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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Untersuchungen zum Vorkommen von aviären Influenzaviren bei synanthropen Tauben, bei Beizvögeln, deren Beutewild sowie bei Falknern (2010)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Kohls, Andrea (WE 15)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2010 — V, 184 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-776-3
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12373
    Kontakt
    Nutztierklinik: Abteilung Geflügel

    Königsweg 63
    14163 Berlin
    +49 30 838 62676
    gefluegelkrankheiten@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Das erste Ziel der vorliegenden Studie beinhaltete epidemiologische Untersuchungen zum Vorkommen von AIV bei Stadt- und Wildtauben in Deutschland. Hierzu wurden 152 Stadttauben (Columba livia form. urbana) aus Berlin, 103 aus Hamburg, 113 aus München und 40 Tauben aus Hannover gefangen und beprobt. In keinem der untersuchten 408 Kloaken- und 322 Trachealtupfer der Stadttauben konnte mittels Realtime Reverse Transkriptase PCR (RT-qPCR) und Virusisolierung im SPF-Hühnerei (VI) AIV nachgewiesen werden. Als Nebenbefund konnte allerdings mittels VI bei drei Stadttauben aus Berlin ein taubenspezifisches aviäres Paramyxovirus vom Serotyp 1 (APMV-1) isoliert und im Hämagglutinationshemmtest (HAH) sowie mittels APMV-1-spezifischer RT-qPCR identifiziert werden. Bei der gleichzeitigen Untersuchung von 364 Seren der Stadttauben mittels kompetitiven, speziesübergreifenden Influenza A-ELISA und Agargelpräzipitationstest (AGP) wurden weder Antikörper gegen AIV, noch mittels HAH spezifische Antikörper gegen die AIV-Subtypen H5 und H7 gefunden. Gleichzeitig wurden von 170 erlegten Wildtauben (Ringeltauben (Columba palumbus)) aus Nordrhein-Westfalen analoge Proben (170 Kloaken- und Trachealtupfer, 123 Seren) untersucht. Im Unterschied zu den Stadttauben konnte mittels ELISA, nicht jedoch mittels AGP, in den Seren von zwei Wildtauben Antikörper gegen AIV festgestellt, das Vorliegen der Subtypen H5 und H7 jedoch ausgeschlossen werden. Eine nachfolgende Auswertung der nationalen Wildvogeldatenbank in Zusammenarbeit mit dem Institut für Epidemiologie des Friedrich Loeffler-Instituts (Wusterhausen/Dosse) wies ebenfalls keine AIVNachweise während dieses Zeitraumes (2006 bis 2008) bei Tauben auf. Somit kann auch nach dem Auftreten von HPAIV H5N1 in Deutschland Tauben bislang keine wesentlich Rolle in der Verbreitung aviärer Influenzaviren zugesprochen werden. Ein Risiko für den Menschen, ausgehend von Stadt- und Wildtauben, konnte aus dieser Studie ebenso wenig abgeleitet werden. Der zweite Teil der Arbeit ging der Frage nach, ob von der Ausübung der Falknerei ein generelles Risiko für die Verbreitung von AIV ausgeht und ob Falkner einem höheren Risiko ausgesetzt seien, mit diesen in Kontakt zu kommen. Hierzu wurden in einem bundesweiten Feldversuch über zwei Jagdsaisons (2006/2007 und 2007/2008) 1080 gebeizte (mit einem Greifvogel erjagte) Beutetiere mittels RT-qPCR und Virusisolierung im SPF-Hühnerei untersucht. Aus insgesamt 1080 Kloakentupfern und 1012 Trachealtupfern konnte mittels RTqPCR, nicht aber mittels Virusisolierung im SPF-Hühnerei, in fünf Kloakentupfern und drei Trachealtupfern Influenza A Virus-spezifische RNA nachgewiesen werden welche von drei Möwen (Laridae sp.) und zwei Stockenten (Anas platyrhynchos) stammten. Die positiven Proben entsprachen 4,1 % der 74 Möwenproben sowie 3,8 % der 53 Entenproben. Die nachfolgende Subtypisierung mittels RT-qPCR, RT-PCR und Microarray erbrachte einmal H13N6 und zweimal N6 bei den Möwen (der H-Typ konnte für zwei Möwen nicht ermittelt werden) und H3N2 sowie eine Doppelinfektion mit H3N2 und H9N2 bei den Enten. Beim Vergleich der eigenen Daten bezüglich der AIV-Nachweise der Beutetiere mit solchen aus der nationalen Wildvogeldatenbank und der Literatur über das Vorkommen von AIV bei Wildvögeln, konnte festgestellt werden, dass Beizvögel trotz ihres selektiven Jagdstils nicht vermehrt mit AIV in Kontakt kommen, als aufgrund der allgemeinen Verbreitung von niedrigpathogenen aviären Influenzaviren (NPAIV) im Wildvogelreservoir zu erwarten gewesen wäre. In 37 Kloakentupfern, 40 Choanentupfern und 51 Seren der 54 Beizvögel konnten keine Hinweise auf derzeitige oder zurückliegende Infektionen mit AIV aufgezeigt werden. Um das Risiko der Falkner zu bewerten wurde mittels eines Fragebogens deren Jagdtätigkeiten ausgewertet und eine gleichzeitige serologische Untersuchung durchgeführt. Obgleich alle Falkner Antikörper gegen Influenza A Viren aufwiesen, konnten solche gegen H5, H7, H9 und H13 nicht festgestellt werden. Somit wies diese Studie kein höheres Risiko für Falkner nach, sich durch die Ausübung der Beizjagd mit AIV zu infizieren, als für die restliche Bevölkerung ohne Wildvogelkontakt. Ebenso wenig ging aus dieser Studie hervor, dass Beizvögel eine Rolle als epidemiologischer Link zwischen AIV-infizierten Wildvögeln und dem Menschen spielen. Die Falknerei trägt, wenn überhaupt, nur in einem sehr geringen Maße zur Verbreitung von AIV in Deutschland bei.