten. Die meisten Einzelbefunde zeigten in Bezug auf ihre Häufigkeit in den verschiedenen Gruppen eine Verteilung, wie sie bereits für das allgemeine Befundaufkommen beschrieben wurde. Daneben gab es aber auch Einzelbefunde, die Abweichungen von dieser Verteilung zeigten und die besonders häufig oder selten in einer der vier Gruppen aufgetreten sind. Hier sind verschiedene Zusammenhänge zu einzelnen Faktoren in der Haltung erkennbar. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen den Schluss zu, dass mit einem höheren Organisationsgrad ein niedrigeres allgemeines Befundaufkommen erreicht werden kann. Ein Zusammenhang zwischen den Bedingungen in der Haltung und dem Auftreten von postmortal erhobenen Befunden kann somit hergestellt werden. Allerdings schränkt das Auftreten von Ausreißer-Betrieben mit erhöhtem Befundaufkommen die allgemeine Aussage ein. Der personenbezogene Einfluss des Betriebsleiters (das sog. „Mästerhändchen“) scheint maßgeblich dazu beizutragen, ob die in einer Erzeugergemeinschaft von außen vorgegebenen Voraussetzungen mit Erfolg im individuellen Betrieb weitergeführt werden können.