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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit einer Einstallungsmetaphylaxe in Actinobacillus pleuropneumoniae-Problembeständen mit Tulathromycin per Einmalinjektion (2010)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Kanzenbach, Solveig (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2010 — 132 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-766-4
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2236
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Ziel dieser Feldstudie war es, die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit einer i. m.-Einmalinjektion von Tulathromycin mit der bisher üblichen Futtermedikation von Amoxicillin bzw. Tetracyclin über 7 Tage bei der Einstallung zu vergleichen. Die Untersuchungen wurden von Oktober 2007 bis Mai 2008 in einem Ferkelerzeugerbetrieb (zwei Absetzserien mit 686 Absetzferkeln) und in einem Mastbetrieb (eine Serie mit 603 Mastschweinen) durchgeführt, in denen immer wieder periodisch akute Pleuropneumonien durch Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) auftraten. Bei der Einstallung wurde alternierend nach Buchten bzw. Stallreihen eine einmalige i. m. Injektion mit Tulathromycin oder eine Futtermedikation mit Amoxicillin (im Ferkelerzeugerbetrieb) bzw. mit Tetracyclin (im Mastbetrieb) gemäß vorliegenden Antibiogrammen über 7 Tage durchgeführt. Aus Rücksichtnahme vor dem Tierhalter diente nur jedes 6. (Ferkelerzeuger) bzw. 10. (Mastbetrieb) Tier als unbehandelte Kontrolle (Verlustrisiko). Diese mussten aus platz- und fütterungstechnischen Gründen (Medikation über das Futter) gemeinsam mit den Tulathromycin behandelten Tieren aufgestallt werden. Zielgrößen waren die Art und Häufigkeit von Erkrankungen und Todesfällen, die Wachstumsleistung (Tageszunahme), die Häufigkeit von Rückstellern bei der Ausstallung sowie die Kosten für alle Medikationen während der Aufzucht-/Mastperiode und für die Folgen der Wachstumsverzögerung (Rücksteller). Außerdem wurde bei einer Stichprobe von Aufzuchtferkeln (n=280) das C-reaktive Protein (CRP) im Blut an 4 Terminen (von der Einstallung bis kurz vor der Ausstallung) bestimmt, um Assoziationen zum Herdengesundheitsstatus bzw. zur Metaphylaxewirkung zu überprüfen. Während der Metaphylaxe traten keine Atemwegsinfektionen und Todesfälle auf. Nach Ablauf der Metaphylaxewirkung variierte die Morbidität sporadisch erkrankter Tiere mit unterschiedlichen Symptomen ohne signifikante Gruppenunterschiede zwischen 0 % und 19 % im Verlauf beider Absetzserien und zwischen 1,5 % und 6 % im Verlauf der Mast. Die Mortalitätsraten variierten in der Ferkelaufzucht zwischen 0 % und 5,1 % und in der Mast signifikant (p<0,05) zwischen 1,2 % bzw. 1,6 % (Metaphylaxegruppen) und 9,3 % (Kontrollgruppe). Gegen Ende der 1. Absetzserie, in der 7. Woche, kam es jedoch nur bei der Amoxicillingruppe zu einer akuten APP-Infektion bei 95,3 % der Tiere. Die CRP-Werte in dieser Absetzserie variierten extrem stark zwischen den Gruppen und den Terminen, v. a. der ersten Beprobung und den Folgebeprobungen. Es muss in weiterführenden Studien noch geklärt werden, ob, wie in dieser Studie beobachtet und im Widerspruch zu anderen Untersuchungen, hohe CRP-Werte mit einer guten Abwehrlage bzw. einer guten Metaphylaxewirkung (Tulathromycingruppe) assoziiert sind, und ob niedrige Werte den Inkubationszeitpunkt einer Infektionserkrankung (Amoxicillingruppe) ankündigen. Die täglichen Zunahmen in der 1. Absetzserie waren in der Tulathromycingruppe (0,433 kg) signifikant höher (p<0,05) als in der an APP erkrankten Amoxicillingruppe (0,388 kg). Zu der Kontrolltiergruppe bestand jedoch kein signifikanter Unterschied. Dementsprechend gab es in der Amoxicillin-Gruppe auch signifikant (p<0,001) mehr Rücksteller (24,9 %) als in der Tulathromycingruppe (5,9 %) und der Kontrollgruppe (10,9 %). In der 2. Absetzserie und in der Mast, beide ohne APP-Infektion, waren die Zunahmen aller Gruppen vergleichbar. Die Kosten für die Medikation (Metaphylaxe und alle anderen Behandlungen) und den damit verbundenen Arbeitsaufwand pro Schwein sowie die täglichen Zusatzkosten für Rücksteller waren für die Tulathromycin-Gruppe und Kontrolltiergruppe in der 1.Absetzserie mit APPEinbruch niedriger als für die Amoxicillin-Gruppe. In der 2. Absetzserie und in der Mast war die Amoxicillin- bzw. Tetracylinmetaphylaxe per Futtermedikation insgesamt kostengünstiger als die Tulathromycinmetaphylaxe per Einmalinjektion. Bei den Mastschweinen lag dies insbesondere an den größeren Injektionsvolumina und einem höherem Arbeitsaufwand für die i.m.-Applikation. Ob sich diese Kosten bei einer starken APP-Exposition in der Mast relativieren oder wie in der Ferkelaufzucht möglicherweise auch umkehren, muss in weiteren Studien abgeklärt werden. Der gute Gesundheits- und Leistungszustand der Kontrolltiere, die mit den Tulathromycin - behandelten Tieren in einer gemeinsamen Bucht gehalten wurden, könnte auf die mit der Metaphylaxe einhergehenden Senkung des Infektionsdruckes und das damit verbundene niedrigere Ansteckungsrisiko zurückgehen. Unter Vorbehalt der spezifischen Bestandssituation in dieser Feldstudie ist schlussfolgernd bei stark APP-exponierten Absetzferkeln eine Einmalinjektion von Tulathromycin als Einstallungsmetaphylaxe wegen der sichereren Dosierung und der langanhaltenden Wirkung von bis zu 15 Tagen, sowie deren nachhaltigen Wirkung (Hämophilus parasuis) effizienter und kostengünstiger als eine orale Medizinierung mit Amoxicillin über 7 Tage.