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Die Fütterung von hochleistenden Milchkühen erfolgt häufig im Grenzbereich zwischen der Gewährleistung einer bedarfsgerechten Energieversorgung und der Erfüllung einer wiederkäuergerechten Strukturversorgung. Dies führt vermehrt zu fütterungsbedingten Belastungszuständen des Säuren-Basen-Haushalts der Tiere mit negativer Beeinflussung der Tiergesundheit. Über einen Zeitraum von jeweils 21 Tagen wurden vier pansenfistulierten, laktierenden Milchkühen insgesamt vier verschiedene TMR vorgelegt, die sich nur in der Häcksellänge der eingesetzten Strohkomponente (Strohmehl, Häcksellänge ca. 0,2–0,5 cm; Strohhäcksel, Häcksellänge ca.1–2 cm) sowie hinsichtlich der Zugabe von 120 g Natriumhydrogencarbonat pro Tier und Tag unterschieden. Während der 21-tägigen Untersuchungsphasen wurden Pansensaft-, Blut- und Harnproben entnommen sowie die Futteraufnahmen in der Zeit zwischen Futtervorlage und Probennahme erfasst. Die Probennahme erfolgte während der ersten Woche täglich und danach im Abstand von drei Tagen. An den Tagen 3 und 21 wurden zusätzlich Tagesverlaufsuntersuchungen (5 bis 17 Uhr) durchgeführt. Als Milchleistungsdaten standen die Daten der monatlichen Milchleistungsprüfung zur Verfügung. Innerhalb des Versuchszeitraumes war eine Verschiebung des Säuren-Basen-Gleichgewichtes in azidotischer Richtung festzustellen. Für die Futteraufnahme sowie für die im Blut und Pansensaft bestimmten Parameter, ausgenommen die mittlere ruminale Kaliumkonzentration, waren keine signifikanten Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen nachweisbar. In den Harnergebnissen zeigten die Gruppen, die keine Zugabe von 120 g NaHCO3 pro Tier und Tag erhielten, im Vergleich zu den Gruppen, die täglich NaHCO3 erhielten, eine azidotische Stoffwechsellage mit Harnparametern außerhalb der Referenzbereiche. Die Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen waren in Abhängigkeit vom Einsatz von NaHCO3 teilweise hochsignifikant. Die in dieser Studie eingesetzten Rationen wirkten sich unabhängig von der Häcksellänge der eingesetzten Strohkomponenten negativ auf den Säuren-Basen-Haushalt der Tiere aus. Durch den Einsatz von 120 g NaHCO3 pro Tier und Tag konnte dies abgemildert werden. Die Ergebnisse der Pansensaftuntersuchungen zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Fütterungsgruppen. Für die Rationsgruppen, die keine NaHCO3-Zugabe erhielten, trifft in der Kombination mit den Parametern des Harns die Diagnose der subakuten Pansenazidose zu (Staufenbiel 2011). Dagegen sind die Rationsgruppen, deren Rationen NaHCO3 zugegeben wurde, tendenziell in den Bereich der mikrobiellen Pansenfermentationsstörung einzuordnen.