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Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Vorkommen von Methicillin-resistenten Staphylokokken (MRS) und Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) in Mastputenbeständen sowie bei Personen dieser Betriebe zu ermitteln. MRSA Für den Nachweis von Methicillin-resistenten Staphylokokken (MRS) wurden Kloaken- und Trachealtupferproben von insgesamt 200 Mastputen und Staubproben aus 20 Putenställen sowie Nasentupferproben von 59 Personen dieser Betriebe entnommen. Die Untersuchungen wurden gemäß den Vorgaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) auf der Grundlage der Entscheidung der Kommission 2008/55/EG mit Hilfe einer Kombination aus nicht selektiver Voranreicherung, selektiver Anreicherung und anschließender Kultivierung auf einer selektiven, chromogenen Agarplatte durchgeführt (Anon, 2008a; BfR, 2009). Die Identifizierung von Gattung und Spezies wurde mittels Fourier-Transformations- Infrarotspektroskopie (FT-IR) und der Nachweis des mecA-Gens mittels Real-Time PCR durchgeführt. Anschließend wurden die mecA-Gen tragenden Isolate molekularbiologisch mittels spa- und SCCmec-Typisierung charakterisiert. Bei je einem Isolat jedes identifizierten spa-Typs wurde zusätzlich der MLST-Typ bestimmt. Nachgewiesen werden konnte MRSA bei 71,5% (143 von 200) der untersuchten Puten in insgesamt 90% (18 von 20) der Betriebe. Bei allen 18 positiven Betrieben ergab auch stets die Staubtupferprobe ein MRSA-positives Ergebnis. Somit kann eine Vereinfachung des Nachweises von MRSA-Keimen in Beständen bei Puten durch die Entnahme von Staubtupferproben mit ausreichender Sicherheit erreicht werden. Von den MRSA-positiven Tieren konnten 90,2% über eine alleinige Trachealtupferprobenentnahme als MRSA-positiv identifiziert werden. Dies ermöglicht beim Einzeltier den Nachweis von MRSA durch die ausschließliche Untersuchung einer Trachealtupferprobe. Zusätzlich zu MRSA- Keimen traten in elf Betrieben auch MRSASA (Methicillin-resistente Staphylokokken, ausgenommen S. aureus) auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Mastputen nicht nur erheblich mit MRSA, sondern auch - wenn auch deutlich geringer - mit MRSASA-Keimen belastet waren. Von den 59 mittels Nasentupferproben untersuchten Personen erwiesen sich 22 (37,3%) als Träger von MRSA und acht Personen (13,5%) als Träger von MRSASA. Betrachtet man den Nachweis von MRSA unter Berücksichtigung der Frequenz des Aufenthaltes in den Putenstallungen so war die Chance der Besiedlung mit MRSA bei Personen, die sich regelmäßig in Putenställen aufhielten, im Vergleich zu Personen, die sich nur selten oder nie in Putenställen aufheilten, deutlich erhöht (OR = 3,43). Bei den beprobten Personen konnten ausschließlich und bei den beprobten Puten überwiegend MRSA-Isolate isoliert werden, die dem Sequenztyp ST398 und damit den livestock-associated MRSA (laMRSA) zugeordnet werden. VRE Für den Nachweis von VRE-Keimen wurden Kloakentupferproben von 200 lebenden Puten und Staubtupferproben aus 20 Mastputenställen sowie von 59 Personen dieser Betriebe Nasentupferproben in diese Studie einbezogen. Der Nachweis der VRE- Keime wurde nach der von Ellerbroek et al. (2004) beschriebenen Methode durchgeführt, die ein Anreicherungsverfahren mittels Chromocult-Enterokokken- Bouillon mit anschließender Kultivierung auf einem mit Vancomycin supplementierten Selektivagar kombiniert. Die Identifizierung der Enterokokken erfolgte mit Hilfe biochemischer Parameter nach Angaben von Ruoff et al. (2003) und der Nachweis der vanA-, vanB1/2/3-, vanC1- und vanC2/3- Resistenzgene mittels Real-Time PCR. VRE-Keime konnten bei 27% (54 von 200) der untersuchten Puten in insgesamt 75% (15 von 20) der untersuchten Mastbetriebe nachgewiesen werden. Bei 93,3% der positiven Betriebe ergab die gepoolte Staubtupferprobe ein VRE-positives Ergebnis. Das Spektrum nachgewiesener VRE-Resistenzgene beschränkt sich in der vorliegenden Studie ausschließlich auf das vanA-Gen (17,6%, 12 von 68) und das vanC1-Gen (82,4%, 56 von 68). Nicht nachgewiesen werden konnten die in die Untersuchungen einbezogenen Resistenzgene vanB1/2/3 und vanC2/3. Obwohl zu einem hohen Anteil VRE-Keime in den Staubproben nachweisbar waren, konnten bei keiner der 59 beprobten Personen VRE-Keime in Nasentupferproben isoliert werden.