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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Erkennen des Beginns der klinischen Mastitis durch Auswertung der täglichen Aktivitäts- und Milchmengendaten von Milchkühen (2021)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Weise, Susann (WE 7)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2021 — VI, 142 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-104-9
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/30967
    Kontakt
    Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 51843 / 66949
    mikrobiologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Mastitis ist die wirtschaftlich bedeutendste Erkrankung der Milchkuh. Bei der Mastitis des Rindes handelt es sich um eine Faktorenkrankheit. Eine Vielzahl von Einflüssen trägt zu ihrer Entstehung bei und ihre klinische Ausprägung kann divers sein. Mit dem Einzug der Digitalisierung in den Kuhstall wird in precision dairy farming die Möglichkeit gesehen, als Frühwarnsystem (Syndromic Surveillance System) zu dienen. Die Erkennung einer beginnenden Mastitis durch Veränderungen in Milchproduktion bzw. im Verhalten des Rindes kann eine frühzeitige Reaktion und einen Behandlungsvorsprung mit sich bringen, der wiederum eine Relevanz für Tierschutz und Herdengesundheit hat. In der vorliegenden Arbeit wurden individuelle Milchmengen und Aktivitätsvariablen von Kühen in Boxenlaufstallhaltung der Rasse Holstein Friesian aus zwei Milchviehbetrieben (Betrieb 1 mit 1100 und Betrieb 2 mit 400 melkenden Kühen) verwendet und auf Abweichungen in diesen Variablen an den Tagen vor der Diagnose einer klinischen Mastitis untersucht. Dokumentierte Mastitiden in der Herdensoftware DairyComp305 dienten dazu, Mastitisphasen zu erkennen. Die Kühe waren mit dem Aktivitätssensor IceQube von IceRobotics Ltd., South Queensferry, UK, ausgestattet. Nach der Sichtung der absoluten Werte der täglichen Milchmengen und der Aktivitätswerte (Liegezeit, Stehzeit, Schritte, Motion Index, Wechsel von Stehen zu Liegen) an den zehn Tagen vor einer dokumentierten Mastitis wurde für jedes Mastitis-Ereignis eine individuelle prozentuale Abweichung an den fünf Tagen vor dem Mastitis-Ereignis für die genannten Variablen berechnet. Zum einen reduzierten sich die Variablen auf die prozentualen Abweichungen in Milchmenge, Liegezeit und Motion Index, da die Stehzeit umgekehrt proportional zur Liegezeit ist und die Wechsel von Stehen zu Liegen keinen signifikanten Hinweis gaben, mit dem das spätere Auftreten von Mastitis erklärt werden könnte. Zum anderen erwiesen sich die prozentualen Abweichungen dieser Variablen am Tag 2 vor der dokumentierten Mastitis als signifikant verschieden im Vergleich zur Kontrollphase. Die Nutzung der prozentualen Abweichung der Variablen Milchmenge, Liegezeit und Motion Index zur Abgrenzung der Mastitisphasen von Kontrollphasen ergab mit dem hier genutzten Datensatz in Betrieb 1 eine Sensitivität von 70 % und eine Spezifität von 40 %. Für den Datensatz des Betriebes 2 ergab sich bei einer für diesen Betrieb formulierten Grenzwertkombination bei gleicher Sensitivität von 70 % eine Spezifität von 63,6 %. Die Berücksichtigung des Laktationsstadiums auf die Milchmengenabweichung und der Bezug der Einzeltieraktivität zur Gruppenaktivität ergab keinen bedeutsamen Vorteil in der Abgrenzung von Mastitisphasen zu Kontrollphasen. Nach unserem Kenntnisstand wurde bisher keine vergleichbare Anzahl an Tieren mit Euterentzündungen für Analysen über solch einen langen Zeitraum zu diesem Thema herangezogen. Letztendlich bleibt jedoch anzumerken, dass weiterführende Untersuchungen mit detaillierten Informationen (Diagnoseschlüssel) zur Ausprägung der klinischen Mastitis nötig sind. In einem weiteren Schritt wäre ebenfalls zu prüfen, wie sich die hier gewonnenen Erkenntnisse auf die tägliche Arbeit im Kuhstall anwenden lassen.