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Als Erkrankung des Ellbogengelenkes wird der fragmentierte Processus coronoideus medialis ulnae (FCP) häufig schon bei jungen Hunden als Ursache für chronische Lahmheiten der Schultergliedmaße bei prädisponierten Rassen diagnostiziert. Im Rahmen der Osteoarthritis führt die Entwicklung von degenerativen Gelenkveränderungen bereits frühzeitig zur Schmerz- und Bewegungseinschränkung der Hunde. Derzeit existieren keine bildgebenden Verfahren, die eine Frühdiagnose der Osteoarthritis ermöglichen und die auch für Verlaufsuntersuchungen zur Beurteilung der Progression von Knorpelschäden herangezogen werden können. Die Analyse von knorpelspezifischen Biomarkern, die bisher noch auf experimentelle und pre-klinische Studien begrenzt ist, könnte daher eine wertvolle Ergänzung zur klinischen und bildgebenden Diagnostik darstellen. Ziel dieser Studie war die Untersuchung der Aktivitäten der MPO, MMP-2 und MMP-9 sowie der Konzentrationen von CTX-II, C2C und CPII auf ihren potentiellen Einsatz als biochemische Marker in der Diagnostik der Osteoarthritis infolge des FCP beim Hund. Weiterhin wurde untersucht, ob diese Biomarker Aussagen zur Beurteilung des Grades der Gelenkdestruktion und zum Verlauf der Erkrankung erlauben. Synovia- und Serumproben wurden von 159 an einem FCP erkrankten Tieren am Tag der Arthroskopie gewonnen. Einige Proben wurden in Verlaufsuntersuchungen nach 4 und 12 Wochen analysiert. Kontrollproben entstammen von röntgenologisch unauffälligen Tieren. Der Schweregrad der Osteoarthritis bei Tieren mit einem FCP wurde röntgenologisch in Anlehnung an die Kriterien der International Ellbow Working Group (IEWG) sowie arthroskopisch nach der modifizierten Outerbridge Klassifikation beurteilt. Im Verlauf dieser Studie wurde die Notwendigkeit einer altersabhängigen Untersuchung der Biomarker des Kollagenstoffwechsels deutlich. Da für die CTX-II-Konzentration und die MMP-2-Aktivität starke altersabhängige Unterschiede in den Tieren ermittelt wurden, erfolgte die Analyse dieser Biomarker in 2 Altersgruppen (≤ 12 Monate, > 12 Monate). Der Einfluss des Alters konnte bei der Analyse der MMP-9- und MPO-Aktivität sowie der C2C- und CPII-Konzentration vernachlässigt werden. Mittels MPO- Aktivitätsassay wurde sowohl in der Synovia als auch im Serum eine signifikant höhere MPO-Aktivität von Tieren mit FCP im Vergleich zu Kontrolltieren nachgewiesen. In Abhängigkeit vom IEWG-Grad und modifizierten Outerbridge-Grad konnte kein signifikanter Unterschied ermittelt werden. In der Gelatine- Zymographie wurde in der Synovia von Gelenken mit FCP eine höhere MMP-2- und MMP-9-Aktivität im Vergleich zu Kontrollgelenken nachgewiesen. Eine genaue Quantifizierung erfolgte mittels Aktivitäts-Immuno-Assays. Die MMP-9-Aktivität in der Synovia erkrankter Gelenke war im Vergleich zu Kontrollgelenken signifikant erhöht. Die MMP-2-Aktivität war in der Altersgruppe > 12 Monaten in der Synovia erkrankter Gelenke signifikant höher im Vergleich zu Kontrollen. Die knorpelabbauenden (CTX-II und C2C) und knorpelaufbauenden (CPII) Marker des Kollagen-Typ-II Stoffwechsels wurden mittels Immunoassays bestimmt. Zwischen der synovialen C2C-Konzentration von Kontrollgelenken und erkrankten Gelenken wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt. Beim Vergleich von erkrankten Gelenken mit kontralateralen gesunden Gelenken desselben Tieres konnte eine signifikant höhere synoviale CTX-II-Konzentration ermittelt werden. In der Altersgruppe > 12 Monate konnte in der Synovia ein signifikanter Unterschied innerhalb der IEWG Grade mit höheren CTX- IIKonzentrationen bei stärkeren röntgenologischen Veränderungen nachgewiesen werden. Die CPII-Konzentration in der Synovia war signifikant höher in Gelenken mit FCP im Vergleich zu Kontrollgelenken. Postoperative Verlaufsuntersuchungen in der Synovia zeigten nach einem signifikanten Anstieg von Zellzahl, Proteinkonzentration, MMP-2-Aktivität sowie von CTX-II- und C2CKonzentrationen nach 4 Wochen einen Abfall nach 12 Wochen. Für einzelne Tiere wurden niedrigere Werte im Vergleich zur Ausgangskonzentration ermittelt. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die Aktivität der MPO, MMP-2 und MMP-9 sowie die CPII-Konzentration Gelenkveränderungen in der Synovia widerspiegeln und als zusätzliche Parameter in der Diagnostik der Osteoarthritis infolge des FCP beim Hund herangezogen werden können. Erste Ergebnisse von Verlaufsuntersuchungen weisen auf die potentielle Eignung dieser Biomarker für die Therapiekontrolle beim FCP hin.