Oertzenweg 19 b
14163 Berlin
+49 30 838 62299 / 62300
pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de
In der vorliegenden Studie wurden 28 Pferde unterschiedlicher Rassen im Stand der Ruhe einer auskultatorischen, einer digital-phonokardiographischen und einer echokardiographischen Untersuchung unterzogen. Nach der auskultatorischen Untersuchung konnten die 28 Pferde in vier Gruppen eingeteilt werden. Der ersten Gruppe war lediglich ein herzgesunder Proband zuzuordnen. Dieser Proband diente der Darstellung eines Phonokardiogramms mit dem Meditron Analyser 4.0 (der Firma Welch Allyn) ohne Herzgeräusch. Die zweite Gruppe umfasste Patienten mit diastolischen Herzgeräuschen (n = 10). Die dritte Gruppe rekrutierte sich aus Pferden mit systolischen Herzgeräuschen (n = 12). Pferde mit diastolischen und zugleich auch systolischen Herzgeräuschen waren in der vierten Gruppe zusammengefasst (n = 5). Zwei Pferde aus der zweiten Gruppe und drei Pferde aus der dritten Gruppe wiesen im Phonokardiogramm besondere Befunde auf, durch die sie sich von den anderen Tieren aus der jeweiligen Gruppe abgrenzten. Diese fünf Tiere erhielten in Einzelfalldarstellungen zusätzlich eine gesonderte Betrachtung (diastolisches Herzgeräusch (HG) mit stärkerer Variation der Intensität, spindelförmiges HG im AV-Block zweiten Grades bei sonst praesystolischem HG, funktionelles HG neben einem systolischen Regurgitationsgeräusch, Geräuschvariationen beim Vorhofflimmern, durch eine Fallotsche Tetralogie verursachte HG). Die echokardiographische Untersuchung diente dazu, den „Ist“-Zustand des Herzens zu evaluieren und umfasste Standardschnittbilder im B-Mode, Kontraktilitätsmessungen im M Mode und Doppleruntersuchungen. Hierbei wurden zum einen die Schließfähigkeit der Herzklappen mit dem Farbdoppler und zum anderen die an den insuffizienten Herzklappen befindlichen Rückflussgeschwindigkeiten mit dem CW-Doppler gemessen. Mit Hilfe der Echokardiographie ließen sich in der zweiten Gruppe fünf Tiere mit hgr. Aorten-klappeninsuffizienz (AVI), vier Pferde mit mgr. - hgr. AVI und ein Proband mit einer ggr. AVI diagnostizieren. Die Gruppe der Tiere mit den systolischen HG setzte sich aus folgenden Klappenerkrankungen zusammen: fünf mgr. Mitralklappeninsuffizienzen (MVI), eine ggr. - mgr. MVI, vier Pferde mit ggr., mgr., ggr. - mgr. bzw. mgr. - hgr. Trikuspidalklap-peninsuffizienz (TVI) bei zusätzlicher Lungenerkrankung (Lungenabszess, COB und zwei Tiere mit einer interstitiellen Pneumopathie), ein Pferd mit einer mgr. - hgr. TVI und einer hgr. MVI. Ein Fohlen war gekennzeichnet durch die echokardiographischen Befunde einer Fallotschen Tetralogie. Alle Pferde wurden einer phonokardiographischen Untersuchung unterzogen. Der Meditron Analyser ermöglicht das simultane Aufzeichnen von EKG und PKG. Dabei erfolgten bei jedem Patienten Aufzeichnungen von der linken Seite an den Puncta maxima der Mitralklappe, der Aortenklappe und der Pulmonalklappe sowie von der rechten Seite an der Trikuspidalklappe. Die objektiv dargestellten Herzgeräusche wurden mit Hilfe der visuellen Mustererkennung ausgewertet. Dabei wurden folgende Kriterien beurteilt: die Puncta maxima, die Frequenz, die Herzzyklusphase, die Charakteristik und die Intensität des Herzgeräusches. Die Intensität des Herzgeräusches wurde anhand der Amplitude semiquantitativ bestimmt. Bei deskriptiver Vorgehensweise war es Ziel der Studie, die Aussagekraft und die Nützlichkeit der digitalen Phonokardiographie zu untersuchen. Die Auskultation besitzt einen hohen Stellenwert in der Herzdiagnostik, deren Nutzen durch die Phonokardiographie ergänzt wer-den kann. Es wurden die Einflussfaktoren diskutiert und beurteilt, die sich auf die Darstellung der Herzgeräusche auswirken. Besonderes Augenmerk galt der auskultierten Intensität und der phonokardiographierten Amplitude der Herzgeräusche in Relation zur Schwere der Herzklappenerkrankung. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Intensität und die Amplitude den Grad der Klappenerkrankung nicht immer widerspiegeln. Es wurde zudem deutlich, dass die Herzgeräusche mit dem Blutstrom fortgetragen werden. Daraus folgt, dass die Puncta maxima nicht als fixe Punkte anzusehen sind, sondern dass man zutreffender von Auskultationsarealen sprechen sollte. Auch müssen die HG einer insuffizienten Klappe nicht unbedingt am lautesten über dieser Klappe zu auskultieren sein.